Während unser heimischer Dax in den letzten Tagen den Rückwärtsgang eingelegt hat, halten sich die US-Börsen auf hohem Niveau. Der Technologie-Index Nasdaq 100 konnte im gestrigen Handel sogar sein Jahreshoch vom 16. Juni bei 15.280 Punkten erreichen. Es fehlten lediglich fünf Punkte für einen neuen Höchststand. Erst mit der Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Fed-Sitzung kam schließlich etwas Schwäche auf. Dennoch reichte es am Ende für den höchsten Schlusskurs in diesem Jahr bei 15.208 Zählern. Seit Jahresbeginn liegt der Nasdaq damit sagenhafte 40 Prozent im Plus.
Angesichts des KI-Booms und der Aussicht auf ein baldiges Ende des aggressiven Zinserhöhungszyklus hat sich die Stimmung an der Wall Street sichtlich aufgehellt. Die Anleger kamen in Scharen zurück an die Aktienmärkte, nachdem die Börsen im letzten Jahr wegen der Zinssorgen abgerutscht waren. Es sind vor allem die großen Technologie-Werte wie Microsoft, Nvidia, Apple und Tesla, die massive Zuflüsse verzeichnen. Die Gier ist inzwischen extrem, wie der Fear & Greed Index zeigt. Zudem sind die US-Börsen stark überkauft, insbesondere der technologielastige Nasdaq. Nach einem Anstieg von über 40 % in diesem Jahr wäre doch eine Verschnaufpause mal angebracht, oder?
US-Börsen: Pro und Kontra
Trotz einiger Warnsignale – sehr hohe Bewertungen bei Big Tech, rückläufige Gewinnmargen, verschärfte Finanzbedingungen und eine sich anbahnende Rezession – überwiegt der Optimismus bei den Anlegern. Ganz abwegig ist das jedenfalls nicht, denn die hohe Inflation in den USA hat sich zuletzt merklich abgeschwächt und die Wirtschaftsdaten sind größtenteils robust. Bislang deutet nur der Industriesektor eine Kontraktion an, während der Dienstleistungssektor weiterhin gut läuft. Zudem hat sich die Stimmung der US-Verbraucher im Juni deutlicher als erwartet aufgehellt, wie die Daten des Konsumklimas der Uni-Michigan gerade erst gezeigt haben.
Für die US-Börsen wie den marktbreiten S&P 500 und Nasdaq bleibt die Situation dennoch undurchsichtig. Auffällig ist die problematische Marktbreite der Rally, denn sie wird hauptsächlich von wenigen Aktien getragen. Zudem deutet die stark invertierte Zinskurve auf eine Rezession hin. Andererseits hält sich die US-Konjunktur tapfer trotz der restriktiven Geldpolitik, nicht zuletzt dank des robusten Arbeitsmarktes. Da die Fed bereits weitere Zinserhöhungen signalisiert hat, siehe Fed-Protokoll, rücken die kommenden Wirtschaftsdaten sowie die bald beginnene Berichtssaison für das zweite Quartal noch stärker in den Fokus.
Am Freitag dürften die Marktteilnehmer daher gespannt auf die Daten des US-Arbeitsmarktberichts (NFP) schauen. Analysten erwarten 225 Tsd. neu geschaffene Stellen für Juni. Die Stundenlöhne sollen um 0,3% zum Vormonat steigen, während die Arbeitslosenquote wie im Monat zuvor bei 3,7 % notieren soll. Je nachdem, wie die Daten ausfallen, könnten sie den Impuls für eine Konsolidierung im Nasdaq und S&P 500 liefern oder die US-Indizes noch ein Stück weiter pushen.
Nasdaq: Geht dem Index die Puste aus?
Blicken wir auf die Nasdaq 100 Futures auf CFD-Basis sehen wir ein mögliches Doppeltop im Chart bei 15.437 Zählern. Im gestrigen Handel ging dem Index ein paar Pünktchen vor dem Jahreshoch die Puste aus. Seit rund drei Wochen tut sich der Nasdaq schwer, die Marke von 15.260 Punkten zu überwinden. Hier scheiterte er bereits im Februar und März 2022 und hinterließ dabei ein Doppeltop. Es bedarf der nachhaltigen Überwindung der 15.437, um die Kursziele von 15.630 und später 15.976 bzw. 16.000 Punkten zu erreichen.
Fällt der Nasdaq unter die Marke von 15.260 zurück, dann könnte sich der jüngste Anstieg als Fehlausbruch erweisen. Ein erster Anlaufpunkt wäre die 15.080. Eintrüben würde sich das Chartbild jedoch erst bei einem Rutsch unter das lokale Tief bei 14.866. Dann droht ein Rücksetzer bis 14.650 und an die 50-Tage-Linie bei 14.470.
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