Aktien

Die „draghische“ Komödie

Von Kilian Kimmel

Realität ist, dass heute die Enteignung der Sparvermögen offiziell besiegelt wurde: wir, die Sparer, sollen in den Konsum getrieben werden. Damit der Konsum jetzt attraktiver wird, sollen kräftig die Preise steigen, morgen könnte alles noch viel teurer werden. Jene, die kein Sparvermögen zum Kaufen haben, sollen sich den Konsum von ihrer Zombiebank kreditieren lassen. Die Währung der Stunde heißt Schulden machen, machen Sie mit. Eine professionelle Möglichkeit Geld zu verlieren ist, sein gesamtes Sparvermögen in den Aktienmarkt umzubuchen, es dort physisch dem nächsten Crash zu opfern um schlussendlich an der Psyche beschädigt von dannen zu ziehen.

Enteignung, Inflationierung, Kreditierung – das sind die Schlagworte der postmodernen Ökonomie. Effiziente und unbegrenzte Märkte, der neoliberale Traum hat ein Ungeheuer geboren namens EZB, der feuerspeiende Drache aus unseren Kinderbüchern.

Unter den EZB-Mitarbeitern ist dieser Drache eine Drächin und wird als „Tina“ angeredet. Diese weibliche Anrede steht für die quasireligiöse Unangreifbarkeit der EZB-Entscheidungen. „Tina“ ist eine Abkürzung für: There Is No Alternative. Das bereits aus der Politik bekannte systematische Verteufeln von Alternativen schützt die profitierende Klasse bis dato vor revolutionären Stürmen. Die Unausweichlichkeit des Alternativlosen soll uns demoralisieren und die Gefahr eines Umsturzes von unten für immer bannen.

Diese Unausweichlichkeit lässt die EZB nicht aufhören, den Finanzsektor weiter mit virtuellen Nullen aufzublähen, die milliardenweise verschwinden, sobald die Blase platzt. Das Finanzsystem verfolgt nur noch einem Selbsterhaltungstrieb und wird somit gesellschaftlich sinnlos: Das Kapital akkumuliert sich ohne Sinn und Zweck, befriedigt nur noch sein eigenes Bedürfnis, der Zinszahlung für die Schulden. Diesem Bedürfnis folgend ist alles in Geld zu bewerten, die Logik der Finanzmärkte: Fett werden diejenigen, die alles zu Geld machen.

Und nichts weniger hat heute „Tina“ beschlossen: alles muss zu Geld gemacht werden um das System zu füttern, sonst frisst es sich selber auf, getreu der Maxime des römischen Komödiendichters Plautus: „homo homini lupus – Der Mensch ist des Menschen Wolf“, der sich und seinesgleichen am Ende selber auffrisst.

„TINA“ – eine „draghische“ Komödie oder „Wie man versuchte das kommende Unglück müde zu machen“.



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2 Kommentare

  1. Herr Kimmel, sie schreiben genial! Danke für die tollen Artikel!

  2. Ach wie schön, nun haben die Anti-Jünger des Weltwirtschaftssystems wieder einen weiteren Opfer-Artikel auf ihrem Altar der Weisheit. Inhaltlich wurde uns gepredigt, das weder das Sparen noch eine Anlage in Aktien lohnt. Ist das nun die Lösung!!?? Oder dürfen wir mit dem Autor in seiner noch im Bau befindlichen Arche Noah alsbald nach Nordkorea schippern, dem Land, wo noch Milch und Honig fließt, weil es sich der Logik der Finanzmärkte sehr erfolgreich entzogen hat zum Wohle seiner überglücklichen und freien Bürger. Zum Glück wird in ein paar Wochen sicherlich das Versprechen einer spirituell reinigenden Mitfahrgelegenheit gegen mehr oder weniger geringes Entgeld angeboten, Rheumadecken inklusive.

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