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Uploadfilter: Warum Google und Facebook die großen Gewinner im neuen EU-Internet sein werden

Wenn die EU-Parlamentarier in drei Wochen Artikel 13 des neuen EU-Urheberrechts durchwinken sollten, werden Uploadfilter wohl unvermeidlich sein. Denn nur so können Social Media-Kanäle, aber auch Bilderportale, ganz normale Diskussionsforen oder auch Webseiten mit integrierter Forum-Funktion verhindern, dass urheberrechtlich geschütztes Material hochgeladen wird.

Eigentlich müsste man doch, wenn man der Logik des Gesetzes-Initiators Axel Voss von der CDU folgt, denken: Hey, die EU erlaubt zukünftig nicht mehr, dass YouTube, Facebook, Instagram und Co in gigantischem Umfang von illegal hochgeladenen Inhalten profitieren. Denn je mehr Inhalte auf den Portalen zu sehen sind, desto mehr Werbung kann ausgestrahlt werden. Beschränkt man die Uploads, verlieren diese Seiten Umsätze – so lautet das einfache Kalkül. Sie müssen draufzahlen in Form von Strafen und Lizenzen.

Uploadfilter und Lizenzen

Da wäre der erste Punkt. Durch Artikel 13 sollen vor allem die großen Portalbetreiber gezwungen werden mit den Rechteinhabern (also den Urhebern von Musik, Texten, Bildern etc) Lizenzvereinbarungen abzuschließen, damit sie angemessen an den Umsätzen der Portale vergütet werden. In der Praxis wird das darauf hinauslaufen, dass vor allem große Verlage, Musiklabels und Filmstudios wohl Rahmenverträge abschließen, und dann kräftig mit verdienen. Dann können deren Inhalte legal auf YouTube und Co hochgeladen werden, und Nutzer haben dort ein wohl noch besseres Zuschauer-Erlebnis.

Aber kleine Webseiten und Foren haben finanziell, technisch und auch bürokratisch nicht die Möglichkeit mit hunderten oder tausenden von Verlagen und Filmstudios Verträge zu verhandeln, Gelder abzuführen etc. Ein riesiger Aufwand ist dafür nötig. Diesen Aufwand können nur die ganz großen Anbieter leisten. Und da gibt es im europäischen Markt auf der Plattform-Seite nur zwei Anbieter, die das leisten können. Nämlich Google (YouTube) und Facebook. Sie haben die Manpower, Technik und Finanzkraft für das Schaffen einer umfassenden Lizenz-Infrastruktur, damit zukünftig legal Verlagsinhalte hochgeladen werden können.

Kleine Plattformen können sich das nicht leisten

Kleine Foren-Betreiber können das logistisch vom Aufwand her gar nicht leisten. Und jetzt wird es noch viel interessanter. Der Uploadfilter ist von der Programmierung her ein Projekt, welches zwei oder wohl eher dreistellige Millionensummen verschlingen wird. Schon beim bereits existierenden Vorläufer-Modul „Content ID-System“ von YouTube sieht man, dass groben Schätzungen zufolge durch YouTube gut 100 Millionen Dollar in diese Filtersoftware investiert wurden. Und das war nur ein Vorläufer-System, das bereits Inhalte scannen kann.

Wie also soll eine kleine Webseite mit einem gut besuchten Forum, die länger als drei Jahre am Markt ist und damit unter die Regularien von Artikel 13 fällt, solche Kosten für einen eigenen Uploadfilter stemmen? Das ist unmöglich. Eine Illusion! Sie hat nun zwei Möglichkeiten. Entweder sie stellt ihr Angebot ein, und die Webseite verschwindet. Oder sie schließt eine Art Subunternehmervertrag oder Mietvertrag mit beispielsweise Google, so dass sie dessen Uploadfilter mitnutzen darf.

Dann wird es eine Schnittstelle geben. Nutzer dieses kleinen Forums, die zum Beispiel ein Bild hochladen wollen, laden das Bild auf dem Forum hoch. Im Hintergrund läuft dieses Bild durch den Uploadfilter von Google. Je nachdem wie viel Content des Forums durch den Google-Uploadfilter geprüft wird, zahlt das Forum viel oder wenig Mietgebühr an Google. So könnte es wohl zukünftig laufen. Die Folgen: Erstens würden Google und wohl auch Facebook durch solche Mieteinnahmen enorm viele Zusatzeinnahmen erzielen. Und zweitens hätten sie damit auch Zugriff auf zusätzliche Daten von unzähligen Portalen, die über sie ihre Filter-Prüfungen laufen lassen.

Uploadfilter und die Folgen

Einige kleine Webseiten werden wohl ganz aufgeben (sehr anschaulich hier dargestellt). Andere werden sich wie vorhin beschrieben unter einen der großen Uploadfilter von Google oder Facebook begeben, um überleben zu können und rechtlich auf der sicheren Seite zu sein. Ob dann nach Abzug dieser Mehrkosten kleine Portale überhaupt noch rentabel arbeiten können, ist auch noch eine interessante Frage. Auf jeden Fall wird die Konzentration hin zu großen Plattformen zunehmen. Sie werden wohl noch einflussreicher, weil der Daten-Upload sich noch mehr bei ihnen fokussiert. Und die Nutzer, die surfen dort, wo sie Daten finden (Musik, Fotos), also bei Instagram, Facebook, YouTube und Co.

Genau so war Artikel 13 eigentlich nicht gedacht. Man wollte ja explizit die großen „bösen mächtigen US-Konzerne“ abschröpfen, wie Axel Voss es immer wieder sinngemäß sagte. Die hätten jahrelang profitiert von illegal hochgeladenen Inhalten, und nun sollten sie endlich auch mal Geld abdrücken an die Rechteinhaber. Dass Herr Voss mit seinem Gesetz alles nur noch schlimmer macht, merkt er vielleicht erst in zwei, drei Jahren, wenn Artikel 13 in nationales Recht umgesetzt wurde, und wenn die Realität ihm zeigt, wie das Gesetz wirklich wirkt.

YouTube Google - großer Gewinner bei Uploadfilter-Einführung
Foto: Gaurav Shakya CC BY-SA 4.0



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