Gold/Silber

Was passieren muss, damit Gold auf neue Rekorde steigt Was bringt den Goldpreis auf neue Höchststände?

BRICS-Währung, Zinswende, Rezession & Terminmarkt

Goldpreis Höchststände - Foto: Bloomberg

Seit der Bankenkrise im Mai dieses Jahres hat der Goldpreis keinen neuen Höchststand mehr in US-Dollar erreicht – in Euro ist es sogar fast 16 Monate her: Was muss geschehen, damit Gold wieder durch Allzeithöchststände glänzen kann?

BRICS-Währung bringt keinen schnellen Schub für den Goldpreis

Vom 22. bis zum 24. August treffen sich die BRICS-Staaten (Brasilien, Indien, Russland, China und Südafrika) zum 15. Gemeinsamen Gipfel in Johannesburg. Weitere Vertreter von Staaten der Beitrittskandidaten haben sich angemeldet. Insgesamt interessieren sich knapp 40 Staaten für die Zugehörigkeit zu der Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften. 16 Staaten haben schon verbindliche Beitrittserklärungen unterzeichnet.
Die fünf Schwellenländer stehen für 40 Prozent der Weltbevölkerung und über 25 Prozent der Weltwirtschaft.

Goldpreis Höchststände

Als Alternative zum Währungssystem der Industrieländer wollen die BRICS-Staaten eine eigene Währung kreieren – und zwar gedeckt mit physischem Gold. Die Details dazu werden in der kommenden Woche präsentiert.

Allerdings hat sich Indien als zweitgrößte BRICS-Nation (seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine) bereits gegen eine gemeinsame Währung ausgesprochen. Die Voraussetzungen dafür seien noch nicht erfüllt und die Abhängigkeit vom Handel mit westlichen Währungen, v. a. dem US-Dollar, noch zu hoch.

Der Prozess der „Entdollarisierung“ wird sicher durch den Aufbau eines alternativen BRICS-Währungs- und Zahlungssystems mit immer mehr Teilnehmern beschleunigen und den Goldpreis tendenziell unterstützen. Es ist aber unwahrscheinlich, dass ab nächster Woche institutionelle und private Anleger wegen des BRICS-Treffens einen Run auf Gold starten werden.

Die Goldilocks-Illusion muss weichen

Eine wirtschaftlich noch nie da gewesene wirtschaftliche Phase, geprägt durch die Pandemie, wirtschaftlichen Stillstand, staatliche Extrem-Subventionen, einer aus dem Ruder laufenden Schuldenexplosion, gepaart mit signifikanten Preisauftrieben und einem Krieg in Europa hat die letzten dreieinhalb Jahre geprägt.

Das spiegelt sich auch im Goldpreis wider, der mit einer solchen Gemengelage noch nie konfrontiert war, aber trotz des Zinsschocks zuletzt am 4. Mai dieses Jahres im Zuge des Ausbruchs der nach wie vor schwelenden Bankenkrise in den USA und der Schweiz (Credite Suisse Debakel) in US-Dollar ein neues Allzeithoch erreichte.

Seitdem ging es kontinuierlich bergab:

Goldpreis in USD

Auf Schlusskursbasis büßte der Preis des gelben Edelmetalls seit dem Allzeithoch 160 US-Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm) bzw. knapp 8 Prozent ein. In Euro betrug der Kursrückgang 144 Euro pro Unze bzw. 7,7 Prozent.

Seitdem sich im Mai die Bankenkrise zu beruhigen schien und die Konjunkturdaten, v. a. vom US-Arbeitsmarkt, suggerierten, dass die restriktive Zinspolitik der US-Notenbank (Fed) sowie der Europäischen Zentralbank (EZB) einer „weichen Landung“ der Konjunktur nicht im Wege stehen, war das Krisenmetall Gold nicht mehr gefragt und flog aus den privaten und institutionellen Depots (hier am Beispiel der Gold-ETFs). Zudem machen die steigenden Renditen dem zinslosen Metall zu schaffen.

Gold ETF-Bestände Goldpreis

Nachdem die US-Frühindikatoren nun den 16. Monat in Folge im negativen Terrain verharren, sollte klar sein, dass es sich lediglich um retardierende Sondereffekte handelt, die wirtschaftliche Spätindikatoren, wie den Arbeitsmarkt, noch stabil halten.

USA Frühindikatoren

Die Unternehmensgewinne waren in Summe in den USA im ersten Halbjahr bereits rückläufig, ebenso wie die wichtigen realen Einzelhandelsumsätze. Gleichzeitig laufen Schuldenmoratorien im September aus, Kreditausfallraten steigen an, die Stimulus-Checks sind größtenteils aufgebraucht und die Inflation vor allem die Zinsexplosion belasten immer mehr US-Konsumenten und Unternehmen bis an die Existenzgrenze.

Der Wille, in der aktuellen wirtschaftlichen Situation zu expandieren, hält sich bei den US-Kleinunternehmen so stark in Grenzen wie seit zehn Jahren nicht mehr (Quelle: NFIB). Kleine Unternehmen erwirtschaften ca. 45 Prozent der US-Wirtschaftsaktivität (ca. 28 Millionen Betriebe).

Zinsplateau ist erreicht – Rezession folgt

Da der Goldpreis primär in den USA „gemacht“ wird (Preisbildung erfolgt primär über den US-Terminmarkt), ist die Geldpolitik der US-Fed für das zinslose und liquiditätssensible Gold essenziell.

Auf der letzten Zinssitzung der Fed betonte Chefnotenbanker Jerome Powell, dass man nun nach Datenlage agiere. Es ist davon auszugehen, dass eben diese Konjunktur-Daten sich in den kommenden Monaten tendenziell verschlechtern werden.

Der Beginn einer Rezession weicht schon jetzt langsam dem Narrativ einer “weichen Landung“ und wird, wie in nahezu jedem Konjunkturzyklus, die US-Notenbank massiv unter Druck setzen, ihre exzessive Geldpolitik wieder aufzunehmen – ebenso wie die EZB.

Dass für „moderne“ Notenbanken die Inflation dabei sekundär ist, zeigt das Beispiel Japan, wo trotz Inflationsraten, wie sie das Land seit 40 Jahren nicht mehr erlebt hat, die Notenbank (BOJ) den Leitzins weiterhin bei -0,1 Prozent p. a. im negativen Bereich hält und nach wie vor durch Anleihekäufe das japanische Staatsdefizit quasi im Alleingang finanziert.

Terminmarkt beim Goldpreis bereits stark bereinigt

Da wie erwähnt der Goldpreis wesentlich vom Handel am US-Terminmarkt beeinflusst wird, lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Daten dieses Marktes. Jede Woche veröffentlicht die zuständige Aufsichtsbehörde (CFTC) den „COT-Report“ (Commitments of Traders Report), der die Positionen verschiedener Händlergruppen aufschlüsselt.

Zusätzlich veröffentlicht die CFTC einmal im Monat die Positionen der größten Banken am Gold-Terminmarkt (Bank Participation Report).
Die Daten zum COT-Report werden mit dreitägiger Verzögerung jeweils am Freitagabend nach Börsenschluss in New York veröffentlicht.
Aktuell macht sich die Verbilligung beim Goldpreis bereits deutlich bemerkbar und der „COT Index“ ist mit einem Wert von 78 Punkten (rote Linie ganz unten im Chart) in die „Kauf-Zone“ vorgedrungen, nachdem die Großspekulanten ihre Wetten auf steigende Preise deutlich reduziert haben (kontra indikativ positiv).

COT Report Gold Goldpreis

Dennoch besteht hier noch Bereinigungspotenzial, das durch einen kurzfristigen Liquiditätscrash bei fast allen börsengehandelten Vermögenswerten Ende August / Anfang September erfolgen könnte.

Anschließend ist der Weg nach oben frei – auch aus saisonalen Gründen.

Goldpreis: Saisonalität bereits positiv

Beim Goldpreis-Verlauf gibt es jährlich wiederkehrende Muster. Ganz besonders ausgeprägt sind diese von Mitte Juni bis Ende Februar. Ab Mitte September startet die beste Phase für die Goldbullen – aus saisonaler Perspektive.

Der Grund für die saisonalen Muster bei Gold sind diverse Feierlichkeiten weltweit, anlässlich derer traditionell Schmuck, Münzen und Barren verschenkt werden. Den Auftakt bildet dabei das Lichterfest „Diwali“ in Indien, Sri Lanka und Nepal, gefolgt von der indischen Hochzeitssaison, bei der die Mitgift der Braut überwiegend aus purem Goldschmuck besteht.

Am 1. Oktober beginnen in China die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag, zu dem traditionelle Goldmünzen als Glücksbringer verschenkt werden.
Ende Dezember folgt dann das christliche Weihnachtsfest, in dessen Umfeld der Schmuckeinzelhandel in den westlichen Ländern fast 70 Prozent seines Jahresumsatzes erwirtschaftet. Nach dem julianischen Kalender folgt dann am 7. Januar das russische Weihnachtsfest, auch „Jolka-Fest“ genannt. Die Russen sind ebenfalls sehr goldaffin. Ende Januar geht es dann mit dem chinesischen Neujahrsfest weiter, das bis Ende Februar andauert, abhängig vom Neumond. Bereits im Vorfeld dieser Feierlichkeiten kaufen Münzprägeanstalten und Kunstschmiede den Rohstoff Gold verstärkt ein. Dies erklärt, warum der Goldpreis bereits ab Mitte Juni anfängt zu steigen.

Die saisonalen Nachfragespitzen nach Gold sind anhand der Preischarts für die durchschnittliche jährliche Entwicklung des Goldpreises in US$ im Jahresverlauf gut erkennbar (dreißig Jahre Durchschnitt):

Gold Saisonalität Goldpreis

 

 



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

9 Kommentare

  1. Ich weiß gar nicht, warum von Gold immer Höchststände erwartet werden.
    Wenn alles so weiter läuft wie seit 1971, dann wird Gold 2030 bei etwa 2300 bis 2500 Dollar stehen.
    Dann hat es sich seit 2000 wieder (in 30 Jahren) etwa verachtfacht im Preis; genau wie von 1970 bis 2000. Und das legal steuerfrei.
    Kommt die Inflation mit höheren Zahlen zurück, dann dementsprechend höher.
    Führen die BRICS eine Bezahlung ihrer Rohstoffe durch Gold ein, dann weiß wohl Niemand wo der Goldpreis hingeht, oder auch nicht.
    Ja— wenn, wenn.
    Nächste Woche wissen wir schon etwas mehr.
    Es gibt nicht langweiligeres als langfristig sein Geld in physisches Gold anzulegen. Aber man kann gut schlafen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Andalusien Akademie

    Ob da 100 Eheringe mehr oder weniger gekauft werden spielt m.M.nach keine grosse Rolle. Wie bei den Aktien bestimmen die Notenbanken die Preise, wo Verkäufe und Käufe in Tonnen abgewickelt werden.Da alle diese Schuldenkönige ihren Papierwährungen selber nicht mehr trauen können, denke ich,dass Gold eher gekauft als verkauft wird. Übrigens kann man sehen, dass sich Gold selbst in der steilen Zinserhöhung der letzten zwei Jahre gut gehalten hat. Die Gläubiger des NEUEN GOLDES ( Bitcoin ) wurden von ihrem Sektenguru eher abgezockt.
    P.S Welche Anlageklasse war in den letzten 2Jahren besser als Gold?

  3. Hallo Andalusien Akademie,
    ja, schon richtig.
    Nur- physisches Gold ist nichts für Spekulanten, sondern für die sehr langfristige Vermögensabsicherung oder z. B. für die private Altersrente, bei deren Ansparung und Verbrauch schnell 50 Jahre ins Land gehen.
    Bei physischem Gold gehen ja beim Kauf und beim Verkauf jeweils etwa 4% für den Händler „verloren“.
    Man ist auch immer liquide.
    Eine Unze oder 1/4 Unze ist genau so schnell beim Händler um die Ecke in Euros umgetauscht, als wenn Geld vom Sparbuch geholt wird. Und das praktisch auf der ganzen Welt.
    Ich investiere seit 1986 in physisches Gold, nachdem ich aus der gesetzlichen Rentenversicherung ausgetreten bin. Zuerst sehr begrenzt, aber 2000 mit einem sehr hohen Betrag, als wir nach Andalusien ausgewandert sind.
    Da ich mich nicht soweit mit Aktien auskenne, dass ich mein Geld darin investieren kann, blieben praktisch auch nur Edelmetalle.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  4. Interessant zu lesen, daß auch in Sachen Edelmetall Gold eine übermäßige Dominanz von seiten der US-Finanzmärkte besteht, obwohl in vielen potentiellen BRICS-Ländern das Edelmetall Gold vorhanden ist. Von daher wünsche ich den BRICS-Ländern, daß bei ihnen das Edelmetall Gold einen entsprechenden Stellenwert auf deren Finanzmärkten erhält.

  5. Die BRICS können (wenn eine goldgedeckte Handelswährung eingeführt werden sollte) bei fasst 1 Billionen Handelsüberschuss, praktisch ohne Gold im Tresor zu haben das Handelssystem umstellen.
    Natürlich werden alle Währungen auf der Welt weiter existieren, mit denen die Bürger für ihre Leistung bezahlt werden, und auch Rohstoffe in den Ländern weiter bezahlt werden, die sich ihre Rohstoffe nicht mit Gold bezahlen lassen wollen.
    Bald wissen wir es.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Helmut
      wo genau in Andalus Steckst`n` ?
      Da isses ja nich heisser als hier.

      1. Hallo Bolsonar rio seco,
        wir befinden uns genau etwa 14 km Luftlinien von Malaga entfernt in den Bergen auf 625 über NN.
        Aktuell sind heute 31 Grad.
        Mit dem Trinkwasser ist es von Ort zu Ort unterschiedlich. In dem 10 km entfernten Casabermeja gibt es nur stundenweise Wasser, und in den Außenbezirken nur 1x pro Wochen für 24 Stunden.
        Das hört sich schlimm an, aber alle haben Speicher und auch Brunnen.
        Unser ehemaliger Mitarbeiter leitet in Casabermeja eine Ferienanlage mit 30 Wohnungen und hat genügend Wasser, obwohl nur 1x in der Woche Wasser auf der Leitung ist.
        Er hat Tanks von 80.000 Liter, und wenn er 24 Stunden Wasser bekommt, dann sind das etwa 120.000 Liter.
        Bei uns ist seit (schon immer) nur 3 Tage die Woche Wasser auf der Leitung. Aber wir speichern etwa 24.000 Liter.
        Ich weiß gar nicht, wie sie es aktuell geregelt haben, denn wir merken es nicht wenn Wasser abgestellt wird.
        Wenn nur noch 1/3 im Speicher ist, würde eine Warnlampe angehen.
        Aber wir haben noch einen 150 m Tiefbrunnen.
        Ja, die Spanne geht also hier in der Ecke von:
        Nur einen Tag in der Woche Wasser,
        bis 3 x in der Woche Wasser.
        In in einigen Dörfern sollen Tankwagen fahren.
        Aber das ist hier auch, denn weiter in den Bergen liegende Häuser hatten noch nie einen Wasseranschluss.
        Malaga hat Meerwasserentsalzungsanlagen.
        Es gibt in Spanien etwa 900 Meerwasserentsalzungsanlagen.
        Das Problem ist die Landwirtschaft.
        Aber das soll sich ändern.
        Ein Salatkopf benötigt etwa 300 Liter Wasser, und daran verdient der Bauer vielleicht 30 Cent.
        Mit den 300 Litern kann aber ein Touristen einen ganzen Tag versorgt werden.
        Also lieber das Wasser für den Tagesverdienst an einem Touristen, als für die Aufzucht eines Salatkopf.

        Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    2. bolsonaro rio seco

      sag mal stimmt es, dass das Wasser da knapp geworden ist ?
      Kennst du Frigiliana ?

  6. Mich würde nicht wundern, wenn die BRICS Staaten über die Comex den Goldpreis noch so lange drücken, bis sie die gewünschte Anzahl an Staatsanleihen günstig in Gold umgetauscht haben…und dann lassen sie sich ihre Kontrakte ausliefern…BOOOOOOM

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage