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Volkswagen: Wiederholt sich der Short Squeeze vom Oktober 2008?

Wieder wird Volkswagen zum Spekulationsobjekt - und zur wertvollsten Aktie im Dax

Wer erinnert sich von den älteren Aktionären nicht an die gewaltige Short Squeeze bei der Aktie von Volkswagen vom 27./28. Oktober 2008, bei dem Versuch von Porsche die wesentlich größere Mutter Volkswagen an der Börse zu übernehmen. Was scheiterte – dennoch war der deutsche Autobauer für wenige Stunden die wertvollste Aktie der Welt. Ein Grund dafür war unter anderem auch die Aktienaufteilung und die Aktionärsstruktur des Unternehmens, was aktuell erneut für große Kursbewegungen sorgt.

Das neue Interesse an der alten Industrie

Mit den Kurssprüngen von Volkswagen in den letzten Wochen ging bei dem großen Autobauer kurstechnisch eine lange Leidenszeit vorüber, die für viele Jahre eine Underperformance gebracht hat. Der Dieselskandal mit dem Absturz der Vorzugsaktien von 250 auf 90 Euro im Jahr 2015 und dann eine jahrelange Querbewegung, weil die Investoren glaubten, dass der deutsche Branchenprimus das Rennen gegen Aufsteiger Tesla verloren haben könnte. Dann die totale Umstrukturierung des Konzerns durch CEO Diess in Richtung Elektromobilität und die Branchenrotation seit November 2020. Volkswagen überholte SAP in der Marktkapitalisierung und wurde jüngst wieder zum teuersten Konzern Deutschlands. Ursache dafür dürfte aber auch anfangs eine Verwechslung der US-Investoren gewesen sein, die mit der Einteilung der Aktien in Stamm- und Vorzugsaktien nicht zurecht kommen und erst recht nicht mit der Aktionärsstruktur.

Volkswagen: Stammaktien, Vorzugsaktien und ADRs

Wie erwähnt stiegen die an der Börse bevorzugten Vorzugsaktien von Volkswagen nach jahrelanger Underperformance im Dax allein in dieser Woche bis zum Mittwoch um über 20 Prozent, die wesentlich illiquideren Stämme aber um 34 Prozent. Grund dafür waren amerikanische Investoren, denen der Strategieschwenk von Volkswagen nicht entgangen ist – auch nicht die Tatsache, dass die Firma bei den Zulassungen in Europa den E-Automobilführer Tesla überholt hat! Das alles bei einem gigantischen Bewertungsunterschied (KGV), wie es ihn bei Großfirmen selten gegeben hat: 9 zu 750.

Nur können die Amerikaner die Aktien nicht wie ein Deutscher über die Börse kaufen, dort gibt es so genannten ADRs (American Depositary Receipts – Hinterlegungsscheine der Banken), die sich aber auf die Stammaktie (jeweils zu einem Zehntel) beziehen. Wobei wir beim Thema Aktionärsstruktur wären. Diese Stammaktien befinden sich zu 90 Prozent in den Händen von Großinvestoren (Niedersachen, Familien Porsche-Piëch, Katar) und damit gibt es relativ wenig verfügbare Stücke.

Am Tag der US-Notenbanksitzung wurden an der Nasdaq 12 Millionen Stück an einem Tag gehandelt, fast so viele wie in den beiden ersten Monaten des Jahres 2021. Damit musste zwangsläufig der Kurs der Stämme stärker steigen, als der der Vorzüge!

Dieser Kursabstand und die Handelbarkeit könnte in Zukunft für weitere Kurskapriolen führen. Das Handelsvolumen auf Xetra in Deutschland war seit Jahresbeginn bei den Vorzügen auch über zehn Mal so hoch wie bei den Stämmen. Zum Beispiel, wenn die US-Investoren in größerem Stil bei den ADRs und damit bei den Stammaktien Gewinne mitnehmen wollen.

Und schon sind die Reddit-Foren zur Stelle

Auf der Suche nach Spekulationsobjekten ist die VW-Aktie natürlich in den Spezialforen der sozialen Medien aufgetaucht. Zunächst weil das Gerücht aufgetaucht war, Volkswagen könnte der sehnlich gesuchte Partner für Apple zur Produktion des Apple-Cars werden. Dann haben die wenigen Spezialisten bei Reddit erkannt, dass neun Prozent der VW-Stammaktien leerverkauft waren. Da das Reddit-Forum Wall Street Bets auch von den Hedgefonds gescannt wird, läuteten bei einigen Shortsellern sofort die Alarmglocken.

Fazit

Wieder einmal könnte Volkswagen zu einem Spekulationsobjekt wie schon im Jahr 2008 werden. Sicherlich nicht in diesem Ausmaß, aber wieder einmal bringt die Marktenge bei Volkswagen, die bei den Stammaktionen schon zementiert ist, die neue Generation Wall Street Bets auf den Plan. Wenig handelbare Stücke bei den Vorzügen, zugleich ein schöner Anteil Shortseller und schon weht ein Hauch von GameStop durch die deutsche Börse. Sollte man sich zu Aktionen verabreden, hätte man aber als konservativer Anleger in die Vorzugsaktien aber zunächst keine Nachteile.

Wiederholt sich der Short Squeeze bei der Aktie von Volkswagen?

Vorstellung des ID.3 auf der IAA 2019 durch Herbert Diess und Klaus Zyciora. Foto: Alexander Migl CC BY-SA 4.0



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