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Notenbanken voll in Mitverantwortung für Gigantomanie der Konzerne

Seit Jahren sieht man dieses Phänomen, aber seit ein paar Wochen noch verstärkt. Plötzlich aus dem Nichts verkünden große Konzerne die Übernahme von anderen großen Unternehmen, für gigantische Milliardensummen. Damit nimmt die Konzentration in einzelnen Branchen dramatisch zu. Nicht immer entstehen Monopole, aber man kann oft doch von Oligopolen sprechen – der Vorstufe zu einem Monopol, wo wenige große Unternehmen den Markt beherrschen. Die Notenbanken spielen hierbei eine nicht sichtbare, aber sehr wichtige Rolle

Milliarden-Übernahmen nehmen zu

Man denke zum Beispiel an die Monsanto-Übernahme durch Bayer vor drei Jahren für 66 Milliarden Dollar in Cash. Ein Großteil davon wurde durch Kredite finanziert. Letzte Woche wurde die Übernahme des zweitgrößten US-Brokers TD Ameritrade durch den größten Broker Chales Schwab für 26 Milliarden Dollar bekannt. Und erst Anfang dieser Woche wurde offiziell verkündet, dass der französische Gigant am Luxusgütermarkt LVMH den US-Anbieter Tiffany für schlappe 16,2 Milliarden Dollar schlucken wird, und dass man die Summe in Cash an die Aktionäre von Tiffany zahlen wird! Kaum von der Öffentlichkeit bemerkt: Ein Konsortium rund um Mitsubishi aus Japan kauft für schlappe 4 Milliarden Euro das niederländische Energieunternehmen Eneco. Und der Schweizer Gigant Novartis kauft den US-Anbieter The Medicines Company mal eben für 10 Milliarden Dollar.

Notenbanken ermöglichen die Gigantomanie

Was haben all diese Konzerne gemeinsam? Sie agieren in Wirtschaftsräumen (USA, Europa, Japan), wo die Notenbanken ihr Geld zum Nulltarif aus dem Fenster schmeißen. Die Märkte werden überflutet mit Geld zum Nullzins (vereinfacht ausgedrückt). Dazu kommt noch, dass die Notenbanken den Geschäftsbanken Negativzinsen (Strafzinsen) abknöpfen, wenn sie überschüssige Einlagen bei der Notenbank parken (EZB -0,50%, Schweizer Notenbank -0,75%). Und die Bürger, die legen immer mehr Geld aufs Sparbuch, auch bei Nullzinsen. Der Druck der Banken wird also immer größer ihr überschüssiges Geld irgendwo unterzubringen. Da bietet es sich nur all zu gut an große Batzen an Geld als Konsortium an einen Mega-Konzern zu verleihen, der dann große Konkurrenten für Milliardensummen kauft. So können Banken große Beträge auf einen Schlag loswerden.

Auch darf man nicht unterschätzen, dass einerseits die Fed seit Wochen die Banken in den USA mit Geld flutet – und dass vor allem die EZB nach ihrem jahrelangen Aufkaufprogramm für Anleihen nun ein weiteres Programm neu auflegt mit 20 Milliarden Euro pro Monat. Die privaten institutionellen Anleger werden also weiter vom Anleihemarkt verdrängt, und müssen zusehen, wo sie investieren können. Auch für sie ist es eine wunderschöne Einladung, für etwas mehr Zins große Summen an große Konzerne zu verleihen, anstatt Staatsanleihen zu kaufen.

LVMH

Man nehme nur mal das aktuelle Beispiel LVMH. Die Franzosen haben leichtes Spiel. Seit Jahren kauft die französische Notenbank als Außenstelle der EZB in deren Auftrag auch Unternehmensanleihen. Über diesen Link kann man die gesamte Liste aller Unternehmensanleihen aufrufen, welche die EZB in den letzten Jahren durch ihre nationalen Außenstellen (die offiziell eigenständige Notenbanken sind) kaufen ließ. Darunter finden sich auch sechs Anleihen von LVMH, wo man zuletzt im Februar 2019 eine Anleihe emittierte, die von der Notenbank in Paris gekauft wurde. Also, auch dank der EZB kann LVMH kräftig einkaufen gehen. Kommen bald neue Bonds von LVMH raus, welche dann auch wieder bereitwillig mit Notenbankgeld am Markt gekauft werden?

Negative Aspekte der Geldpolitik?

Natürlich erwähnen EZB-Offizielle immer wieder mal, dass sie neben den positiven auch die negativen Aspekte ihrer Geldpolitik im Blick haben. Aber hey… wer achtet dabei schon auf die Gigantomanie der Konzerne, die mit diesem einfachen billigen Geld immer größer werden, und in ihren Branchen eine immer größeren Konzentration auf wenige große Anbieter verursachen? LVMH, Bayer und Charles Schwab sind in ihrem Branchen drei exzellente Beispiele für Oligopole, die im Lauf der Jahre zu immer weniger Auswahl für die Endkunden sorgen. Steigende Preise und weniger Innovation könnten wohl Folgeeffekte sein, wenn man sich als großer Konzern mangels Wettbewerb nicht mehr all zu sehr abstrampeln muss. Aber das ist ein langfristiger Effekt, der kaum vom einzelnen Konsumenten greifbar ist. Deswegen wird sich wohl auch kaum jemand beschweren.

City of London - Notenbanken schuld an Gigantomanie
In der City of London werden viele große Finanzierungen zusammengebastelt durch Investmentbanken.



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