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Ölpreis mit dramatischem Anstieg – OPEC und Reserven enttäuschen

Öl-Bohrinseln

Der Ölpreis kennt in seinem Anstieg kein Halten mehr. Brent-Öl klettert weiter von 102 Dollar am Montag auf aktuell 116,86 Dollar. Das amerikanische WTI-Öl ist von 96 Dollar am Montag – und 108 Dollar gestern früh – heute im Hoch auf 116,49 Dollar gestiegen (aktuell 113,44 Dollar). Mal eben ein, zwei Dollar hin und her – was sind das bitte schön für Preissprünge in sehr kurzen Zeiträumen!

Warum der Ölpreis weiter gestiegen ist

Vorgestern meldete die Internationale Energie-Agentur (IEA), dass 31 Länder insgesamt 60 Millionen Barrels an Öl aus ihren Reserven auf den Markt werfen – um die Angst zu nehmen, dass durch mögliche Lieferausfälle aus Russland zu wenig Angebot am Weltmarkt vorhanden ist. 60 Millionen Barrels waren offenbar viel zu wenig um die Ängste zu besänftigen, und der Ölpreis stieg weiter! Dazu kam dann gestern die OPEC mit ihren externen Partnern. Man erhöhte die Öl-Fördermenge für April um 400.000 Barrels pro Tag gegenüber März – das ist nur die standardmäßige monatliche Anhebung. Kein Wort gab es zum Ukraine-Krieg, und möglichen Zusatzmengen des Kartells für den Weltmarkt. IEA und OPEC enttäuschten die Trader, die auf entspannende Aussagen gehofft hatten.

Öl-Einkäufer meiden Russland – China kauft kräftig ein

Ebenfalls angeheizt wird die angespannte Lage bei Rohstoffen durch die internationalen Einkäufer, die ganz ohne Sanktionen von sich aus bereits Käufe von russischem Öl unterlassen. Dadurch wird die Angebotsmenge auf dem Weltmarkt gemindert, was im Ölpreis mit eingepreist wird. Auf der der anderen Seite wird die Nachfrage befeuert durch das Drängen aus China. Wohl aus Angst nicht mehr genug Rohstoffe auf dem Weltmarkt abzubekommen, scheinen staatliche chinesische Einkäufer angewiesen worden zu sein Öl, Gas, Eisenerz etc verstärkt aufzukaufen. Die Angst ist spürbar. Russland und Ukraine sind große Produzenten und Exporteure für viele wichtige Rohstoffe. Wenn sie vermeintlich teilweise oder ganz ausfallen, will man lieber vorher noch schnell einkaufen.

Aktuelle Analystenkommentare

Laut Carsten Fritsch von der Commerzbank dürfte es dank den neuen US-Sanktionen für russische Ölraffinerien schwieriger werden notwendige Modernisierungen vorzunehmen. Russland exportiert neben Rohöl auch Ölprodukte, vornehmlich nach Europa. Das Weiße Haus zieht auch Sanktionen gegen die Öl- und Gasflüsse aus Russland in Betracht, wolle zunächst aber die Marktauswirkungen einer derartigen Maßnahme abwägen. Auch ohne direkte Sanktionen würden mehr und mehr Marktteilnehmer vor dem Kauf von russischem Öl zurückschrecken. Auch ein rekordhoher Preisabschlag von Urals gegenüber Brent scheint laut Carsten Fritsch das Kaufinteresse nicht zu beleben. Ein russischer Ölproduzent sei in dieser Woche zum wiederholten Male daran gescheitert Abnehmer für sein Öl zu finden.

Laut Carsten Fritsch berichten Händler, dass es dem Ölhändler Trafigura nicht gelungen sei Käufer für eine Ladung der Ölsorte Sokol zu finden, obwohl der Preisaufschlag gegenüber Dubai deutlich reduziert wurde. Sokol wird für gewöhnlich nach Asien geliefert. Die OPEC+ habe sich von all dem gestern vollkommen unbeeindruckt gezeigt, und habe eine weitere graduelle Erhöhung der Ölproduktion im April um 400.000 Barrel pro Tag beschlossen. Auf den Krieg in der Ukraine im Abschluss-Kommuniqué nicht explizit eingegangen. Stattdessen wurde auf einen ausgeglichen Ölmarkt verwiesen und von geopolitischen Entwicklungen gesprochen, die für Volatilität sorgen würden. Auch Hinweise, die Lieferausfälle aus Russland auszugleichen, gab es nicht. Der Druck auf die OPEC+, sich stärker von Russland zu distanzieren, dürfte laut Carsten Fritsch bis zur nächsten Sitzung am 31. März deutlich zunehmen.

Laut den Experten der Saxo Bank steigt der Ölpreis weiter an, da die Käufer aufgrund der „Selbstsanktionierung“ russisches Rohöl meiden und die OPEC keine Hilfe anbietet, da sie mehr darauf bedacht ist, Russland nicht zu verärgern, als tatsächlich auf die sich entwickelnde Energiekrise zu reagieren. Nach einer 13-minütigen Sitzung hatte die OPEC+ einen weiteren Anstieg um 400.000 Barrels pro Tag abgesegnet, wobei sie sogar von einem ausgeglichenen Markt sprach und den Ukraine-Krieg mit keinem Wort erwähnte. Der Ölpreis wird laut Saxo wahrscheinlich weiter steigen, bis sich etwas ändert – und damit würden die Futures-Spreads weiter ausufern, wobei der Prompt-Spread über 5 $/b liegt, während der Zwölfmonatsspread für Brent einen erstaunlichen Wert von 28 $/b erreicht habe – ein Niveau, das seit dem Golfkrieg vor mehreren Jahrzehnten nicht mehr erreicht wurde.

Chart zeigt WTI-Ölpreis seit dem Jahr 2007 TradingView Chart zeigt WTI-Ölpreis seit dem Jahr 2007.



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