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UBS verabschiedet sich von Staatshilfe – Ermotti triumphiert

Die UBS verzichtet freiwillig nur 5 Monate nach der Übernahme der Credit Suisse auf die umfassenden Staatshilfen der Schweiz.

Schon bei der Rettung der Credit Suisse durch die UBS im März hieß es bei vielen Beobachtern, dass das ein Schnäppchen-Notkauf war den UBS-Chef Ermotti. Untermalt wurde diese Transaktion durch reichlich Stützung von Schweizer Notenbank und dem Schweizer Steuerzahler. Aber heute, nur fünf Monate später, vermeldet die UBS, dass sie all die Rettungsschirme nicht mehr benötigt. Die UBS lässt die Verlustabsicherung hinter sich, die die Schweiz der Bank im Zuge der staatlich eingefädelten Übernahme der kriselnden Credit Suisse gewährt hat. Dies deutet darauf hin, dass die Integration des Instituts auf gutem Wege ist und dessen Bilanz weniger problembehaftet war ursprünglich befürchtet.

Die UBS teilte heute, den Garantievertrag in Höhe von 9 Milliarden Franken auf eigenen Wunsch gekündigt zu haben. Vorausgegangen war ein Stresstest des Credit-Suisse-Portfolios außerhalb der Kernposten. Auch die Rahmenkreditvereinbarung zwischen SNB und Credit Suisse zum Bezug des Liquiditätshilfe-Darlehens wurde auf Antrag der UBS aufgelöst.

Bloomberg führt dazu aus: Die Schweiz hatte die Stützungsmaßnahmen auf den Weg gebracht, um zu vermeiden, dass eine Insolvenz der Credit Suisse zu einer ausufernden Finanzkrise mit globalen Schockwellen führt. Die UBS hatte darauf gedrängt, sich vor schwer kalkulierbaren Verlusten aus Problemposten in der Bilanz ihres ehemaligen Rivalen zu schützen. Dass die UBS nun ohne die eidgenössischen Garantien auskommt, sei eine Beleg für die “Stärke der UBS”, hieß es in einem internen Memo von Konzernchef Sergio Ermotti und Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher an die Mitarbeiter. Das Institut könne die Gesamtkosten und finanziellen Auswirkungen der Integration selbst tragen, hieß es.

Drei staatliche Maßnahmen zur Rettung der Credit Suisse durch die UBS

UBS zahlte Gebühren – Schweiz verdient letztlich 200 Millionen Franken

Die Entscheidung sei eine Bestätigung für die “Gesundheit des Non-Core-Portfolios der Credit Suisse”, hieß es in einer Citigroup-Analyse. “Die vorzeitige freiwillige Rückzahlung könnte auch in anderen Angelegenheiten hilfreich sein, etwa bei den Verhandlungen über den Erhalt des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse.”

Durch die Beendigung der verschiedenen Vereinbarungen spart die UBS in Zukunft Gebühren in Millionenhöhe. Die Bank hatte für das Zustandekommen der Kreditabsicherungsvereinbarung 40 Millionen Franken entrichtet. Die Credit Suisse hatte im Zusammenhang mit den Liquiditätshilfemaßnahmen Risikoprämien gezahlt.

Gemäß der Verlustabsicherungsvereinbarung sollte die UBS die ersten 5 Milliarden Franken an Verlusten schultern, während der Staat für die nächsten 9 Milliarden aufkommen sollte. Das Portfolio von Vermögenswerten umfasste hauptsächlich Kredite, Derivate, Altbestände und strukturierte Produkte aus dem Nicht-Kerngeschäft der Credit Suisse.

Die Schweiz musste aus den Garantieverhältnissen keine Verluste übernehmen, wie das Finanzministerium heute betonte. Mit der Beendigung der Garantien entfallen für den Bund und die Steuerzahler auch die damit verbundenen finanziellen Risiken. Insgesamt hat die Schweiz aus der Verlustgarantie und den Liquiditätshilfe-Darlehen mit Ausfallgarantie rund 200 Millionen Franken eingenommen.

Jetzt hat die Schweiz ein Mega-Systemrisiko an der Backe

FMW-Anmerkung: Das Credit Suisse-Risiko ist für den Schweizer Steuerzahler jetzt also erledigt, und die UBS-Aktie konnte heute 4,25 % zulegen. So weit, so gut. Aber: Bei der nächsten möglichen großen Krise steht man vor einem noch viel größeren Problem. Denn wo man bisher 2 gigantische systemrelevante Banken in der Schweiz hatte, hat man nun 1 Mega-Systemrelevanz-Bank namens UBS, die so groß ist, dass diese mögliche Rettung sehr, sehr teurer für den Steuerzahler werden könnte.

Bloomberg-Kommentar

Bloomberg kommentierte heute weiterführend zur heutigen UBS-Info (auszugsweise): Der Coup gelang – der Kurs der UBS-Aktie stieg in Zürich deutlich an, und Finanzministerin Karin Keller-Sutter konnte zufrieden verkünden, dass die Schweizer Steuerzahler von nun an kein Risiko mehr für die Übernahme tragen. Nebenbei konnte sie vermelden, dass beide Geldhäuser alle außerordentlichen Liquiditätshilfen der Schweizerischen Nationalbank zurückgezahlt haben.

In Zürich kursieren nun Deutungen, wonach die UBS im März ziemlich gut verhandelt und den ehemaligen Rivalen zu einem Spottpreis bekommen haben muss, wenn sie schon fünf Monate nach der Übernahme auf das Sicherheitsnetz verzichten kann. Damit kann die Bank zwar nach vorne blicken, für den Schweizer Finanzsektor ist die Krise aber noch nicht ausgestanden, denn die regulatorischen Konsequenzen aus dem Skandal sind noch offen. “Wir werden mit kühlem Kopf und ohne Groll entscheiden müssen, was für Reformen im Bankensektor jetzt notwendig sind”, so Keller-Sutter.

UBS Logo
UBS Logo. Photographer: Stefan Wermuth/Bloomberg

FMW/Bloomberg



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