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Verluste vor allem bei Anleihen Sparkassen schreiben Milliarden ab nach Zinswende – Bundesbank warnt

Sparkassen Bundesbank Zinswende

Nicht nur Aktien sind aufgrund der Zinswende in diesem Jahr gefallen, sondern vor allem auch Anleihen erlebten ein miserables Jahr – das zwingt Banken und Sparkassen zu Abschreibungen bei ihren Portfolios, wie nun die Bundesbank berichtet.

Heute hat die Bundesbank ihren Finanzstabilitätsbericht für 2022 vorgelegt, in dem sie vor gestiegenen Risiken warnt. Vor einer Woche hatte die EZB gewarnt vor den Folgen der Zinswende – die sie ja selbst initialisiert hatte aufgrund der hohen Inflation.

Die Warnung der Bundesbank -Sparkassen die Verlierer

Die Bundesbank schreibt heute, auszugsweise:

„Die makroökonomische Lage im Herbst 2022 hat sich gegenüber der Situation vor einem Jahr grundlegend verschlechtert. Inflation und Marktzinsen sind deutlich gestiegen, die konjunkturelle Entwicklung hat sich erheblich abgeschwächt. Die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung und die Abwärtsrisiken sind hoch. Massiv gestiegene Preise für Energieträger bedeuten Wohlstandsverluste. Die Preise für Importgüter wie Erdgas und Rohöl stiegen in Deutschland zuletzt stärker als die Preise der deutschen Exportgüter. Dies verringert das verfügbare reale Einkommen der deutschen Volkswirtschaft und dürfte zu einem beschleunigten Strukturwandel führen.

Das deutsche Finanzsystem ist gegenüber adversen Entwicklungen verwundbar. In den vergangenen zwei Jahrzehnten waren die Verluste im inländischen Kreditgeschäft im Finanzsystem aufgrund der wirtschaftlich insgesamt guten Entwicklung gering. Selbst während der globalen Finanzkrise und der Corona-Pandemie blieb das deutsche Finanzsystem von Verlusten im Wesentlichen verschont, nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftspolitischen Reaktionen. Dadurch besteht nun die Gefahr, dass Risiken systematisch unterschätzt werden und Marktteilnehmer ihre Risikoeinschätzung in Abschwung- und Krisenphasen nur unzureichend anpassen.

Die konjunkturelle Verschlechterung hat Kredit- und Marktrisiken deutlich erhöht. Im Zuge der konjunkturellen Verschlechterung könnten Kredit- und weitere Marktverluste eintreten. Eine starke Korrektur am Immobilienmarkt könnte zusätzlich den Wert der Sicherheiten von Wohn- und Gewerbeimmobilienkrediten beeinträchtigen und so zu höheren Verlusten führen, falls Kredite ausfallen. Im Szenario einer Verschärfung der Energiekrise könnte das Finanzsystem unter Druck geraten.“

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Sparkassen müssen Milliarden abschreiben

Der schnelle Zinsanstieg hat in den ersten sechs Monaten des Jahres zu hohen Bewertungsverlusten in den Wertpapierportfolios kleinerer Banken geführt, wie Bloomberg nun berichtet. Bei Sparkassen und Kreditgenossenschaften beliefen sich die Abschreibungen auf 12,3 Milliarden Euro. Dies entspricht rund 5,6% des harten Kernkapitals. Das zeigt der Finanzstabilitätsbericht der Bundesbank, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Bei den großen, systemrelevanten Banken führten die Marktpreisrückgänge ebenfalls zu Verlusten, allerdings in deutlich geringerem Umfang. Hier beliefen sie sich im ersten Halbjahr auf 7,9 Milliarden Euro oder 3,7% des harten Kernkapitals. Die Verluste seien auch deshalb geringer, weil diese Banken häufiger Absicherungsgeschäfte abschlössen.

Allerdings halten kleinere Banken Wertpapiere oftmals bis zur Endfälligkeit. Da Anleihen am Ende der Laufzeit zum Nennwert zurückgezahlt werden, werden spätestens dann die Marktwertverluste durch Bewertungsgewinne ausgeglichen, schränkte die Bundesbank ein. In der Zwischenzeit mindere der Wertverlust aber das Eigenkapital und damit die Fähigkeit der Banken, weitere Verluste beispielsweise aus dem Kreditgeschäft zu absorbieren.

Erst vor wenigen Tagen hatte Ulrich Reuter, der Präsident der bayerischen Sparkassen, in einem Interview mit Bloomberg gewarnt, die Wertberichtigungen auf Eigenanlagen seiner 61 Sparkassen dürften sich in diesem Jahr auf einen “hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag” belaufen. Er betonte aber, dass es sich nur um vorübergehende Wertkorrekturen handele, die jetzt zwar belasten, aber in den nächsten Jahren wieder ausgeglichen werden würden.

Die Abschreibungen dürften größtenteils auf festverzinsliche Wertpapiere (Anleihen) zurückgehen, die wegen der gestiegenen Zinsen aktuell weniger wert sind. Kleinere Institute investieren traditionell einen Teil ihrer überschüssigen Mittel am Kapitalmarkt, meist in Anleihen und Pfandbriefe.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Interessant dürfte das Ergebnis dann bei Münchner-Rück und Allianz sein. Denn auch dort wurden ja systembedingt Staatsanleihen gekauft.

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