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Warum die EZB nicht an den Anstieg der Inflation glaubt? Weil faktisch 18% der Menschen arbeitslos oder unterbeschäftigt sind!

Die EZB stellt fest, dass ca. 15% der Menschen in der Eurozone entweder arbeitslos oder unterbeschäftigt sind. Und weil Löhne normalerweise nur dann steigen, wenn das Angebot an Arbeitskräften knapp ist - steigen die Löhne eben nicht bei so vielen Arbeitslosen oder Unterbeschäftigten. Und damit auch nicht die Inflation..

FMW-Redaktion

Die Daten der vergangenen Wochen und Monate schienen eine klare Sprache zu sprechen: die Inflation geht schnell nach oben! Aber die EZB sagte: nicht wirklich, die Kerninflation bleibt schwach, der Anstieg der Inflation sei nur wegen der steigenden Energiepreise erfolgt.

Manches deutet darauf hin, dass die Notenbank damit nicht so ganz Unrecht hat! Erstens hat sich der Anstieg der Ölpreise zunächst einmal als vorübergehendes Phänomen erweisen. Und zweitens ist der wohl entscheidende Faktor für den Anstieg der Inflation letztlich der Anstieg der Löhne. Und da sieht es derzeit, mit Blick auf die gesamte Eurozone, nicht so aus, als würde hier viel nach oben gehen!

Heute hat die EZB eine Studie vorgelegt, die genau das verdeutlicht. Darin stellt die EZB fest, dass ca. 15% der Menschen in der Eurozone entweder arbeitslos oder unterbeschäftigt sind. Und weil Löhne normalerweise nur dann steigen, wenn das Angebot an Arbeitskräften knapp ist – steigen die Löhne eben nicht bei so vielen Arbeitslosen oder Unterbeschäftigten. Zumindest in weiten Teilen der Eurozone nicht – mit Ausnahme Deutschlands:

„Labor markets in most euro area countries – with the notable exception of Germany – appear to still be subject to a considerable degree of underutilization. This is likely to continue to contain wage dynamics.“

Die von der EZB ermittelten 15% umfassen Menschen, die aufgegeben haben, Arbeit zu suchen, aber dennoch gerne arbeiten würden, und jene Menschen, die in Teilzeit arbeiten, aber gerne Vollzeit beschäftigt wären. Insgesamt, so die EZB, seien sogar eigentlich 18% der Menschen in der Eurozone arbeitslos oder unterbeschäftigt – man kommt aber dennoch auf die Zahl 15%, indem die EZB jene Menschen herausrechnet, die schon lange dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen (Krankheit, keine Lust auf Arbeit etc.).

Vor allem der Arbeitsmarkt in Frankreich und Italien bereitet der EZB dabei Sorgen:

„In France and Italy, broader measures oflabour market slack have continued to increase throughout the recovery“.

Also selbst bei der Erholung der Wirtschaft nach der Finanzkrise hat sich die Arbeitslosigkeit und die Unterbeschäftigung sogar eher verschlechtert denn verbessert in diesen beiden für die Eurozone so immens wichtigen Ländern.

Mario Draghi hatte erst im März klar gemacht, dass ein wirklich selbst tragender Anstieg der Inflation nur durch steigende Löhne entstehen könne. Bis auf Deutschland ist das aber nicht absehbar – schon gar nicht in Frankreich und Italien, also den zweitgrößten und drittgrößten Volkswirtschaften der Eurozone.

Und weil das so ist, wird die EZB wohl weiter Anleihen kaufen und die Zinsen ganz ganz niedrig halten – zur durchaus begrenzten Freude der deutschen Kritiker!


Das Logo der EZB. Grafik gemeinfrei.



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3 Kommentare

  1. mag ja alles sein, aber ist das ein Grund die Zinsen auf einem „Achtung-die-Welt-geht-unter-Niveau“ zu halten?

  2. Keine Inflation ? Wenn man die Packungsgrössen im Supermarkt anschaut dann schwindet der Inhalt halbjährlich. Kommen noch die Immobilienpreise, Mieten und Nebenkosten dazu … Unfassbar diese Märchen.

  3. Die EZB sollte zur Inflationsmessung lieber die Target II Salden nutzen.

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