Die türkische Lira zeigte, so beschrieben wir es Ende Dezember, eine wirkliche eigenständige Schwäche. Der US-Dollar (erkennbar am Währungskorb Dollar-Index) fiel tagelang, weshalb die türkische Lira eine wunderbare Gelegenheit hatte gegen den Dollar aufzuwerten. Aber die Lira fiel sogar. Und jetzt?
Türkische Lira wertet spürbar auf
Aktuell wertet die türkische Lira gegen den US-Dollar auf, und es bietet sich eine gegenteilige Lage zu Ende Dezember. Der US-Dollar steigt seit drei Tagen (Dollar-Index steigt von 96,26 auf 97,08 Indexpunkte). Somit hätte die Lira eine wunderbare Begründung zusammen mit anderen Währungen gegen den Dollar zu schwächeln. Aber nein, die Lira steigt seit gestern. Dazu sind zwei Gründe auszumachen.
Da wären erstens die konkreten Berichte der letzten Tage, dass staatliche türkische Banken mit massiven Devisenverkäufen dafür gesorgt haben, dass die türkische Lira nicht weiter abwertet. US-Dollar vs Lira hatte die letzten Tage einen Hochpunkt bei 5,97 gefunden, und gestern gab es nochmal ein kurzes Hoch bei 5,98. Man sehe den Chart, der den Kursverlauf von UDTRY siet 11. Dezember zeigt, spiegelverkehrt. Der wochenlang gestiegene Dollar bedeutet eine Abwertung für die Lira. Diese Abwertung konnte zuletzt offenbar durch die Intervention der staatlichen Banken gestoppt werden.
Die Intervention der Banken war offenbar der Ausgangspunkt dafür, dass die Lira jetzt die aktuelle Kehrtwende schafft. Seit gestern fällt US-Dollar vs türkische Lira von 5,97 auf jetzt 5,87. Im Chartbild ist das eine spürbare Bewegung, eine Aufwertung der türkischen Währung! Sie korrespondiert exakt mit der gestrigen Rede von Donald Trump ab 17 Uhr deutscher Zeit. Durch Trumps Aussagen wurde deutlich, dass die USA nicht militärisch auf Irans Angriffe antworten, wodurch (zumindest nach aktuellem Stand) die Lage in der Region nicht militärisch eskaliert.
Wäre sie eskaliert, hätte der US-Dollar als die vermeintlich „Sichere Währung“ gegen vermeintlich unsicherer Schwellenländerwährungen wie die Lira aufwerten können. Aber offenbar nutzt der Devisenmarkt diese geopolitische Entspannung dafür alles zu kaufen, was risikoreicher ist und höhere Renditen möglich macht. So auch türkische Anlagen wie hochverzinsliche Anleihen? Deswegen steigt wohl aktuell auch die türkische Lira. Genau so steigen weltweit seit gestern Aktienkurse, und Gold als „Sicherer Hafen“ verliert.
Ausblick
Nehmen wir mal an diese Iran-Krise rund um die Tötung des Top-Generals Soleimani ist in ein paar Tagen vergessen, und die Lage beruhigt sich wieder. Wie geht es dann weiter? Dann könnte die zuletzt steigende Inflation in der Türkei und der Drang Erdogans nach weiter sinkenden Zinsen wieder den Druck gegen die türkische Lira verstärken. Aber da bleiben ja die Banken, von denen man nicht transparent weiß, ob, wann und wie viel Devisen sie verkaufen um die Lira zu stützen. Laut Berichten sieht die Commerzbank in einer aktuellen Studie übrigens, dass die Lira in einem Risk Off-Szenario (Flucht in Sicherheit) gegen den Dollar verlieren würde.
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