Europa

Konjunktur, Nullzinspolitik und Rezession

Was hatte man in Deutschland in Wirtschaftskreisen nicht diskutiert und spekuliert, ob die Konjunktur in Deutschland in eine techischen Rezession fällt, also die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft. Es ist nicht geschehen: auf minus 0,2 Prozent im zweiten Quartal folgte ein Miniplus von 0,1 Prozent beim deutschen BIP. Damit ist sowohl das Szenario einer technischen Rezession als auch das einer großen Rezession im Jahr 2019 vom Tisch. Das bisherige Aktien-Superjahr wird wohl mit einem Konjunkturplus von 0,5 Prozent abschließen. Aber ist damit alles schon wieder „paletti“? Könnte uns nicht eine längere Auseinandersetzung mit dem Wort „Rezession“bevorstehen?

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Konjunktur: Deutschland vor längeren Phase niedrigen Wachstums?

Das Land der Automobilindustrie und des Maschinenbaus steht in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen und Umbrüchen, die stark auf die Konjunktur einwirken: Technologisch mit dem Wandel ins Digitalzeitalter mit dem Problem stetig geringer werdenden Produktivitätswachstums sowie mit den Langzeitfolgen der Niedrigzinspolitik, die nicht nur ein deutsches Problem sind.

All das hat gravierende Folgen, deshalb liefert uns Japan bereits seit Jahren ein Musterbeispiel dafür, was uns bevorstehen könnte, insbesondere durch den demografischen Wandel: Die geburtenstarken Jahrgänge Deutschlands aus den frühen 1960-ern tretenen bald den Ruhestand an. Den Gipfel erklommen hatte der Jahrgang 1964 mit 1,357 Millionen Geburten, schon ab 1965 ging es deutlich abwärts. Zum Vergleich: 2018 hatten wir in Deutschland noch 786.500 Geburten, 10 Jahre zuvor noch einmal 100 000 weniger.

Diese Arbeitskräfte werden nicht nur zunehmend der Wirtschaft fehlen – auch die bereits zur Rente anstehenden Jahrgänge um 1955 zählen noch deutlich über einer Million Menschen – sondern werden durch ihre veränderte Situation auch an den Kapitalmärkten vermisst werden. Sie werden entsparen müssen und damit noch Druck auf die Märkte ausüben.

Was bedeutet das für Konjunktur und dem Kampf gegen Rezession?

Wir haben es bereits in diesem Jahr und auch schon Ende 2018 erlebt. Bereits kleine Abweichungen im Verlauf der Konjunktur führen bei einer schwach verlaufenden Wirtschaft zur Gefahr einer Rezession – als ob ein oder zwei Zehntel einen großen Unterschied in der Gesamtwirtschaft ausmachten. Der Bürger hätte sicher keine Änderung festgestellt, wäre die deutsche Wirtschaft in Q3 um ein Zehntel geschrumpft.

Aber das böse R-Wort (Rezession) hätte die Runde gemacht, in Funk und Fernsehen, im In- und Ausland. Mit Reaktionen an den Börsen und vor allem mit Reaktionen in den Unternehmen. Wirtschaft ist zu einem Großteil Psychologie, das wusste schon der Vater der sozialen Marktwirtschaft, Ludwig Erhard. Und wenn sich die Wirtschaftssubjekte auf eine Rezession einstellen, würde durch vorsorgliche (Kauf-)Zurückhaltung eine „Self Fulfilling Prophecy“ eintreten.

Genau in solche Situationen könnten wir in nächster öfters Zeit gelangen, darauf hat Professor Straubhaar in einer Kolumne in der gestrigen Ausgabe der „Welt“ hingewiesen: „Schafft die Debatte über Rezession ab!“ Bei einem so niedrigen Wachstum wie derzeit führt schon eine kalendarische Besonderheit zur Verzerrung. Das Jahr 2020 hat durch die Konstellation von Feiertagen mehr Arbeitstage als 2019, so dass das Wachstum selbst bei sonstiger Stagnation um 0,4 Prozent höher ausfallen wird als in diesem Jahr. Der Effekt dürfte dann 2021 wieder ins Gegenteilige umschlagen: in diesem Fall hätten wir bei gleicher Wirtschaftslage Rezession.

In diesem Zusammenhang ging Straubhaar auf die unselige Rolle der Notenbanken ein, die durch ihre Zinspolitik ein Steuerungselement der Marktwirtschaft zerstört hätten: nämlich das natürliche Wechselspiel von Angebot und Nachfrage, welches zu natürlichen Zyklen von Auf- und Abschwung führt. Damit wären wir wieder beim Thema der Nullzinspolitik, die ungewollt zur Zombifizierung von Teilen der Wirtschaft führt.

 

Fazit

Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank hat zu einer Situation geführt, die stark an Japan erinnert. Niedrige Zinsen, niedrige Produktivität, niedrige Inflation, niedrige Aktienmarktrenditen und demografische Probleme. 30 Jahren nach dem Immobiliencrash in Japan stehen die Aktienmärkte dort immer noch um die 40 Prozent unter ihren damaligen Fantasieständen. Trotz erheblicher staatlicher Stimuli und ewigen Niedrigzinsen.

Und da liegt meiner Meinung nach ein Riesenproblem für eine Volkswirtschaft. Der Zins, wenn er am Markt bestimmt wird, hat entscheidenden Einfluss auf die Wirtschaft und die Aktienmärkte. In Deutschland jedenfalls gibt es seit Jahrzehnten eine direkte Korrelation zwischen den Renditen am Rentenmarkt und denen an den Aktienmärkten. Für die Übernahme von Risiko bekam man bei den Dividendentiteln eine etwas höhere Rendite.

Bei der zu erwartenden Niedrigzinspolitik von Madame Lagarde stünde uns dann eine längere Dürrephase an den Märkten bevor, Aktieneinbruch mit eingeschlossen. Dann wäre auch das Thema Rezession – ja oder nein – ein Dauerthema. Vielleicht hat das von mir beschriebene Szenario auch schon begonnen. Der Dax stand im April 2015, also vor über viereinhalb Jahren auch schon bei 12390 Punkten, nicht sehr viel tiefer als heute. Damals gab es aber noch Zinsen am lang laufenden Rentenmarkt. Und heute?

Die Konjunktur in Deutschland im Umfeld von Nullzinsen und Demografie



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