Gold/Silber

Warum der Silberpreis derzeit seine Richtung findet

Silber Barren

Halb Rohstoff, halb monetäres Edelmetall tut sich Silber in Krisenzeiten schwer, seine Richtung zu finden. Mittlerweile zeichnet sich aber ab, dass der Silberpreis, wie schon in der Weltfinanzkrise, der Richtung des Goldes folgt.

Silberpreis auf Jahressicht wieder im Plus

Wie alle bedeutenden Rohstoffe geriet auch Silber seit Ende Februar preislich massiv unter Druck. Vom zyklischen Hoch am 24. Februar bis zum Tief am 18. März verlor der Silberpreis 38 Prozent. Mittlerweile haben sich die Notierungen aber deutlich erholt und 50 Prozent dieser Verluste wieder wettgemacht. In US-Dollar liegt der Preis des weißen Edelmetalls auf Jahresbasis nun wieder mit 2,6 Prozent im Plus, in Euro gerechnet sogar mit über 5 Prozent. Dahingegen notieren die Rohstoffe Kupfer und Rohöl nach wie vor im Zwölfmonatsvergleich massiv in der Verlustzone.

Silberpreis vs Gold vs Kupfer vs Öl

Silber profitiert von der starken Investmentnachfrage

Silber kann aktuell seinen Vorteil als monetäres Edelmetall ausspielen. Die Investitionen in Münzen und Barren als Geldanlage haben sich massiv erhöht. So konnte die wegbrechende Nachfrage im verarbeitenden Gewerbe kompensiert werden. Zuletzt hat sich dieser Trend sogar weiter verstärkt, da Silber in Relation zum Gold mit einem Preisverhältnis von 113,5 nach wie vor historisch günstig bewertet ist. Der Zwanzigjahresdurchschnitt liegt bei ca. 60. Im Vergleich zu Goldmünzen und Barren sind die Aufgelder für Silbermünzen und Barren daher nach wie vor sehr hoch.

Das The Silver Institute erwartet gemäß seinem aktuellen Jahresausblick für das Jahr 2020 einen Angebotsrückgang bei Silber um vier Prozent. Die Eindämmungsmaßnahmen gegen das Coronavirus haben auch bei den Minen zu Betriebsstilllegungen geführt. Bei der Nachfrage nach Silber erwarten die Experten dagegen einen etwas geringeren Rückgang um nur 3 Prozent. Dieses in Summe günstigere Verhältnis zwischen Minenausstoß und Nachfrage resultiert vor allem aus dem Bereich Silberinvestments, der in diesem Jahr um 16 Prozent ansteigen sollen. Allein die Nachfrage nach physisch gedeckten Investmentprodukten (ETPs) soll um 47 Prozent höher ausfallen als im Vorjahr. Damit dürfte sich auch das Angebotsdefizit weiter erhöhen, was den Silberpreis ebenfalls positiv beeinflussen sollte. Im Jahr 2019 existierte am Silbermarkt gemäß dem „Silver Survey 2020“ ein Angebotsdefizit in Höhe von 50,4 Millionen Unzen (1.567 Tonnen).

Analogie zur Finanzkrise

Im Zuge der Weltfinanzkrise kam es zu einer ähnlichen Entwicklung, bei der schlussendlich die Investmentnachfrage die Richtung beim Silberpreis über Jahre hinaus prägte und nach einem heftigen Einbruch im Jahr 2008 anschließend sogar zur Outperformance des Silbers gegenüber Gold führte. Da wir in der Corona-Krise vergleichbare Reaktionsmuster der Geld- und Fiskalpolitik auf der einen Seite sowie der Investoren auf der anderen Seite sehen, liegt der Schluss nahe, dass der Silberpreis auch dieses Mal wieder im Kielwasser des Goldpreises mit zunehmender Dynamik weiter ansteigen kann.

Gold vs Silber in der Finanzkrise

Charttechnisch aktuell neutral

Mittlerweile hat der Silberpreis in US-Dollar das 50 Prozent-Fibonacci-Retracement des vorherigen Abverkaufs erreicht. Darüber warten jedoch noch reichlich Widerstände, so zum Beispiel die gleitenden 50- und 200-Tagesdurchschnitte bei aktuell 15,64 bzw. 17 US$/Unze. Des Weiteren muss der Preis des weißen Edelmetalls noch das 61,8 Prozent-Fibonacci-Retracement bei 16,13 US$ und den Horizontalwiderstand bei 16,57 US$ überwinden. Die Stochastik sowie der RSI befinden sich aktuell im neutralen Bereich und stehen einem weiteren Kursschub in Richtung dieser Widerstände nicht im Wege.

Silberpreis in US-Dollar Chart

Fazit

Langsam setzt sich der monetäre Charakter des kleinen Bruders des Goldes durch. Der Silberpreis tendiert im Gegensatz zu den reinen Industrierohstoffen Kupfer und Rohöl wieder deutlich nach oben. Aufgrund ähnlicher Rahmenbedingungen von der geld- und fiskalpolitischen Seite ist eine Wiederholung des Kursverlaufs wie im Zuge der Weltfinanzkrise von 2008 ff. sehr wahrscheinlich. Abseits der empirischen Datenlage unterfüttert die bereits stark gestiegene Investmentnachfrage sowie die seuchenbedingt rückläufige Silberproduktion dieses Szenario auch fundamental. In Anbetracht der deutlich größeren wirtschaftlichen Verwerfungen in der aktuellen Krise und der ungleich größer dimensionierten geld- und fiskalpolitischen „Bazookas“ ist sogar das Wiedererreichen der historischen Höchststände von Ende April 2011 bei 49,81 US-Dollar pro Unze bzw. 34,20 Euro pro Unze für die nächsten Jahre realistisch.



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2 Kommentare

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