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Falsche Hoffnung auf Israel-Hamas Deeskalation? Warum der Ölpreis auf einmal so klar abrutscht

Die Hoffnung auf Diplomatie und Deeskalation im Nahen Osten lässt jüngst den Ölpreis fallen. Das ist eine gefährliche Hoffnung für Shorties.

Öl-Fass
Öl-Fass. Foto: Rawf8.com-Freepik.com

Durch den Hamas-Angriff aus Israel am 7. Oktober ist der Ölpreis kräftig angestiegen von 83 Dollar (WTI-Öl) bis fast auf 90 Dollar am letzten Freitag. Denn die Angst vor einer unsicheren Versorgungslage bei Öl aus dem Nahen Osten für den Weltmarkt treibt die Preise hoch. Aber seit Freitag Abend geht es bis jetzt wieder spürbar bergab auf aktuell 85,89 Dollar, also gut 4 Dollar Verlust vom Hoch am Freitag (siehe TradingView Chart). Diese Bewegung könnte eine trügerische Hoffnung der Marktteilnehmer darstellen.

Kursverlauf im Ölpreis seit dem Hamas-Angriff auf Israel

Ölpreis-Rückgang dank Hoffnung auf Deeskalation

Der Ölpreis hat sich stabilisiert, nachdem er am Montag so stark gefallen war wie seit dem Angriff der Hamas auf Israel nicht mehr, da es Anzeichen dafür gibt, dass der Konflikt vorerst eingedämmt bleiben könnte. Bloomberg formuliert es so: In Israel mehren sich die Rufe, das Ausmaß einer Bodeninvasion zu überdenken, da man Vergeltungsmaßnahmen der libanesischen Hisbollah-Kämpfer befürchtet, sowie um das Schicksal von etwa 200 Geiseln im Gazastreifen bangt, und sich um die Risiken für israelische Soldaten sorgt.

Risiken für erneuten Preisanstieg

Da es im Nahen Osten, wo etwa ein Drittel des weltweiten Rohöls herkommt, zu keinen unmittelbaren Störungen kam, wurde ein Teil der Kriegs-Risikoprämie im Ölpreis aufgezehrt. Brent-Öl liegt jedoch immer noch etwa 7 % höher als vor dem Angriff vom 7. Oktober. Zu den wichtigsten möglichen Auslösern für einen weiteren Preisanstieg gehören die verstärkten Kontrollen der Einhaltung der Sanktionen für iranisches Öl durch Washington und die Unterbrechung wichtiger Schifffahrtsrouten durch Teheran.

Diplomatie beruhigt die Lage wirklich?

Die USA kündigten an, mehr Militär in den Nahen Osten zu entsenden, um Gruppen wie die Hisbollah davon abzuhalten, den Krieg auszuweiten. Die Hamas hat unterdessen am Montag zwei weitere Geiseln, beides ältere Frauen, aus dem Gazastreifen freigelassen. „Die diplomatischen Bemühungen im Gaza-Streifen deuten auf eine mögliche Deeskalation hin und nehmen dem Ölpreis den Schwung“, sagte Priyanka Sachdeva, eine leitende Marktanalystin bei Phillip Nova Pte. Die Märkte warten auch gespannt auf weitere Hinweise zur US-Wirtschaft, um die Inlandsnachfrage nach Brennstoffen zu beurteilen“.

Öl-Wetten

Händler hatten aufgrund des Konflikts ihre Ölpositionen aufgestockt, wobei die Geldmanager ihre Wetten auf einen höheren Brent-Ölpreis in der Woche bis zum 17. Oktober so stark erhöhten wie seit sieben Jahren nicht mehr (siehe CFTC COT-Daten). Ein Großteil der hektischen Ölhandelsaktivitäten der letzten Tage konzentrierte sich auf den Optionsmarkt, wo in der vergangenen Woche eine Rekordzahl von Brent-Calls den Besitzer wechselte.

Kommentar

FMW: Auch wenn medial nun die Diplomatie in den Vordergrund zu rücken scheint: Der Hamas-Angriff auf Israel war so schrecklich, dass es eigentlich kaum vorstellbar ist, dass Israel keine große Bodenoffensive im Gazastreifen durchführen wird. Aber man kann es ja selbst nur als Außenstehender betrachten. Niemand weiß nichts genaues. Die Bodenoffensive lässt weiter auf sich warten. Der Ölpreis sackt ab, in Hoffnung auf eine Entschärfung des Kriegs durch Diplomatie. Meiner Meinung nach – so sehr man sich auch Frieden und Deeskalation wünschen mag – ist es eine gewagte Hoffnung, eine trügerische Ruhe! Jederzeit kann die Lage wieder eskalieren, und der Ölpreis könnte dann wieder schnell ansteigen.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Noch lässt sich der Konflikt auf den Gaza – Streifen begrenzen, im Gegensatz zum 6 Tage- Krieg, als sich Saudi-Arabien und andere Golfstaaten einig waren, der Westen muss bestraft werden, mit einer gewaltigen Förderbegrenzung, die den Ölpreis in damals unbekannte Höhen katapultierte.

    Saudi-Arabien, einschließlich Kuwait und der Oman halten aber noch still. Sie wollen sich ihr schönes, neues Verhältnis zum Westen nicht kaputt machen.

    Man geht im Moment also nicht von einer neuen Förderbegrenzung aus, deshalb hält sich der Anstieg beim Ölpreis in Grenzen.

  2. Für den 44. US-Präsidenten Barack Hussein Obama II gilt normalerweise ein ungeschriebenes Gesetz dahingehend, daß er in der Öffentlichkeit nicht den Eindruck erwecken möchte, das Oval Office wäre nach seiner achtjährigen Amtszeit weiterhin sein Büro. Der aktuelle Israel-Hamas-Krieg hingegen scheint ihm aber entsprechend wichtig zu sein, weswegen er sich aktuell zu ihm öffentlich äußert. Er empfiehlt den I.D.F „gegen die Hamas verhältnismäßig vorzugehen“. Und die Naher und Mittlerer Osten-Politikwissenschaftlerin Kristin Helberg geht davon aus, daß bei den Israel Defence Forces eindeutig der Wille vorhanden sei, nicht nur mittels Luftangriffe, sondern eben auch „zusätzlich“ mittels einer Bodenoffensive gegen die Hamas vorgehen zu wollen. Nach den berechtigten Raketenangriffen gegen US-Basen, die mit der Unterstützung Israels Erdöl aus/von besetzten Ölfeldern im syrischen Nordosten/Deir Al-Zor stehlen, erhöht Washington, D.C. die Militärpräsenz im Naher und Mittlerer Osten. Mittlerweile wurden die genannten US-Basen mit Drohnenangriffen konfrontiert. Präsident Obama ist aufgerufen, Ägypten und Saudi-Arabien an ihre Zusagen gegenüber Syrien, sich für eine Beendigung des Caesar-Gesetzes auszusprechen, zu erinnern. Die aktuelle Entwicklung des Ölpreises ist somit in der Tat eine gefährliche Hoffnung, weswegen der Ölpreis zur Zeit nicht als Frühindikator bezüglich der möglichen weiteren Entwicklung des aktuellen Israel-Hamas-Krieges agiert.

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