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Kryptowährungen und Notenbanken: Ein gestörtes Verhältnis

Ewald Nowotny ist nicht nur Gouverneur der österreichischen Notenbank, sondern auch Ratsmitglied der EZB. Damit spricht er auch für die EZB. Von daher ist es kaum verwunderlich, dass Nowotny in Sachen Kryptowährungen...

FMW-Redaktion

Ewald Nowotny ist nicht nur Gouverneur der österreichischen Notenbank, sondern auch Ratsmitglied der EZB. Damit spricht er auch für die EZB. Von daher ist es kaum verwunderlich, dass Nowotny in Sachen Kryptowährungen eine klare Linie fährt. Jüngst äußerte er sich dazu auf der „Gewinn-Messe“ in Wien. Die Entwicklung rund um das Thema Bitcoin sei zutiefst unseriös und gefährlich, so Nowotny. Zutiefst unseriös? Hat da jemand vielleicht das Problem, dass die subjektive Sichtweise den Blick auf das Gesamtbild verstellt?

Gewiss, auch wir sehen Bitcoin und Co mehr als kritisch. Und es mag sein, dass diese riesige Blase irgendwann zusammenkracht, um dann erneut Anlauf zu nehmen. Aber die Idee einer dezentralen Währung, die von keiner Regierung und keiner Notenbank reguliert wird, ist etwas, vor dem sich Notenbanker wohl zurecht fürchten. Denn bisher hatten sie das Monopol auf Geld. Die Technologie wirkt ausgereift. Beängstigend scheint sie unter anderen zu sein, weil damit wirklich anonym Geld von A nach B verschoben werden kann, und weil die Notenbanker nur zuschauen, aber nichts dagegen machen können. Solange es noch freies Internet und zumindest eine Offshore-Insel auf dem Planeten ohne Kryptowährungs-Verbot gibt, haben die Notenbanken ein zunehmendes Problem.

Warum regt sich Nowotny gerade jetzt über Bitcoins auf? Nun, er spricht konkret an, dass die österreichische Post in ihren 1800 Filialen mit dem Partner „bitpanda to go“ Kryptowährungen wie Bitcoins anbiete. Er sei verwundert, dass die Post dies mache. Die Post würde damit rechtliche Risiken eingehen, die sich der Postvorstand sehr wohl überlegen solle. Nowotny sagte dazu auch, dass Bitcoins keine Währung seien. Auf diese Aussage legte übrigens auch schon die deutsche Bundesbank wert! Laut Nowotny seien Bitcoins nur eingeschränkt als Zahlungsmittel verwendbar, da hierfür keine Annahmepflicht bestehe.

Bitcoins seien Spielsteine für Wetten, so seine Worte. Man plane in Österreich noch keine konkreten Maßnahmen gegen Bitcoins, aber man werde verhindern, dass Österreich ein Hafen für all jene werde, die bei Kryptogeld in Deutschland nicht zum Zuge gekommen seien. Bitcoins seien ok für Vergnügen und Nervenkitzel. Sie seien ein Spiel, wo nichts dahinter stehe, so Nowotny. Was hört man da raus? Wahrscheinlich die nachvollziehbare Sichtweise eines Notenbankers, der sich nicht vorstellen kann, dass sich Menschen unabhängig von Notenbanken und Staaten eigene Zahlungsmittel schaffen, die technologisch ausgereift sind.

Das muss in der Tat ein Horror für Notenbanker sein… was wäre wenn? Wenn sich so ein Trend durchsetzt? Das pulverisiert den (gottgegebenen?) Exklusivitätsanspruch der Notenbanker auf Geld, Geld drucken, Geldmenge regulieren, Zinsen, Geldfluss usw. Die deutsche Bundesbank sagte dazu schon, dass Kryptowährungen keineWertaufbewahrungsmittel seien. Man werde die Bürger aber nicht davon abhalten hierin zu spekulieren. Sie müssten sich aber bewusst sein, welche enormen Risiken sie in diesen spekulativen Geldanlagen eingingen, so sinngemäß die Aussagen der Bundesbank.

Nowotny hatte noch eine allgemeine Aussage parat, die aber auch ein Wink in Richtung Kryptowährungen sein kann. So sagte er, dass alles im Interesse der österreichischen Nationalbank sei, was der Stabilität diene. Das sagt doch alles, oder? Kryptowährungen, die in keiner Weise von einer Regierung oder eine Notenbank reguliert werden können, sind genau das Gegenteil von Stabilität, zumindest staatlich regulierter Stabilität. Es geht nur darum, wie man das Wort definiert. Notenbanker meinen damit wohl die Beeinflussbarkeit so eines Instruments durch die Notenbank.

Was man nicht beeinflussen kann, ist auch nicht stabil? Lautet so der Umkehrschluss? Es scheint die „alte Denkweise“ der Notenbanker zu sein, die sich immer noch nicht vorstellen können, dass Menschen Zahlungsmittel akzeptieren, die ganz ohne Staat und Notenbank geschaffen wurden. Das sagen wir, ohne zu wissen, dass Bitcoins und Co heute schon verlässliche Zahlungsmittel darstellen… aber der Weg dorthin scheint machbar zu sein.




Ein Bitcoin-Geldautomat
Foto: Martin E. Walder – Own work, CC BY-SA 3.0,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35767746

Quelle: finanzen.at



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2 Kommentare

  1. „Denn bisher hatten sie (die Notenbanken) das Monopol auf Geld.“

    Haben sie nach wie vor.

    „Das pulverisiert den (gottgegebenen?) Exklusivitätsanspruch der Notenbanker auf Geld, Geld drucken, Geldmenge regulieren, Zinsen, Geldfluss usw“.

    Überhaupt nicht! Es können nur deshalb BitCoins überhaupt gekauft werden, weil die Notenbanken so sehr viel überschüssiges Notenbankgeld zur Verfügung stellt. Täten sie das nicht, wär Ende, Aus, Nikolaus.
    Siehe auch unten.

    BitCoins sind keine Währung, sie sind ein Nichts. Sie sind eventuell ganz entfernt mit Sammelobjekten wie Gemälde alter Meister und dergleichen vergleichbar. Die werden von vielen auch nicht gekauft, um sie anzuschauen sondern sie werden in Erwartung einer weiteren Wertsteigerung in Tresorräumen verwahrt. Und trotzdem hat man bei den Kunstobkjekten immerhin noch was Greifbares, was Reales. BitCoins könnte man womöglich mit Finanzderivaten auf eine Stufe stellen.

    Nochmal zur Geldmenge und Notenbankmonopol.
    Würden die Notenbanken die Geldmenge mal so drastisch zurückfahren, dass das Volumen exakt den vorhandenen Realwerten entsprechen würde, bliebe kein Cent mehr übrig für virtuelle Anlagen. Das heißt BitCoin=Null.

    Ob der Bitcoin vor einem halben Jahr 1500 Dollar gekostet hat oder ob er jetzt mit 6000 bewertet wird – dadurch hat sich die weltweite Geldmenge nicht verändert. Und wenn er morgen nur noch einen Cent wert wäre, bliebe die von Notenbanken kontrollierte Geldmenge trotzdem unverändert.

  2. Was hindert Notenbanken, den Spieß umzudrehen und die diversen Kryptosorten (nebenbei auch die klassischen Währungen!) kalt zu entwerten, indem sie eigene, goldgedeckte (!) Kryptowährungen etablieren. Das konventionelle Bankgeschäft erhielte ein neues Geschäftsfeld – und der Gold-Krypto-Peg ließe sich nach Belieben „dynamisieren“. Gold im Privatbesitz wäre dann obsolet.

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