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Kreditvergabe in der Eurozone grafisch dargestellt: Alles reine Ansichtssache

Laut EZB liegt anhand aktuellster Daten für April das Wachstum von Bankkrediten an Unternehmen in der Eurozone bei 2,41%. Damit setze sich der positive Trend der letzten drei Jahre fort, so die EZB. So kann man...

FMW-Redaktion

Laut EZB liegt anhand aktuellster Daten für April das Wachstum von Bankkrediten an Unternehmen in der Eurozone bei 2,41%. Damit setze sich der positive Trend der letzten drei Jahre fort, so die EZB. So kann man das sehen. Oder eben auch anders. Denn wenn man das ganze als Grafik betrachtet, muss man das Wachstum schon mit der Lupe suchen. Von März 2015 bis jetzt hat die EZB für 1,56 Billionen Euro Anleihen europäischer Staaten und Organisationen aufgekauft – und das Volumen steigt immer weiter an.

Damit sollten eigentlich private Anleihekäufer wie Banken verdrängt werden. Sie sollten eigentlich mit dem überschüssigen Geld Kredite vergeben. Aber wie man im Chart sieht, liegt das Kreditwachstum seit dem Jahr 2010 immer ziemlich genau um die Null-Marke herum. Es mag Wachstum da sein. Aber dieser Chart seit dem Jahr 2004 zeigt doch, dass ein erhoffter kräftiger Anstieg bei den Krediten ausblieb. Bei dem Volumen von 1,56 Billionen Euro ist dieser Chart eine Enttäuschung. Aber so ist es eben – und man tut so, als wären +2,41% Wachstum in Relation dazu ein Erfolg. Der Chart zeigt die Verläufe von Spanien, Griechenland, Deutschland und der Eurozone.

Auch interessant ist in der Eurozone das sogenannte „Loan-to-Deposit Ratio“. Es zeigt in Prozentpunkten an, wie hoch das Volumen der ausgegebenen Kredite in Relation zu den Einlagen ist. Liegt es über 100%, werden in einem Land mehr Kredite ausgegeben, also gleichzeitig Einlagen zur Deckung solcher Kredite vorhanden sind. Die folgende Grafik zeigt im Vergleich Griechenland, Deutschland und die gesamte Eurozone seit 2004. Bei Deutschland + Eurozone sanken die Niveaus (also die zu hohe Schuldenlast) von gut 140%, und nähern sich immer weiter einer gesunden Balance an.

Bei Griechenland (rote Linie) kann man ab 2010 sehr gut die „Bank Runs“ in mehreren Schüben erkennen. Als die Sparer ihre Konten leer räumten, stieg das Kreditvolumen in Relation zu den noch vorhandenen Einlagen stark an. Und wie man sieht, verharrt Griechenland nun seit zwei Jahren auf diesem hohen Niveau von 135% Krediten in Relation zu den Einlagen.

Die EZB merkt an, dass Finnland mit 162% einsamer Dauer-Spitzenreiter bei der Schuldenquote ist. Gerade erst Anfang 2017 hat man einen neuen Rekord geknackt. Dies ist im zweiten Chart gut zu sehen als braune Linie. Spanien und Portugal haben sich seit der Finanzkrise von ihren extrem hohen Niveaus erholt, und nähern sich der gesunden Ausbalancierung an. Sie liegen jetzt bei 117% und 102%, wo sie zum Höhepunkt der Finanzkrise noch bei 205% und 164% lagen.

In Griechenland wird übrigens seit mehreren Jahren die Lücke zwischen Einlagen und Krediten geschlossen durch die „legendären“ EZB-Dispos, wie wir sie nennen. Es sind angeblich kurzfristige Kredite um bei Banken die Liquiditätslücken zu schließen, die sogenannten „Emergeny Liquidity Assistance“-Kredite (ELA).

Quelle: EZB



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