Gas

Aussagen von russischen Experten Wie Wetter und Israel-Krieg den Druck auf Gaspreise erhöhen

Die zuletzt deutlich steigenden Gaspreise sind laut russischen Experten auf verschiedene Gründe zurückzuführen. Hier ein Überblick.

Gasleitung

Russische Analysten sehen einen Mix von Gründen, der für einen kräftigen Auftrieb der Gaspreise in Europa sorgen kann. Sinkende Temperaturen, schwacher Wind und den Krieg in Israel halten sie zusammen mit Streiks in Australien als die grundlegenden Preistreiber. Die Auswirkungen der beschädigten Gasleitung Balticconnector sind aus russischer Sicht eher gering, da sie sich auf einen Regionalmarkt beschränken. Präsident Wladimir Putin nannte eine Beteiligung an einer Sprengung der Pipeline „Blödsinn“ und erklärte lapidar, nicht einmal gewusst zu haben, dass es sie gibt.

Gaspreise steigen – Experten über die Gemengelage

Die Gaspreise auf dem TTF-Index in Europa hätten ihr Wachstum beschleunigt, nachdem finnische Medien über die bevorstehende Krisenpressekonferenz von Finnlands Regierung zum Leck der Gaspipeline Balticconnector berichtet hatten, hieß es bei Ria Novosti am 14. Oktober. In den Handelsergebnissen seien die Preise dann um 14 % gestiegen und überschritten 540 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter Gas. Zum Wochenabschluss hätten sie zum ersten Mal seit dem 10. März über der 600-Dollar-Marke pro 1000 Kubikmeter Gas gelegen.

„Der Impuls für die steigenden Gaspreise in den letzten Tagen hängt unserer Meinung nach mit einer Reihe von Gründen zusammen“, sagte Ria Novosti zufolge Investmentstratege Alexander Bachtin vom Broker BKC Mir Inwestizij. Darunter nannte er erneute Streiks an zwei australischen LNG-Anlagen, die 7 % der weltweiten Produktionskapazität ausmachten. Dazu komme „kaltes Wetter in Mitteleuropa, sehr schwacher Wind zum Beginn der Woche, und die Einstellung der israelischen Gasexporte nach Ägypten, was die Fähigkeit des Landes zum Export von LNG schwächen könnte.“ Was den Schaden am Balticconnector betrifft, werde Finnland für einige Zeit teureres LNG kaufen. Die Auswirkungen des Vorfalls seien regional und größtenteils auf die Informationsresonanz zurückzuführen, so Bachtin.

Ostseegasleitung Balticconnector steht still

Am 8. Oktober hatten der finnische und estnische Betreiber Gasgrid und Elering den Betrieb vom Balticconnecteor wegen Druckabfall und eines vermuteten Gaslecks eingestellt. Es folgten Untersuchungen auch von Polizei und Sicherheitskräften. Stellungnahmen auf Regierungsebene und Äußerungen auf der Pressekonferenz bestätigten eine Beschädigung der Gasleitung von außen in finnischen Gewässern. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte Unterstützung in den fortlaufenden Untersuchungen zu und stellte eine klare und eindeutige Antwort in Aussicht, sollte Russland für den Schaden an der Gasleitung verantwortlich sein.

Auf die Frage, ob Russland an einer Sprengung am Balticconnector beteiligt war, sagte Präsident Wladimir Putin auf einer Pressekonferenz nach seinem Besuch in Kirgisistan am 13. Oktober: „Blödsinn. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht einmal von der Existenz dieser Pipeline, weil sie ein sehr kleines Volumen hat. Ich weiß nicht, wie viel dort durchgeleitet wird.“ Dagegen seien die Gasleitungen Nord Stream mit je 55 Milliarden Transportkapazität wirklich groß.

Der Balticconnector ging im Januar 2020 in Betrieb. Die 152 km lange Gaspipeline verbindet die Gasnetzte von Finnland und Estland und ist in beide Richtungen nutzbar. Sie weist eine Jahrestransportkapazität von 2,6 Milliarden Kubikmeter Gas auf. Eine Wiederinbetriebnahme erwartet Gasgrid frühestens zum April 2024. Die Versorgung der Länder werde über LNG-Importe und Gas aus Speichern sichergestellt. Der Preisdruck ist aufgrund der vergleichbar überschaubaren Menge vermutlich tatsächlich überschaubar und hinterlässt eine kurze Welle nach oben.

Eskalation im Nahen Osten droht

Deutlich unüberschaubarer sind die Kriegsereignisse in Israel. Einen Tag vor dem Pipeline-Schaden in der Ostsee hatte die Hamas ihren terroristischen Überfall auf Israel durchgeführt. Als Antwort greift Israel Stützpunkte der Hamas im Gaza-Streifen aus der Luft an und rief die dortige Zivilbevölkerung auf, den Norden zu verlassen, um eine Bodenoffensive durchzuführen. Ob und wie sich Israels Feind Iran hier einschaltet, ist eine Frage mit unklarer Antwort.

Selbst will der Iran zusammen mit Russland, Turkmenistan und Katar ein Gaszentrum im Land einrichten. Das habe der iranische Ölminister Javad Ouji im Rahmen der Russischen Energiewoche vorgeschlagen, erklärte Vizepremier Alexander Novak am 13. Oktober in einem Medieninterview. Der russische Gaskonzern Gazprom prüfe die Lage und hat eignen Angaben nach mit der Nationalen Iranischen Ölgesellschaft NIOC Gespräche geführt. Mit einer Eskalation der Lage dürften Pläne zu einem solchen Gaszentrum jedoch hinfällig sein.

Der Gasmarkt werde von der Geopolitik, namentlich von der Eskalation im Nahen Osten und dem Risiko von Versorgungsunterbrechungen beeinflusst, machte laut russischen Nachrichtenagenturen am 15. Oktober Dmitri Skrjabin Portfoliomanager von Alfa Capital deutlich. „Katar hat beispielsweise bereits seine Bereitschaft angekündigt, die LNG-Exporte nach Europa zu stoppen, was sich auch mit der Gefahr neuer Streiks beim LNG überschneidet“, stellte der Experte fest. Ob Katar diese Ankündigung gemacht hat, ist unterdessen unklar. In Medien ist von Gerüchten und Falschmeldungen die Rede. Außerdem riefen die jüngsten Verhandlungen Deutschlands mit Katar über LNG-Lieferungen neue Kritik hervor, weil der Golfstaat als Hauptsponsor der Hamas gilt.

Anstieg der Gaspreise ist begrenzt

Von einer drohenden Energiekrise wie 1973 durch den Krieg von Israel gegen Syrien und Ägypten sprach der Geschäftsführer von Rusenergoproekt, Maxim Kanischtschew. Arabische Länder wie der Irak, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate und Saudi-Arabien hätten ein Lieferembargo gegen Staaten, darunter USA, Großbritannien und Kanada, verhängt, die Israel unterstützt hätten. Ölpreise hätten sich im Nachgang vervierfacht und zur Energiekrise geführt.

„Wenn wir uns dieser Situation heute annähern, werden in diesem Szenario die arabischen Sanktionen für die Vereinigten Staaten und Europa dazu führen, dass ein Preis von 400 US-Dollar pro Barrel als attraktiv gilt. Dies wird die Wirtschaft sowohl der Vereinigten Staaten als auch der EU natürlich völlig zerstören“, spitzte Kanischtschew sein Horrorszenario zu. Für Gaspreise dürfte das nichts Gutes verheißen.

Skrjabin von Alfa Capital erwartet im Falle einer weiteren Eskalation, dass die Gaspreise weiter steigen. „Allerdings ist das Wachstumspotenzial in der EU meiner Meinung nach auf ein Niveau von etwa 650 bis 700 US-Dollar begrenzt. Dann werden sie billigeres Gas aus unterirdischen Gasspeichern verwenden“, erklärte Skrjabin ein. Der TTF-Trend der Gaspreise schaukelt aktuell nach dem Anstieg in der letzten Woche auf 54 Euro je MWh leicht auf und ab. Die Ruhe vorm Sturm?



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2 Kommentare

  1. Der Druck des Gaspreises ergibt sich aus sich selbst heraus.
    Bei einem Gasdruck von 2 Bar wird nicht viel passieren.
    Bei einem höheren Druck ist darauf zu achten, daß die lange Leitung der Politiker, die NORMATIVE KRAFT DES FAKTISCHEN ANERKENT.
    ÜBRIGENNS.NKDF… Unser folker hellmeyer sagt das gern…..hat aber FJS in den 70 er 80 er jahren auf Veranstaltungen schon gepredigt. ja un wichtig…….

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