Hintergrund

Szenarien für die Zeit nach der (nicht vorhandenen) Staatspleite

Von Claudio Kummerfeld

Geld liegt bei der Bank of New York Mellon, ist aber blockiert, „Geier klagen“, ein Richter blockiert, Frau Kirchner zahlt nicht, Ratingagenturen und Marktteilnehmer erklären den Staatsbankrott. Die argentinische Regierung sieht das anders. Man hat Gelder für Zinszahlungen nach New York fristgerecht überwiesen, also ist man „nicht pleite“. Anleiheinhaber, die ihre 100 %-Forderung nicht erhalten haben, sehen das ganz anders.

Wie auch immer, ob pleite oder nicht pleite – mit Argentinien geht es weiter bergab. Aber was passiert diesmal eigentlich konkret nach der (nicht) Pleite ? Kein Chaos auf den Straßen wie 2001, aber dafür ein dauerhafter schleichender Niedergang, Fabrikschließungen, Inflation bei 35 %, Armut.

Wie kann es jetzt konkret weitergehen ? finanzmarktwelt.de entwickelt einige Szenarien anhand vorhandener Fakten :

1)
Die sogenannte „Rufo“-Klausel läuft am 31.12.2014 aus, nach der alle Gläubiger gleich behandelt werden müssen. Also könnte Argentinien ab Januar 2015 alle Karten neu mischen, die Rest-Gläubiger, die auf 100 % bestehen, mit 100 % oder vielleicht 60 oder 80 % abfinden, hätte seine Ruhe und könnte danach die umstrukturierten Gläubiger gepflegt bedienen.

2)
Derzeit verhandeln große Banken, darunter auch führende US-Banken, die große Summen der umstrukturierten Anleihen halten, mit den klagenden Hedge Funds, um diesen möglicherweise ihre Anleihen abzukaufen. Denn würde Argentinien in den nächsten Monaten durch die (nicht vorhandene) Staatspleite immer weiter in wirtschaftliche und damit finanzielle Bedrängnis geraten, könnte es evtl. auch Probleme haben die umstrukturierten Anleihe-Inhaber mit Zins und Tilgung zu bedienen. Also wäre es im Interesse der Großbanken, als Inhaber großer Pakete, die Quälgeister namens Hedge Funds loszuwerden bzw. rauszukaufen. Die wären dann mit ihrer sturen, aber rechtlich einwandfreien Forderung die Gewinner.

3)
Argentinien könnte allen, die der damaligen Umstrukturierung nicht zugestimmt haben, die kalte Schulter zeigen; einfach weiter die vereinbarten Raten an die Bank of New York Mellon zahlen für die umstrukturierten Anleihen, wohlwissend dass sie dort blockiert herumliegen ( dann hat man offiziell seine Pflicht erfüllt ), und die Hedge Funds einfach ignorieren. Hinzu kommt, dass Argentinien ja gerade erst einen großen Infrastrukturkredit von China erhalten hat. Man könnte sich finanziell weiter gen Asien wenden.

Wie sich die Regierung Kirchner auch immer entscheidet, oder was vor dem New Yorker Gericht passiert – die Inflation wird dadurch nicht sinken, das wirtschaftliche Desaster wird damit nicht beseitigt. Die Rechnung zahlt am Ende der Bürger in Argentinien.



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