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Jeff Gundlach gegen Bill Gross: Ab wann wird die Attraktivität der Anleiherenditen ein Problem für die Aktienmärkte?

Der Fondsmanager Jeff Gundlach genießt einen exzellenten Ruf. Hingegen war der Stern von Bill Gross in den letzten Jahren tendenziell stetig am Sinken. Einst Chef des größten...

FMW-Redaktion

Der Fondsmanager Jeff Gundlach genießt einen exzellenten Ruf. Hingegen war der Stern von Bill Gross in den letzten Jahren tendenziell stetig am Sinken. Einst Chef des größten Anleihe-Investors der Welt PIMCO, ist er jetzt tätig für einen eher kleinen unbekannten Vermögensverwalter. Dennoch findet Gross´ monatlich veröffentlichter Investment Outlook immer noch Beachtung und hat Gewicht. Darin kritisiert er regelmäßig die aktuellen Verhältnisse und vor allem die Beeinflussungen durch die Notenbanken.

Im aktuell veröffentlichen Outlook geht es unter anderem um die Rendite der 10jährigen US-Anleihen. Aus technischer Sicht sei der langfristige Abwärtstrend in der Rendite dabei möglicherweise nach oben durchbrochen zu werden. 2,55% bis 2,60% Rendite sei momentan das obere Ende des Abwärtstrends. Falls 2,60% nach oben durchbrochen werde, beginne ein Bärenmarkt für Anleihen. Das sei viel wichtiger für den Gesamtmarkt als der Dow über 20.000 oder Öl über 60 Dollar, auch wichtiger als der Euro bei der Parität gegen den US-Dollar.

Die Frage ist nämlich generell: Ab wann sind die Anleiherenditen attraktiv genug für große Investoren, dass sie große Geldvolumen aus Aktienmärkten ziehen und in Anleihen umschichten? Wenn ein gewisses Maß an Rendite wiederhergestellt wird, könnten Anleihen attraktiv genug für eine große Umschichtung sein, was eine Trendumkehr in den Aktienindizes bedeuten könnte. Obwohl die Prozentabstände klein wirken, sind minimalste Veränderungen schon extrem wichtig. Gundlach widerspricht Gross ganz klar.

Nein, nicht 2,60% Rendite sei der Wendepunkt für den Bullenmarkt bei Anleihen. Erst bei 3% Rendite sei der Wendepunkt erreicht. Im Jahr 2017 müsse man den Blick auf die 3%-Grenze haben. Erreiche man diese Marke, sei der Bullenmarkt am Ende, und man könne sagen „Ruhe in Frieden“, so Gundlach gestern. So ein Anstieg werde ganz reale Auswirkungen auf die Liquidität bei Unternehmensanleihen haben, und speziell auch beim Markt für Schrottanleihen.

Ab 3% für die 10jährigen und ab 4% für die 30jährigen US-Anleihen sähen diese Renditen für Investoren doch tatsächlich aus wie richtige Renditen, was dann ein reales Problem für die Aktienmärkte werden sollte, so Gundlach. Denn, so möchten wir hinzufügen: Es ist ja stets eine Frage der Alternative. Wo lege ich als Anleger mein Geld an? Dort, wo ich am meisten Rendite erhalte. Wenn ich dazu noch das Risiko der jeweiligen Anlageklasse mit in Betracht ziehe, ist halt irgendwann der Punkt erreicht, wo ich umschichte in Anleihen (wenn ich denn kein klassischer Zocker bin, der auf Kursgewinne bei Aktien setzt). Goldman sieht die Schwelle bei 2,75%.

Aber Gundlach sieht die Rendite erst einmal auf 2,25% zurückfallen. Also noch keine so schnelle Neu-Allokation raus aus Aktien? Und für Bill Gross, für den hat Gundlach noch eine klare Bemerkung übrig. Der sei inzwischen in zweitklassiger Anleihe-Vermögensverwalter mit seiner Zahl von 2,6%, ab der die Party bei Anleihen zu Ende sei.



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1 Kommentar

  1. Mit absoluten Prozentzahlen zu argumentieren, leuchtet mir nicht ein. Entscheidender ist doch die Rendite nach Abzug der Inflation, also der Realzins. Ist der Realzins positiv und besteht die Erwartung, dass dies so bleibt, wird der Anleihemarkt attraktiv. Insbesondere dann, wenn die Aktienhausse überwiegend spekulativ bedingt ist.

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