Die Indizes der Wall Street klettern seit vergangenem Herbst an einer „wall of worry“ nach oben. Man hoffte, dass die Fed bald die Zinsen senken werde – eine Hoffnung, die sich mehr und mehr zu zerschlagen scheint. Vielmehr ist die Wahrscheinlichkeit sogar gut (laut Fed Fund Futures), dass die Fed wenn nicht im Juni, dann doch im Juli die Zinsen anheben wird.
Gestern hatte die Bank of Canada überraschend angehoben, nachdem die zuvor auch die australische Notenbank entgegen der Markt-Erwartung die Zinsen angehoben hatte. Daraus läßt sich ein Muster ableiten: die Notenbanken meinen es ernst mit der Bekämpfung der Zinsen – notfalls auf Kosten einer Rezession. Denn wenn die Teuerung nicht abnimmt, kippen Millionen von Konsumenten aus dem Konsum – dann käme so oder so eine Rezession!
An der Wall Street aber dominierte zuletzt die Euphorie über künstliche Intelligenz – also wurden Tech-Aktien nach oben gekauft. Jene Tech-Aktien, die eigentlich als Zins-sensitiv gelten und daher normalerweise bei Anstiegen der Kapitalmarkt-Zinsen (Renditen von US-Staatsanleihen) unter Druck geraten.
Wall Street: US-Privatanleger werden euphorisch – Kontraindikator?
Während instiutionelle Anleger frühzeitig auf den Tech-Zug aufgesprungen waren, blieb die Stimmung unter den US-Privatanlegern jedoch bärisch (wobei es einen Unterschied geben kann zwischen dem, was diese Privatinvestoren sagen, und dem, was sie dann faktisch tun).
So lag der Anteil der US-Privatinvestoren, die bullisch zur Entwicklung an den Märkten einegstellt waren, in den letzten Wocheen und Monaten stets unter 30% – die Bären waren in der Mehrheit. Aber der Hype um KI (speziell um Nvidia) hat nun scheinbar mentale Spuren auch bei den US-Privatinvestoren hinterlassen: so sind laut der heute veröffentlichten AAII-Umfrage nun 44,5% im Bullenlager, während die Bären nur noch auf 24,3% kommen. Noch in der letzten Woche hatte der Anteil der Bullen bei lediglich bei 28,1% gelegen – ein riesiger Sprung also, gleichzeitig der höchste Stand der Bullen seit genau einem Jahr:
Wie groß der Stimmungswechsel ist, zeigen die Ergebnisse der letzten Wochen und Monaten:
Die Zahl der bärisch eingestellten US-Privatanleger, das zeigt die Tabelle, ist damit aktuell auf den niedrigsten Stand seit Jahresbeginn gefallen. Es herrscht jetzt also Euphorie bei den US-Privatinvestoren.
Das wird auch bestätigt durch den Fear & Greed Index von CNN, der an der Grenze zu extremer Gier ist aktuell:
Dann kann es an der Wall Street ja eigentlich nur nach oben gehen, oder?
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