Von Claudio Kummerfeld
Die Volks- und Raiffeisenbanken jammern wie die Sparkassen und Geschäftsbanken auch über die Nullzinspolitik der EZB. Schlimm, ja so schlimm ist das alles! Aber satte Gewinne macht man trotzdem! 2016 waren es noch 8,3 Milliarden Euro, und jetzt für 2017 vermeldet der „Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken“ (BVR) für seine Institute (Volksbanken, PSD, Sparda) einen Gewinn von 7,3 Milliarden Euro. Nach Steuern und Rücklage in den Fonds für allgemeine Bankrisiken hielten sie den Reingewinn mit 1,6 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr stabil. Zitat „BVR“:
„Dank Kraftanstrengungen bei den Kosten und dem signifikanten Geschäftswachstum konnte das Ergebnis des Vorjahres im anspruchsvollen Umfeld einer anhaltenden Niedrigzinsphase, eines hohen Wettbewerbs und steigender regulatorischer Anforderungen gehalten werden“.
Gigantisches Filialsterben
Also kann man trotz EZB-Nullzinsen gut leben. Oder hat man aufgrund die EZB-Politik seine Kosten so weit gesenkt, dass man doch noch gut leben kann? Auf jeden Fall geht das massive Sterben von Banken und Filialen auch bei den Genossen kräftig weiter. Ende 2016 waren es noch 11.787 Filialen in diesem Verband, Ende 2017 waren es nur noch 11.108. Ein Abbau von 679 Filialen in nur 12 Monaten. somit sind es 5,76% weniger Filialen in so kurzer Zeit – das ist heftig!
Die Zahl der Banken in diesem Verband sank ebenfalls von 972 Ende 2016 auf 915 Ende 2017. Das ist in Prozenten ein Rückgang von 5,86%. Wobei man dazu sagen muss, dass hier nicht reihenweise Banken schließen, sondern dass kleine Volksbanken auf dem Land mit denen aus Nachbarkommunen fusionieren.
Volks- und Raiffeisenbanken mit glänzenden Kerndaten
Die wichtigsten Kennzahlen der Volks- und Raiffeisenbanken sind glänzend. Hier der Verband im Wortlaut:
Im Einlagen- und Kreditgeschäft mit ihren Kunden spielten die Volksbanken und Raiffeisenbanken ihre Stärken aus. Ihre Kreditbestände steigerten die Genossenschaftsbanken 2017 um bemerkenswerte 5,8 Prozent auf 558 Milliarden Euro. Bestimmend war vor allem die rege Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten. Allein die Immobilienkredite an Privatkunden legten um 5,2 Prozent auf 233 Milliarden Euro zu. Damit stammt fast jeder vierte Euro bei Wohnungsbaufinanzierungen in Deutschland von einer Genossenschaftsbank. Die Höhe der Kundeneinlagen betrug 2017 662 Milliarden Euro – ein Anstieg um 4 Prozent. Die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank trug dazu bei, dass vor allem die Sichteinlagen deutlich zulegten. Die täglich fälligen Verbindlichkeiten stiegen 2017 um 7,3 Prozent auf 424 Milliarden Euro. Die aggregierte Bilanzsumme aller Genossenschaftsbanken erhöhte sich um 4,7 Prozent auf 891 Milliarden Euro. Die Kernkapitalquote stieg auf erfreuliche 14,9 Prozent an.
Wie auch andere Bankengruppen haben die Genossen ein schrumpfendes Zinsgeschäft. Der Zinsüberschuss sank um 1,6% auf 16,3 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss (alle Arten von Gebühren) stieg um 8,1% auf 4,9 Milliarden Euro. Es ist kaum anzunehmen, dass die ganzen tollen neuen Kontogebühren bei der Rückkehr der EZB zu normalen Zinsniveaus ebenfalls zurückgebaut werden. 146.500 Mitarbeiter hatten die Genossen Ende 2017. Das ist ein Rückgang von 3%, wobei man betont, dass der Abbau durch größtenteils Altersfluktuation zustande kam.
Und sonst?
Der BVR moniert, dass die neue alte Koalition trotz schrumpfender EU mehr Geld an die EU überweisen will. Auch von der Vergemeinschaftung der Einlagensicherung in der EU ist man wenig begeistert. Das ist verständlich, denn schließlich sind es die Rücklagen der hiesigen Banken, die jahrzehntelang mühsam angespart wurden. Sie würden in die EU-Gemeinschaftstöpfe fließen, aus denen sich andere kaputte Volkswirtschaften bedienen können, wo in den letzten Jahrzehnten keine solche Reserven angespart wurden. Zitat BVR:
Auf den neuen Bundesfinanzminister komme, so Kolak, eine große Verantwortung zu: „Das gilt auch mit Blick auf die Interessen der Sparerinnen und Sparer in Deutschland. In deren Sinne dürfte es nicht liegen, die Einlagensicherungssysteme in Europa zu vergemeinschaften.“ Mit Blick auf den Brexit erklärt Kolak: „Eine kleinere Europäische Union (EU) muss auch Ausgabensenkungen anstreben. Stattdessen mehr Gelder ohne Bedingungen an die EU zu geben, wie der Koalitionsvertrag dies ankündigt, ist nicht das richtige Signal.“
Foto von der heutigen PK der Volks- und Raiffeisenbanken. Foto: BVR
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