Die Inflation in der Türkei stieg zwischenzeitlich auf 85% – aber die Notenbank der Türkei senkte dennoch (auf Geheiß Erdogans?) die Zinsen und schwächte so die türkische Lira. Nun ist die Inflation vor allem aufgrund von Basiseffekten auf „nur noch“ 64% gesunken – aber die anstehenden Wahlen in der Türkei sorgen für Zweifel an der türkischen Lira: die Kosten, sich gegen eine weiteren Fall der Währung abzusichern, sind nun höher als für Absicherungen im russischen Rubel, wie Bloomberg nun berichtet.
Türkische Lira: Kosten für Absicherung höher als für russischen Rubel
Währungsanleger zahlen den höchsten Aufschlag seit vier Monaten, um sich gegen weitere Verluste der türkischen Lira abzusichern vor den wohl im Mai stattfindenden Wahlen in der Türkei.
Der Spread auf sechsmonatige Optionen auf den Verkauf der Lira gegen den US-Dollar gegenüber Optionen auf den Kauf der türkischen Währung, bekannt als 25 Delta-Risikoumkehr, hat sich diese Woche auf 13 Prozentpunkte ausgeweitet. Das ist die größte Absicherungsprämie unter den großen Schwellenländerwährungen, ein zweifelhafter Titel, den zuvor der russische Rubel innehatte.
Short-Wetten auf die Türkische Lira nehmen zu: Kosten für die Absicherung gegen einen Rückgang der Lira auf 4-Monats-Hoch
Präsident Recep Tayyip Erdogan hat angedeutet, dass die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom ursprünglichen Termin am 18. Juni auf den 14. Mai vorverlegt werden könnten. Die Wahl wird als entscheidender Moment für ausländische Investoren angesehen, die aufgrund der unkonventionellen makroökonomischen und geldpolitischen Maßnahmen des Landes an der Zukunftsfähigkeit der Türkei zweifeln.
Aussichten verschlechtert – man rechnet nit Zinssenkungen
„Das zeigt, dass sich die Aussichten für die türkische Lira verschlechtert haben“, sagte Cristian Maggio, Leiter der Portfolio- und ESG-Strategie bei TD Securities in London. „Angesichts der bevorstehenden Wahlen besteht das Risiko, dass die Zentralbank die Zinsen vor der Wahl noch einmal senkt.Das beginnt die Markterwartungen deutlicher zu beeinflussen. Daher beginnen die Optionen, das Risiko einer Abwertung der Türkischen Lira gegenüber dem aktuellen Stand genauer einzupreisen“, sagte er.
Die Türkische Lira, eine der wenigen Währungen, die noch negative Realrenditen aufweisen, wird seit September innerhalb einer engen Spanne gehandelt. Das liegt an der Steuerung der türkischen Zantralbank, die auch Interventionen zugunsten der Lira umfasst. Der geldpolitische Ausschuss der türkischen Notenbank hat letzte Woche die Richtung seiner Politik unklar gemacht, indem er die Formulierung, dass die derzeitigen Zinssätze „angemessen“ seien, gestrichen hat. Die Notenbank der Türkei hat den Leitzins nach einer Senkung um 500 Basispunkte in zwei aufeinander folgenden Monaten unverändert gelassen.
FMW/Bloomberg
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