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Nur aus einem Grund erzielt die EU in der Coronakrise einen Außenhandelsüberschuss

Containerterminal in Bremerhaven wickelt Exporte und Importe ab

Achtung, Überraschung! Bitte staunen Sie hier und jetzt. Aber bevor es soweit ist, erstmal die Gesamtzahlen. Die EU produziert vor allem wegen dem industriellen Powerhouse Deutschland gegenüber dem Rest der Welt kontinuierlich einen Außenhandelsüberschuss. Also hat man folglich auch in der Coronakrise weiterhin fleißig wichtige und nachgefragte Waren in alle Welt verschifft? Man könnte auf den ersten Blick meinen, dass die aktuellen Zahlen daher herrühren. Denn wie eine heute veröffentlichte Statistik der EU-Statistiker von Eurostat zeigt, hat die EU im September für 24,5 Milliarden Euro mehr Waren exportiert als importiert (Exporte 171 gegen Importe von 146,5 Milliarden Euro). Die Eurozone erzielte einen Außenhandelsüberschuss in Höhe von 24,8 Milliarden Euro (Exporte 190,3 gegen Importe von 165,5 Milliarden Euro).

Außenhandelsüberschuss hat nichts mit China oder USA zu tun

Also, der Außenhandelsüberschuss bei Waren kommt auch im September zustande durch fleißiges Produzieren und Exportieren in Europa? Nein. Oder hat vielleicht China in den ersten sieben Monaten des Jahres weniger nach Europa verschifft, was den Saldo zugunsten der EU verlagert hat? Auch nicht. Die Einfuhren aus China stiegen von Januar bis September sogar um 4,5 Prozent im Vergleich zu 2019. Das Außenhandelsdefizit der EU gegenüber China im Warenverkehr stieg im Jahresvergleich von 123,9 auf 135,9 Milliarden Euro. Der Außenhandelsüberschuss der EU gegenüber den USA (Gott sei dank gibt es den!?) ist von 115,1 auf 106,1 Milliarden Euro gesunken. Der Überschuss der EU gegenüber Großbritannien schrumpfte von 96,5 auf 76,5 Milliarden Euro, und der Überschuss gegenüber der Schweiz schrumpfte von 27,6 auf 24,8 Milliarden Euro.

Russland rettet die Bilanz der EU

Also, ein übles Desaster für die EU. Die Daten gegenüber den großen Handelspartnern verschlechtern sich im Jahr der Coronakrise dramatisch. Aber halt. Wir haben es unten in der Grafik blau markiert. Gegenüber Exportländern für Öl und Gas hat die EU als gigantischer Importeur natürlich stets Handelsbilanzdefizite, und eben keinen Außenhandelsüberschuss. So auch gegenüber dem jahrzehntelang getreuen und zuverlässigen Lieferanten für Öl und Gas, nämlich Russland. Und siehe da. Während die EU noch von Januar bis September 2019 gegenüber Russland ein Defizit von 46,1 Milliarden Euro erzielte, schrumpfte es in diesem Jahr auf nur noch -13 Milliarden Euro.

Somit verbessert sich die Außenhandelsbilanz der EU nur dank weniger gekauftem Öl und Gas aus Russland gegenüber dem Vorjahr um satte 33,1 Milliarden Euro. Ohne diese schrumpfenden Rohstoffeinfuhren aus Russland wäre für EU und Eurozone das Jahr 2020 nicht ein Jahr mit einem schönen Außenhandelsüberschuss, sondern es hätte wohl ein saftiges Defizit gegeben! Schaut man von Januar-September nur auf die russischen Exporte Richtung EU, dann schrumpfen sie um 35,7 Prozent, von 110,1 auf 70,8 Milliarden Euro – ein Rückgang von 39,3 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr.

Grafik zeigt Details zum Außenhandelsüberschuss der EU



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1 Kommentar

  1. Man kann aber auch anders herum argumentieren. Die EU erzielt immer ein Außenhandelsüberschuss: Selbst in der Krise, den wenn global die Wirtschaft schwächelt, sinken nunmal auch die Rohstoff bzw Energiepreise, welche die schwächelnden Exporte automatisch ausgleichen.

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