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US-Konjunktur und Preise viel zu stark EZB und Fed schlagen bei den Zinsen eigene Kurse ein

Die EZB wird voraussichtlich in vier Wochen Zinsen senken, die Fed wird erstmal weiterhin oben bleiben. Die Zinsdifferenz wird zunehmen.

EZB-Chefin Christine Lagarde
EZB-Chefin Christine Lagarde. Foto: EZB CC BY-NC-ND 2.0 DEED https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/

Die gestrigen Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell machten einmal mehr klar, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre erste Zinssenkung aller Voraussicht nach hinten verschieben wird. Und es ist durch die Aussagen zahlreicher Notenbanker der EZB in den letzten Wochen immer klarer geworden, dass die EZB wahrscheinlich in vier Wochen die Zinsen senken wird (Leitzins aktuell 4,5 %). In den USA liegt der Leitzins der Federal Reserve derzeit bei 5,25 % bis 5,50 %. Im bis 2015 zurückreichenden Chart sehen wir die Zinsdifferenz (EZB-Zinsen blau, Fed orange). Wenn die EZB nun in Kürze senkt und die Fed oben bleibt, wird die Differenz noch größer, was den Euro schwächen könnte. Dadurch würden europäische Warenimporte aus Übersee teurer, was Auftrieb für die Inflation in Europa bedeuten könnte.

Grafik zeigt langjährigen Vergleich zwischen Zinsen der EZB und der Fed

EZB und Fed driften bei Zinsen auseinander – Einordnung von Bloomberg

Die Annahme, dass die Notenbanken in Europa und den USA beim Thema Zinsen schon bald auf unterschiedlichen Kursen segeln werden, hat sich diese Woche verfestigt, so Bloomberg aktuell. Man erläutert dazu: Die Fed wies am Mittwoch darauf hin, dass der Rückgang der Inflation zuletzt ins Stocken geraten sei, und ihr Chef, Jerome Powell, ließ offen, wann es Zeit für eine erste Zinssenkung sein könnte. Zumindest bezeichnete er eine Anhebung als unwahrscheinlich.

Exemplarisch für die EZB steht dagegen eine Aussage des spanischen Ratsmitglieds Pablo Hernandez de Cos. Ebenfalls am Mittwoch sagte er, man sei “zunehmend zuversichtlich,” dass sich der Preisauftrieb im Euroraum auf das 2%-Ziel zubewegt. Neue Daten konnten am Dienstag in der Tat so interpretiert werden. Zwar verharrte die Inflationsrate im April auf 2,4%, jedoch gab es im Dienstleistungssektor einen wichtigen Fortschritt. Hier ging die Inflation nach fünf Monaten auf 4% endlich wieder zurück. FMW: Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Inflation in der Eurozone in den letzten drei Jahren. Je tiefer die Inflation, desto früher könnte man anfangen die Zinsen wieder zu senken.

Grafik zeigt Entwicklung der Inflation in der Eurozone

So deuten laut Bloomberg alle Zeichen weiterhin auf eine Zinssenkung der EZB im Juni hin. Trotz der deutlich divergierenden Wachstumsaussichten diesseits und jenseits des Atlantiks stellen sich viele Beobachter die Frage, ob sich die EZB bei den Zinsen wirklich uneingeschränkt von ihrem US-Pendant abkoppeln kann. Laut Bloomberg Economics ist ein deutlich schwächerer Euro, zu dem die Notenbankpolitik beitragen könnte, ein Szenario, in dem die Entscheidung im Juni doch noch wackeln könnte.

Grafik zeigt laut OECD-Daten deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum in den USA im Vergleich zur Eurozone

FMW/Bloomberg



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