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Aktienmärkte: Die seltsam ruhig verlaufende Rally

Downtown Manhattan - Aktienmärkte in den USA werden hier bewegt

Wenige Wochen vor dem Jahresultimo vollziehen die Aktienmärkte einen erstaunlich ruhigen Anstieg – trotz eines schwelenden Handelsstreits und mit ungewöhnlich niedriger Schwankungsbreite. Gewinnmitnahmen fallen sehr bescheiden aus und werden auch schnell wieder aufgekauft. Was hält den Markt auf diesen Höhen und warum ruht der See derzeit so still?

Handelsstreit

Wie oft hat man in diesem Jahr heftig auf Signale für die Entwicklung des Handelsstreits zwischen China und den USA reagiert? (aktuellste Lage hier nachlesen) Mit Kursanstiegen oder -einbrüchen, je nach Interpretation. Schlussendlich war der Zufluss billigen Geldes, auch in Form der Rückkäufe von Aktien stärker und man akzeptierte im Herbst urplötzlich, dass sich beide Seiten zwar nicht auf einen Deal einigen können, beiden Kontrahenten es aber nicht daran gelegen ist, die Eskalation weiter zu treiben. Zu laut waren die Warnrufe von IWF und Co, wie auch die aus Kreisen der eigenen Wirtschaft über die fatale Abwärtsspirale, die sich im produzierenden Gewerbe weltweit durch die Zölle ergeben hat. Ergebnis: Ein deutliches Abflachen der Kursreaktionen nach dem ständig fortschreitenden Meldungs-Tohuwabohu und so etwas wie ein vorweihnachtlicher Waffenstillstand.

Der Streit ist ungelöst und ist bei einer Fortsetzung in der Lage die Weltwirtschaft in die Knie zu zwingen, vor allem wegen des psychologischen Effekts. Der vielfach zitierte Attentismus der großen Unternehmen, die ihre Investmententscheidungen verschieben (müssen), wenn nicht klar ist, welche Rahmenbedingungen für Investitionsprojekte bestehen werden. Aber eines hat sich in letzter Zeit auch gezeigt: Das große Damoklesschwert im Zollstreit sind die 25-Prozent-Zölle auf chinesische Alltagsprodukte für „Joe Sixpack“ in den USA. Davor schreckt auch Donald Trump zurück, wohl wissend, dass diese nicht nur im Verbrauchervertrauen der 17 Billionen Dollar-Konsumökonomie einen Knick zur Folge haben könnte, sondern auch Trumps Wählerklientel im mittleren Westen tangieren würde. Er hatte Ihm ein besseres Leben durch seine Wirtschaftspolitik versprochen – wie anders sind seine Zollentscheidungen schon im Spätsommer zu interpretieren, gerade Artikel des Weihnachtsgeschäfts von Zusatzbelastungen zu verschonen.

Zinsen

Das Thema des Jahres. Nach der dovishen Wende der Federal Reserve am 27. Dezember 2018, gab es in punkto Zinssenkung kein Halten mehr. Um die 100 Zinssenkungen durch über drei Viertel aller Notenbanken der Welt, haben die Geldschleusen geöffnet und den monetären Faktor als einen der wichtigsten Faktoren an den Börsen bestätigt. Länder wie zum Beispiel Brasilien, Indien, Thailand, Neuseeland und Australien trieben die Leitzinsen durch mehrfache Senkungen teilweise auf Rekordtiefs. Die Flut hebt alle Boote. Aber hier ist man scheinbar an einer Haltelinie angekommen, in den USA durch die Ankündigung einer Zinspause und in Europa durch die Erkenntnis, dass Zinssenkungen unter Null doch keine Wirkung mehr entfalten könnten. Den letzten Kick für die Zuversicht der Aktienmärkte gab der Fed-Put Ende Oktober, eine verbale Versicherung von Fed-Chef Powell, einerseits nicht an der Zinsschraube drehen zu wollen, andererseits aber „Gewehr bei Fuß“ zu stehen, sollte sich die Konjunktur durch Implikationen aus dem Handelskonflikt weiter abkühlen.

Investitionsquote der Fonds

Es war für die Fonds schon ein verzwicktes Jahr. Nachdem man im Dezember 2018 die Talfahrt im schlechtesten Schlussmonat seit Jahrzehnten so richtig mitgemacht hatte, nach einer Notbremse den Aufschwung zu Jahresbeginn aber etwas verschlafen hatte, waren Hedgefonds und Publikumsfonds im Sommer vielfach aus den Märkten ausgestiegen, in der Erwartung, dass Handelsstreit, Brexit und Konjunkturabschwächung tiefere Einstiegskurse generieren würden. Eine Fehleinschätzung, die zu einer deutlichen Underperformance gegenüber dem S&P 500 geführt hat und zu einem schmerzhaften Pain Trade, wie es die Novemberumfrage von Bank of America/Merrill Lynch gezeigt hat. Was für ein Schlamassel, sollte es vor dem Jahresende noch zu einer substanziellen Korrektur kommen. Ein ständiger Mittelabfluss von Anlegern in die kostengünstigen Exchange Traded Funds ETFs und dann rennt man als kostenintensiver Market Timer noch hinter der Performance hinterher, wie aktuelle Daten es untermauern. „Bitte jetzt nicht noch eine Korrektur vor Weihnachten“, wird mancher Hilferuf der Manager in Richtung Börsenhimmel lauten.

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