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US-Notenbank Fed: Über die Schwierigkeiten mit dem Tapering

Warum der Weg zum Tapering holprig werden dürfte!

Die US-Notenbank Fed und das Tapering

Kein Tag vergeht, ohne den nicht in irgendeiner Form das Thema zur Sprache kommt – Tapering oder die Beendigung der Anleihekäufe der US-Notenbank. Der englische Spezialbegriff Tapering hat einen großen Bekanntheitsgrad erlangt. Dabei müsste es doch das Normalste in der Geldpolitik sein, aus einem Notfallmodus in den Normalmodus zu schalten, vor allem wenn Wirtschaft und Unternehmensgewinne exorbitante Steigerungsraten präsentiert haben. Doch so einfach ist die Sache nicht, zu lange läuft die Geschichte mit der Geldversorgung (Quantitative Easing) schon, die Abhängigkeit von billigen Zinsen ist bis in den letzten Winkel der Erde zu spüren.

US-Notenbank: Das Treffen von Jackson Hole

Wieder einmal wird ein Treffen von Notenbankern in einem kleinen Örtchen in den Rocky Mountains zum Nabel der Finanzwelt. Vom 26. bis 28. August treffen sich in diesem Jahr aber nur Vertreter von US-Notenbanken, obwohl es doch auch um das wichtige Thema gehen wird. Vor sieben Jahren hatte einst EZB-Chef Mario Draghi bei dem Treffen die Botschaft verkündet, künftig Anleihekäufe durch die Zentralbank vornehmen zu wollen. Viele andere Zentralbanken sind gefolgt und die Corona-Krise hat die Notenbankbilanzen fast in Form einer Exponentialkurve in die Höhe getrieben.

So sieht sie aus, die Bilanz der US-Notenbank bei einem Wachstum der US-Wirtschaft von erwarteten sieben Prozent und einer aktuellen Inflationsrate von 5,4 Prozent:

Die Bilanz der US-Notenbank

Während die Märkte auf eine erste Entscheidung der US-Notenbank Fed warten, habe andere Staaten schon gehandelt.

Länder wie Brasilien, Russland, Mexiko, Tschechien und Ungarn haben bereits erste Leitzinsanhebungen durchgeführt, der nördliche Nachbar der USA, Kanada, hat bereits im April mit dem Tapern begonnen. Australien will in wenigen Wochen nachziehen. Auf unserem Kontinent hat Norwegens Zentralbank bei der gestrigen Entscheidung den Leitzins zwar noch bei 0,0 Prozent belassen, will diesen aber bereits bei der Septembertagung anheben.

Und was die Federal Reserve betrifft, über die Kakophonie an Äußerungen über das Tapering, seine Dringlichkeit und seine Geschwindigkeit wurde hier in letzter Zeit schon ausführlich berichtet.

Was wird für Jackson Hole erwartet?

Waren die Aussagen von Notenbankern bisher Stimmungstests, denn Entscheidungen werden nun einmal im Offenmarktausschuss FOMC getroffen, so könnte die Tagung nächster Woche erste Eckpfeiler zutage fördern. Konsens ist die Tatsache des Beginns mit dem Tapering um die Jahreswende, viel Raum zur Spekulation gibt es natürlich über die Schrittgröße bei der Reduktion der Käufe – 20 oder 30 Milliarden monatlich. Konkret dürfte man mit der Timeline in der Septembertagung werden, vorher gibt es noch den Arbeitsmarktbericht als große gesetzliche Fed-Begründung „Maximum Employment and…!” Die aktuell neue Determinante für die Entscheidung der US-Notenbank ist aber die Entwicklung um die Delta-Variante von Corona geworden. Kommt es wie erwartet in zwei bis drei Wochen zur nächsten Abwärtswelle – oder beeinträchtigt Covid-19 das Reopening der Wirtschaft noch weiter?

Problem Emerging Markets

Dass die Geldpolitik der US-Notenbank mit der überragenden Rolle der Finanzmärkte kein rein amerikanisches Thema ist, wurde nicht nur beim legendären Taper Tantrum 2013 deutlich, als Ben Bernanke zu überraschend ein Auslaufen der Anleihekäufe durch die Fed in Aussicht stellte. Der Zinsanstieg brachte die Schwellenländer in Schwierigkeiten, weil Anleger dort Kapital abgezogen, da es in den USA verbesserte Anlagemöglichkeiten gab. Der ewige Kampf um Rendite – aktuell haben viele Entwicklungsländer die Zinsen bereits angehoben, um der Kapitalflucht zuvorzukommen. Von Überraschung kann keine Rede mehr sein, denn selten wurde über eine geldpolitische Angelegenheit so lange und so intensiv vorher gesprochen. In Brasilien und Russland wurden die Zinsen schon sehr deutlich angehoben, selbst in Südkorea wird demnächst ein solcher Schritt erwartet.

Der Schlüssel liegt einmal mehr in der Erwartung, Märkte reagieren weit vor der eigentlichen Umsetzung. Jerome Powell weiß dies, denn zu Zeiten des Taper Tantrums saß er bereits mit am Tisch der Entscheider des Offenmarktausschusses.

Völlig unbeeindruckt, die Europäische Zentralbank?

Wie von einem anderen Stern scheint sich derzeit die Notenbankpolitik Europas zu entwickeln. Auch wenn es innerhalb des EZB-Rates laute Stimmen gibt, die auf ein rasches Tapering drängen, wie etwa von unserem Bundesbankchef Jens Weidmann, so könnte man glauben, dass die EZB das Tapering-Problem weiter in die Zukunft verschiebt. Vor allem, wenn man den Worten von EZB-Chefin Lagarde Glauben schenken mag. Dennoch wird man bei der nächsten Sitzung am 9. September einen nächsten Schritt gehen müssen. Dann könnte man sich auf ein Ende des Anleihe-Notfallankaufprogramms (PEPP) und eine Änderung des regulären Ankaufprogramms (Asset Purchase Programme, APP) im Jahr 2022 vorbereiten.

Hier die EZB-Bilanz:

 

Die EZB-Bilanz

EZB-Chefin Lagarde vermittelt stets den Eindruck den Zeitpunkt des Endes der lockeren Geldpolitik hinauszögern zu wollen, getrieben von den Notenbankchefs der südlichen Mitgliedstaaten.

Das große Notfallprogramm PEPP in Höhe von 1,85 Billionen Euro ist bis März 2022 datiert, parallel laufen immer noch die 20 Milliarden Monat von APP. Vordergründig geht es um das Inflationsziel von zwei Prozent, durchschnittlich, im Hintergrund existiert aber schon seit Jahren das Ziel, die Finanzierungskosten für hoch verschuldete Mitgliedstaaten möglichst tief zu halten, um deren Schuldenlast durch Wachstum und Inflation relativ zu entwerten – finanzielle Repression eben.

Jedenfalls stellt die Europäische Zentralbank im September neue Prognosen zur Inflations- und Wachstumsentwicklung im Euro-Raum vor.

Die „dovishe“ Chefin Lagarde hat wegen der aktuellen Unsicherheit über den Pandemieverlauf durch die Delta-Variante wieder einen Grund für ihren Attentismus bekommen.

Aber Europa ist auch extrem abhängig von den wirtschaftspolitischen Entscheidungen in Washington. Allein die Wechselkursthematik spielt eine große Rolle bei den ganz großen Handelspartnern in der Welt. Man braucht sich auch im „Kampf“ gegen China, das seinen Einfluss auf viele Staaten der Welt ausweitet, ob auf Entwicklungsländer oder Industriestaaten. Die Entwicklung in Afghanistan und Chinas Beziehungen zu den Taliban (im Hinblick auf die riesigen Rohstoffvorkommen am Hindukusch) sind ein neues Beispiel für den Expansionsdrang des Reichs der Mitte. Madame Lagarde sitzt in Jackson Hole nicht am Tisch, wird sich mit Jerome Powell und der US-Notenbank aber sicher intensiv ins Benehmen setzen.

Aktuelle Inflationsentwicklung

Was die US-Notenbank gewaltig in die Klemme bringen könnte, ist eine Inflationsrate, die sich lange Zeit über fünf Prozent halten und eine Lohn-Preisspirale in Gang bringen könnte.

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4 Kommentare

  1. Das tapering scheint mir doch ein Spiel mit Seifenblasen zu sein – blobb. 55 Millionen Amerikaner auf Essensmarken , Überschuldung wo man hinsieht, ohne weiteren starken Konsum würden die 20iger und 30iger Jahre grüßen , Trump muss verhindert werden, Corona als Dauerbrenner, die jährlichen Billionen an Staatsdefizit ohne Umkehr, ect, ect……

  2. Hallo Wolfgang,

    was ist eigentlich der EUR ?

    Der EUR ist die DM reloaded, und ohne uns Deutsche gäbe es den EUR nicht, definitiv und das ohne jede Frage. Die Franzosen wollten den EUR als „Franken“ (Franc) benennen, der Sitz der EZB sollte in Paris sein usw.

    also denke ich schon das ganze hier muss eine Comedy-Show sein, natürlich hatten die Franzosen keine Chance…

    Die DM hat vorher alle anderen Währungen „erdrückt“. Wir in Deutschland sind nun mal der mit Abstand der wirtschaftlich stärkste Staat Europas, wir sind das „Zentrum Europas“, siehe den Glaspalast in Frankfurt, also die EZB.

    Und das ist richtig so, ohne uns gäbe es den EUR nicht !

    Wolfgang, die FED und die EZB müssen dieser unsägliche Negativzinspoltiik ein Ende bereiten. Punkt.

  3. @Wolfgang Müller, die zweite Abbildung zeigt nicht die EZB Bilanz, sondern zum zweiten Mal die der FED.

    1. @Dreamtimer. Danke für den Hinweis. Wurde bereits korrigiert. Anscheinend ist heute Morgen bei der Übermittlung ein Fehler passiert.
      Ein schönes Wochenende

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