Allgemein

Industrieproduktion auf niedrigstem Stand seit drei Jahren Vor EZB-Entscheidung: Industrie im Sinkflug, böses Omen für Rezession

Zwischen Inflation und Rezession

EZB Rezession Industrie im Sinkflug

Morgen wird die EZB ihre Zinsentscheidung verkünden – heute kamen Industrie-Daten aus der Eurozone, die zeigen, dass die Wirtschaft in eine Rezession abgleiten dürfte. Damit kommt die Notenbank in eine schwierige Lage: zwar ist die Inflation zuletzt deutlich rückläufig gewesen – aber sie liegt nach wie vor deutlich über dem Ziel der europäischen Notenbank. Wenn die EZB die Zinsen zu früh senkt, riskiert sie ein Wiederaufflammen der Inflation – senkt sie die Zinsen dagegen zu spät, droht eine Rezession.

Vor EZB: Industrie in der Eurozone im Sinkflug

Die Industrie-Produktion in der Eurozone ist im Oktober stärker als erwartet gesunken, ein Zeichen der Schwäche, das auf eine kommende Rezession hindeuten dürfte, wie Bloomberg berichtet.

Die Produktion in der Region fiel um -0,7% gegenüber September, teilte Eurostat am heutigen Mittwoch in Luxemburg mit. Dies übertraf den von Ökonomen in einer Bloomberg-Umfrage erwarteten Rückgang von -0,3% und brachte das Produktionsniveau auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2020, als die Eurozone im Lockdown war. Zum Vorjahresmonat ging die Produktion der Industrie um -6,6% zurück – und damit deutlich mehr als die von Volkswirten prognostizierten -4,6%.

Industrieproduktion in der Eurozone auf niedrigstem Stand seit 2020

Ein solcher Rückgang zu Beginn des letzten Dreimonatszeitraums des Jahres 2023 bedeutet, dass das verarbeitende Gewerbe und die übrige Wirtschaft noch einen weiten Weg vor sich haben, um zwei aufeinanderfolgende Quartale der Schrumpfung zu vermeiden, die einer Rezession gleichkommen würden. Laut einer am Montag veröffentlichten Bloomberg-Umfrage rechnen Ökonomen nun damit, dass der Währungsraum einem solchen Schicksal nicht entgehen wird.

Die Produktion von Investitionsgütern erlitt mit einem Rückgang von -1,4 % den stärksten Rückgang im Monat. Der größte Zuwachs war bei der Energieproduktion zu verzeichnen.

Die Zahlen deuten darauf hin, dass sich die schwache globale Nachfrage auf die europäischen Exporteure auswirkt. Alle fünf großen Volkswirtschaften der Region verzeichneten dabei einen monatlichen Produktionsrückgang.

Der Bericht bietet den EZB-Notenbankern, die am Mittwoch vor einer Entscheidung über neue Wirtschaftsprognosen zusammenkommen, einen letzten Blick auf harte Daten. Die Märkte werden genau darauf achten, wie die EZB in ihren vierteljährlichen Projektionen die weitere Entwicklung der Wirtschaft und der Inflation einschätzt.

Die Anleger wetten darauf, dass die EZB die Zinsen bereits in drei Monaten senken könnten, obwohl zahlreiche EZB-Mitglieder betont hatten, die Zinsen länger hoch lassen zu wollen. Zumindest in der Eurozone aber dürfte im Jahr 2024 der Wendepunkt bei der Zinspolitik kommen – die EZB wird auf die schwache Wirtschaft reagieren müssen..



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

9 Kommentare

  1. Da hilft nur eine CO2 Preiserhöhung 😂😂😂

  2. wer es sehen wollte hat europa bereits seit mindestens einem halben jahr in einem stagflationsszenario wahrgenommen. eine sehr unangenehme tatsache für die ezb, da insb. die stiky (core)inflation natürlich mit zinsen und qt bekämpft werden muss. das endet zwangsläufig in der rezession. den daten nach wäre meine interpretation, dass diese auch schon in diesem quartal begonnen hat. die größten volkswirtschaften – allen voran deutschland – zeigen das. und die trends wie hier die industrie akzellerieren und werden vermutlich irgendwann auf die dienstleistungen überspringen. die frage ist wie der faktor der nun wirksam werdenden lohnsteigerungen in der gemengelage einwirken wird, da sie eigentlich nur den schon erlittenen kaufkraftverlust kompensieren und auch die preissteigerungen mit anfang 2024 diesen aufholeffekt wieder tw. vernichten wird.

    wir werden ausserdem sehen was die gestraffte geldpolitik bis dahin insb. auf unternehmensseite bewirkt. in china hat das deflationsszenario auch zunächst bei den erzeugerpreisen begonnen. eine der unangenehmsten szenarien, die sich volkswirtschaften wünschen können.

  3. noch ein kleiner nachtrag zum besonderen abstieg in irland. dort haben sich aufgrund der sehr „einladenden“ steuerpolitik sehr viele us konzerne angesiedelt und das auch mit produktionsstätten. diese natürlich mit schwerpunkt eu marktversorgung. aber das wird auch in us bilanzen spürbar werden.

  4. Gemessen an den ca. 9 -12 Monate vorlaufenden Aktienkursen (akt. tägliche Allzeithochs, zum. in D), ist die Zinsdiskussion irrelevant. Ende 2024 brummt die Wirtschaft wie nie. Der Markt hat immer recht.

  5. @ost: Sehe ich auch so, Stagflation ist das neue Menetekel an der Wand. Die Zweitrundeneffekte wie erneute Lohnforderungen stehen schon darunter. Wenn das weiter so chaotisch abläuft, droht ein politisches Unwetter.

  6. Eigentlich ein gutes Geschäft, man bezahlt keine Zinsen und braucht dafür auch nicht zu arbeiten. So macht Verschuldung doch erst richtig Spaß. Warum tut sich die EZB dann so schwer damit? Will denn ihr Geld etwa keiner mehr haben, weil es nichts wert ist?

  7. Die exorbitanten Gewinne der letzten Jahre kann man ja nicht an seine Angestellten oder Arbeiter abgeben. Gott bewahre. Man muss jammern, sobald Gewinne mal einen Monat nicht steigen, sofort Kurzarbeitergeld beantragen und eine drohende Insolvenz beschwören und nach dem Staat rufen etc.. Die Aktienkurse auf Höhenflug haben keine Bedeutung. Mich nervt dieses Gejammer so sehr, es ist unglaublich.

  8. Waehrungspolitik ist Wirtschaftpolitik und Wirtschaftspolitik ist Waehrungspolitik!!
    Wenn man 20 verschiedene Volkswirtschaften mit 20 Regierungen zusammenkoppelt, kann die Nationalbank keine vernuenftige Wirtschafts- Waehrungspolitik machen. Diese Binsenwahrheit wurde aber von Anfang des Euros ignoriert!
    Also warten wir einfach auf den Zusammenbruch dieses Kartenhauses!

    1. Die Eurozone wurde ja schließlich für die Politiker und nicht für die Notenbank gemacht. Die wohnen jedoch gern in Kartenhäusern, weil man dabei so häufig umziehen kann wie beispielsweise Wanderheuschrecken.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage

Exit mobile version
Capital.com CFD Handels App
Kostenfrei
Jetzt handeln Jetzt handeln

78,1% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld.