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Alles hängt nur an einem Faden.. Wirtschaft USA: Wenn Dienstleistung schwächelt, kommt die Rezession

USA Wirtschaft Rezession Diensleistung

In den USA ist es der Dienstleistungssektor, der die Wirtschaft weiter robust bleiben läßt – aber wenn dieser Sektor zu schwächeln beginnt, kommt die Rezession!

Noch (mindestens) zwei Zinsenanhebungen hat die US-Notenbank für 2023 in Aussicht gestellt, trotz deutlich nachgebender Inflations-Daten auf fast allen Ebenen. Wenn da nicht die Kerninflation wäre sowie der brummende Dienstleistungssektor. Das ist der überaus dominierende Faktor in den USA, wie historische Daten belegen. Kann dieser tatsächlich dem scharfen Zinsanstieg widerstehen?

Wirtschaft USA: seit vielen Jahrzehnten dominiert Dienstleistungssektor – Abschwächung bringt die Rezession

Aus dieser historischen Übersicht über das Verhältnis zwischen Güter- und Dienstleistungssektor wird eines überaus deutlich. Amerika hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg weitgehend aus der Produktion von Gütern verabschiedet, die Globalisierung genutzt und den Dienstleistungssektor auf über 80 Prozent für das heimische Bruttoinlandsprodukt ausgeweitet.

Langzeitchart Service vs Production Wirtschaft USA Rezession

Kein Wunder, dass US-Präsident Biden derzeit aufgrund der geopolitischen Lage im Osten auf eine Re-Industrialisierung hinarbeitet.

Im Jahre 1939 betrug das Verhältnis in der Wirtschaft der USA zwischen Güterproduktion und Dienstleistungen noch 62,9 zu 37,1 Prozent oder etwa 1,7 zu eins.

Nach einem kurzen Anstieg des Produktionssektors im Zweiten Weltkrieg hat sich diese Relation sukzessive in Richtung Dienstleistungsgesellschaft verändert. Auf einen Job in der Produktion kommen 6,2 im Service-Bereich, getrieben durch Automatisation und Globalisierung.

Die nächste Grafik berücksichtigt das Wachstum der US-Bevölkerung um 422 Prozent seit dieser Zeit und zeigt eine Besonderheit: Auch nach Rezessionen gab es kein Wiederaufleben in der Zahl der Beschäftigten in der Produktion, während hingegen der Dienstleistungssektor in Relation stets weiter wuchs:

Advisors P. Employment Growth Wirtschaft USA Rezession

Damit ist es wohl keine Überraschung, dass die Performance des S&P 500 und das Wachstum des Dienstleistungssektors sehr miteinander korreliert sind.. (linke Achse das Wachstum im Servicesektor, rechts der S&P 500 logarithmisch, seit 1995):

Employment Growth Service and S&P 500

Grafik: Advisor Perspectives

Interessant: auch hier gibt es ein Timelag, denn im 2000 erreichte der Index fünf Monate vor der Spitze der Dienstleistungen sein Top, im Jahr 2007/08 waren es acht Monate.

Und aktuell: Das Top des S&P 500 kam bekanntermaßen am 3. Januar 2022, die Dienstleistungsbeschäftigungsspitze wurde elf Monate später erreicht.

Die neuesten Zahlen im kürzlich veröffentlichten Arbeitsmarktbericht ergaben: 209.000 neu geschaffene Stellen (außerhalb derLandwirtschaft), 180.000 Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor, 29.000 Stellen im produzierenden Gewerbe.

Das wohl künftige Thema ist also weniger die Inflation, als vielmehr die Rezession: Rezession, wenn ja und wie stark? Eine Frage des Dienstleistungssektors.

Fazit

Die gezeigten Grafiken zeigen ganz eindeutig die Bedeutung des Dienstleistungssektors für die Wirtschaft der USA. Dieser dominiert die Wirtschaftsleistung, damit wird auch die aktuell komplizierte Situation für die Federal Reserve deutlich. Solange dieser Sektor noch deutlich wächst, wird der Druck auf die Preise im Service-Bereich nicht rasch nachlassen, die Kerninflation zäh bleiben.

Und was wurde erst in dieser Woche vonseiten des ISM Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe gemeldet? Ein Anstieg von Mai auf Juni von 50,3 auf 53,9 Punkten – von einem anämischen Wachstum zu einem vergleichsweise kräftigen Level.

Aber sollte dies nur ein Ausrutscher sein, eine Reaktion auf die bevorstehende Urlaubssaison (während der Amerikaner viel Geld ausgeben), wird die Gemengelage deutlich.

Ein Abrutschen des PMI Service im Herbst unter 50 (nach einem Sommer-Nach-Corona-Hype), dazu eine weitere Verteuerung des Geldes durch die Fed, eine rückläufige Kreditvergabe durch die Banken, eine schrumpfende Geldmenge – und schon wäre die Notenbank zu weit gegangen. Der Policy Error der Fed würde die USA in eine Rezession stürzen.

Aber noch hofft Fed-Chef Powell auf ein Soft Landing dder Wirtschaft, auf einen wachsenden Dienstleistungssektor, bei einer zugleich nachgebenden Inflation. Ein Goldilocks-Szenario eben, aber wann hat sich der beste Indikator für eine kommende Rezession, die „inverse Zinskurve“ je getäuscht in den Nachkriegsjahren?



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