Aktien

US-Konzerne horten 2,1 Billionen Dollar in Steueroasen (Details + 50 Seiten-Bericht)

Von Claudio Kummerfeld

Allgemein ist es bekannt, jeder weiß es, nur jetzt haben mehrere Organisationen, die sich um Steuergerechtigkeit kümmern, genauer hingeschaut und gewähren einen Detail-Einblick in die Dimension der Geldverschiebung großer US-Konzerne, um Steuern in den USA zu vermeiden.

Die Organisationen „U.S. Public Interest Research Group Education Fund“ und „Citizens for Tax Justice“ haben öffentliche zugängliche Bilanzen und Daten von börsennotierten US-Konzernen ausgewertet. Auf Basis dieser Daten konnten sie diese Zahlen ermitteln. 358 der 500 größten US-Konzerne haben 2,1 Billionen (2100 Milliarden) US-Dollar in Steueroasen wie Luxemburg, Niederlande, British Virgin Islands, Caymans etc versteckt um in den USA geschätzte 620 Milliarden Dollar Steuern zu sparen. Dazu führen sie insg. 7.622 Tochterfirmen (Briefkästen?) in diesen Ländern. Die Steuern wären fällig, wenn die Gelder zurück in die USA fließen würden. Man überlege, was der Staat damit alles machen könnte… Schulden zurückzahlen, Lehrer einstellen, oder zwei drei Kriege finanzieren!

Rekorde

Apple ist mit 181 Milliarden Dollar Spitzenreiter. Die Firma verdient so schnell so viel Geld, dass man gar nicht weiß wohin damit. So häuft man z.B. in Irland immer mehr Cash an. Zurückführen in die USA? Nicht doch. Man geht bei Apple sogar noch einen Schritt weiter. Dividenden und Gelder, die man benötigt, weil man eigene Aktien zurückkaufen will, nimmt man nicht aus seinen gigantischen Geldbergen. Nein, man macht dafür in den USA Schulden z.B. über neue Anleihen, die man herausgibt. Durch die anfallenden Zinsen kann man seine Steuerlast in den USA sogar noch weiter senken! General Electric kommt auf stolze 119 Mlliarden Dollar, Mircosoft auf 108 Milliarden. Könnte der liebe Bill Gates, der als enormer Wohltäter derzeit sein Geld verteilt, nicht seine alten Kollegen anrufen, sie sollten es ihm gleich tun und ihr Cash endlich zurück zum US-Steuerzahler holen?

Geht man nach der Anzahl der Briefkästen in Steueroasen (ähhh Entschuldigung, Tochterunternehmen), sind diese Firmen ganz weit vorne: Die Investmentbank Morgan Stanley (hat die Lehman-Krise überlebt) hat sage und schreibe 210 Tochterfirmen in Steueroasen und parkt dort 7,4 Milliarden Dollar. Der weltweit größte Pharmakonzern Pfizer verteilt 74 Milliarden im Ausland geparkte Dollars auf immerhin 151 „Firmen“. PepsiCo hat 132 Töchter und hält dort 37,8 Milliarden Dollar.

Kosmetik

Es gibt Konzerne, die in den letzten Jahren viele ihrer Briefkästen (ja ja, „Firmen“) geschlossen haben. Warum? Geläutert? Etwas gelernt? Nein, Optik, Kosmetik! Die Citigroup z.B. hatte 2008 noch 427 Steueroasen-Firmen, 2014 aber nur noch 41. Die Summe der dort geparkten Gelder verdoppelte sich aber. Die Bank of America hat von 2013 auf 2014 ihre Zahl der Offshore-Firmenvon 264 auf 22 reduziert. Das Geldvolumen stieg aber von 17 auf 17,2 Milliarden Dollar. Google schießt da den Vogel ab. Die so hippe und jung dynamische Firma hat seit 2009 23 ihrer 25 Firmen eingesampft – zwei verblieben also. Aber das Geldvolumen explodierte von 7,7 auf 47,4 Milliarden Dollar.

Spott und Häme sind nicht angebracht

Die Ersteller der Studie schrieben der US-Kongress soll und muss dafür sorgen, dass US-Firmen nicht mehr in der Lage sind ihre Gewinne in Steueroasen zu verstecken. Wir in Deutschland sollten da nicht allzu viel Schadenfreude gegenüber den Amis aufkommen lassen, schließlich machen es unsere Konzerne genau so. Es gibt wohl keinen Dax-Konzern, der nicht einen Briefkasten in Luxemburg oder in der Karibik hat. Es wäre seitens der Bundesregierung oder anderer Organisationen auch mal angebracht so eine Statistik für deutsche Konzerne der hiesigen Öffentlichkeit zu präsentieren.

Hier der komplette 54 Seiten-Bericht.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Ja, und der oberste Hehler gibt derzeit den Präsidenten der Europäischen Kommission.

    Die Politiker lassen sich vom Volk aushalten und machen Politik für die Steuervermeidungskonzerne.

  2. Und Europa, namentlich das Großherzogtum Luxemburg steht der ganzen Armrechnerei-Story in so gut wie nichts nach…

    https://www.youtube.com/watch?v=xPUufUS7FTA

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage