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Aktienmärkte: Anzeichen für Unterbrechung der Rally

Es mehren sich die Anzeichen, warum es zu einer Unterbrechung in der Jahresendrally kommen könnte

Aktienmärkte: Geschieht das Unerwartete, hatte ich einen Artikel vom 15.Oktober überschrieben und dargelegt, warum allein aus marktpsychologischen Gründen eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Kursanstieg besteht. Dieser ist nun auch gekommen, aber es mehren sich die Anzeichen, warum es zu einer Unterbrechung in der Jahresendrally kommen könnte.

 

Aktienmärkte und die Oktoberrally

Trotz vieler schlechter Daten, von Konjunkturseite und durch die vielen Herabstufungen des Wachstums durch die großen Institute, waren die Aktienmärkte im „Angstmonat“ Oktober gestiegen. Zuletzt gab es reihenweise Berichte über den schwarzen Freitag, am 25.10. 1929, der sich zum 70. Mal gejährt hat, mit dem Hinweis auf Analogien in der Jetztzeit. Demzufolge vorsichtig waren auch die Anleger, erkennbar an einem niedrigen Handelsvolumen und einer eklatanten Unterinvestitionsquote der Fomdsmanager in den USA mit 57 Prozent.

Dann kamen versöhnliche Signale im Handelsstreit, beim Brexit und in den Quartalszahlen der Unternehmen, die nicht so schlecht wie „befürchtet“ ausfielen. Ergebnis: Der S&P 500 stieg auf ein neues Allzeithoch, der Dax kletterte um 1000 Punkte in die Höhe, bis auf knapp unter 13 000 Punkte – aktuell mit sechs Anstiegstagen in Folge. Dazu neue Jahres- oder sogar Allzeithochs in Europa, Japan, Deutschland – Letzteres in der Schweiz und dort bei einem Zinssniveau von minus 0,75 Prozent. Jetzt zeigen sich aber einige Warnzeichen für eine Unterbrechung dieser „seltsamen“ Rally.

 

Die Sentimentindikatoren

Betrachten wir uns die Stimmung der Anleger, so zeigt sich, dass sich das Befinden der Investoren doch ziemlich gewandelt, sprich gebessert hat. Eine gewisse Euphorie kann zwar längere Zeit andauern, dagegen spricht aber die Überkauftheit des Marktes. Dies jedenfalls brachte die wöchentliche Erhebung der Anlegerstimmung durch AnimusX (einer Umfrage des Handelsblatts) zutage:

Der kurzfristige Stimmungsindikator ist auf einen Wert von 4,8 gestiegen und damit auf den höchsten Wert seit Ende 2017. „Das ist Euphorie und damit ein Warnzeichen für die weitere Entwicklung“, meint Umfragechef Stephan Heibel in seiner Auswertung der Handelsblattumfrage. Damals lag diese Kennziffer bei 6,4 Punkten, jedoch dauerte es noch bis Ende Januar bis es zum großen Einbruch kam.

Zu einer ähnlichen Stimmungsbeurteilung kommt auch das Analysehaus Sentix. Dessen Stimmungsbarometer ist auf den höchsten Stand seit Anfang 2018 geklettert. Man erwartet aber noch keine Trendwende beim Dax.

Dann das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart: Hier ist eine starke Absicherung der Privatanleger feststellbar, die Profis an der Frankfurter Terminbörse Eurex haben hingegen so viel Calloptionen wie ist seit Dezember 2018 nicht mehr – sehr konträre Markteinschätzungen.

In den USA ist das Put-Call-Ratio in den Bereich der Neutralität zurückgekehrt, die Investitionsquote der US-Fondsmager ist auf (noch) niedrige 65 Prozent gestiegen. Sie waren es also, die bei niedrigem Volumen zum Teil zugeschlagen haben. Was werden sie aber tun (müssen), sollte der Markt für längere Zeit über dem Allzeithoch verharren?

Der Bull&Bear-Index der US-Privatanleger war mit 7,3 Punkten zu Wochenbeginn leicht optimistisch, wie der Fear&Greed-Index, der mit 68 Punkten zu Wochenbeginn in den beginnenden Giermodus gewechselt ist.

Auch kurzfristige Indikatoren deuteten an, dass in den USA kurzfristig zumindest eine kleine Verschnaufpause zu erwarten ist.

Interessant für Goldanleger ist die Auswertung bei Gold. Die Euphorie nach einem Anstieg des Goldpreises auf 1500 Dollar wurde im September/Oktober abgebaut. Angesichts der Tatsache, dass der Preis aber so wenig nachgegeben hat, spricht das für eine Fortsetzung der Rally.

 

Das Insiderbarometer der Uni Frankfurt School und der Commerzbank Wealth Management

Das Insiderbarometer, das alle 14 Tage die Käufe und Verkäufe von Deutschlands Vorständen und Ausichtsräten ermittelt, ist in den vergangenen beiden Wochen deutlich gestiegen. In der vergangenen Woche haben Firmeninsider keine Verkäufe an die Finanzaufsicht Bafin gemeldet.

Derartiges gab es nicht so oft, zuletzt vor fünf Jahren. Die Aktienkäufe nahmen jedoch zu, damit sei der Optimismus der Topmanager gestiegen, so Professor Stotz, der diese Auswertung verantwortet. Allerdings rechnet er eher mit seitwärts laufenden Kursen, auf etwas höherem Niveau.

Interessant ist auch ein Blick in die Statistik, die klar für weiter steigende Kurse bis zum Jahresende spricht. Es sind nur noch 40 Handelstage bis zum Jahresultimo und wenn der Dax bis Ende September gestiegen ist, liegt die Wahrscheinlichkeit für ein gutes Schlussquartal bei 94 Prozent. Ein weiteres Argument für meine Annahme einer diesjährigen Jahresendrally der Aktienmärkte. Zugleich gab es in den letzten beiden Monaten immer deutliche Rücksetzer und keine kontinuierlich verlaufende Entwicklung. Irgendwie logisch, denn würde der Dax in diesem Tempo weiter steigen, stünde er zum Jahresende bei fast 15 000 Punkten. Korrektur „ante portas“.

 

Aktienmärkte: Das „Sell On Good News“

Viele Dinge, die sich nicht so schlecht entwickelt haben, wurden in kurzer Zeit in die Aktienmärkte eingepreist. Sollte es am morgigen Mittwoch zu der erwarteten Fed-Zinssenkung kommen, wäre eine Wiederholung des Szenarios der letzten beiden Zinssenkung Tage durchaus realistisch: Nach einem mehrtägigen Anstieg im Vorfeld dann ein Kursverkauf, ganz im Sinne des Börsenprinzips „Sell on good news“.

Allerdings kommen am Donnerstag noch Frühindikatoren für den Industriesektor in China und in den USA, am Freitag die wichtigen US-Arbeitsmarktdaten – und nicht zu vergessen eine mögliche Inszenierung der Unterzeichnung des Phase-Eins-Deals durch Donakd Trump und Xi Jiping. Ein Ereignis, welches für die Märkte eine unglaubliche Bedeutung hat – immer wieder ablesbar an den Reaktionen auf bestimmte getwitterte „Breaking News“.

 

Fazit

Die nächsten Tage werden nach meiner Beurteilung richtig spannend. Denn einerseits ergibt sich aus den Hochs an der Wall Street eine kleine Notsituation. Neue Allzeithochs sind in der Regel Kaufsignale für die Anleger, vor allem wenn diese noch unterinvestiert sind. Andererseits gab es die viel zitierte Volumenschwäche und zuletzt eine Einpreisung so ziemlich aller positiven Szenarien. Folgerichtig wäre eine Korrektur der Aktienmärkte normmal, wie ich es mit zahlreichen Argumenten zu begründen versucht habe. Aber da gibt es eben noch den Faktor Gier – wir werden es bald sehen!

 

Die Aktienmärkte sind im Höhenflug, aber die Stimmung wird zu euphorisch



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6 Kommentare

  1. „Zuletzt gab es reihenweise Berichte über den schwarzen Freitag, am 25.10. 1929, der sich zum 70. Mal gejährt hat“
    Von 1929 bis 2019 sind es 90 Jahre.

    Ansonsten wie immer interessanter Artikel.

  2. Ja, ja…. ich weiß, ich weiß.

    Aktienmarkt zu teuer, der Anleihemarkt im Gegenzug nicht, sonst noch was… ? ;D :D ;D

    Dass das da mit der „britischen Comedy-Show“ so weiter gehen sollte, na dass, dürfte sooo schwer nicht ausrechenbar sein ?

    Die da drüben haben doch längst gesagt, dass ein harter, ungeregelter Brexit längst ausgeschlossen ist … ?!?

    Und dies mit Pauken und Trompeten !?!

    Also, schlimmer geht´s bei denen nimmer… ?

    Weil man weiß, dass man gegenüber Europa keine Chance hat ! Weil Europa und GB längst zusammengewachsen sind, das wollen und können die Briten nicht realisieren !

    Weil man das Pfund mag, den Linksverkehr usw…, weil man „anders“, „besonders“ sein will – weil, mann man offenbar immer noch den Kolonialzeiten, dem „Great British Empire“ nachweint… ?

    Die haben zum dritten Mal um einen Aufschub gebeten, bei „Europa“. Das ist schon mal ein „Pfund“… ?

    Was heißt das eigentlich aus „Briten-Sicht“ ? wer hat hier „verloren“.. ? Ein Exit ist ein Ausstieg, ohne wenn und aber… ? :D

    Und den ganzen „Klim-Bim“ konnte man schon damals vorausehen…

  3. „Neue Allzeithochs sind in der Regel Kaufsignale für die Anleger, vor allem wenn diese noch unterinvestiert sind. Andererseits gab es die viel zitierte Volumenschwäche und zuletzt eine Einpreisung so ziemlich aller positiven Szenarien. Folgerichtig wäre eine Korrektur der Aktienmärkte normmal, wie ich es mit zahlreichen Argumenten zu begründen versucht habe. Aber da gibt es eben noch den Faktor Gier – wir werden es bald sehen!“

    Und genau das ist „typisch Bärensprech“, der Aktienmarkt mag „viel zu teuer sein“, alles ok. –

    Akzeptiert !!!

    Nur, dann sage ich : Der Anleihemarkt ist, ohne jedwede Marktmanipulationen mit Nullzinsen (!!!) GERECHT berwertet !?!
    Na, wenn das „gerecht“ ist….

    Der Anleihmarkt steht vor einem „Crash“, der Aktienmarkt… ? – Welcher Crash… ? – welche Marktmanipulationen ..?

    Fragen über Fragen… ;)

  4. Und um das zu sagen : „ein harter Brexit“, würde den KILL GB´s bedeuten, automatisch…

    das würde den KILL Londons als „Europas“ „Finanzplatz Nummer Eins“ bedeuten, dies würde einen rießen großen Machtverlust beudeuten !

    D.h., bei einem „harten Brexit“, wäre GB, so wie wir GB heute sehen würden, nicht mehr existieren.

    Schottland raus, Gibraltar raus…

    1. Ach@Marko, hör doch endlich auf mit Deinem ewigen Brexit, interessiert ja keinen mehr.

  5. Ich glaubte schon ,der Brexit -Experte ( Marko) hätte uns in der schwierigen Endphase des Brexit verlassen.
    Ich u.sicher viele Andere sind froh um seine Einschätzungen.Wäre nicht schlecht ,wenn in der Endphase des Brexit diese Expertenmeinung täglich zu hören wäre.

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