Anleihen

Allianz und JPMorgan glauben weiter an US-Rezession – Staatsanleihen-Käufe

Sehr große Vermögensverwalter kaufen US-Staatsanleihen und wetten damit auf die US-Rezession, und daher fallende Renditen.

In der Überzeugung, dass die USA in eine Rezession driften, haben sich einige der international prominentesten Vermögensverwalter in diesem Jahr mit Staatsanleihen eingedeckt (Wette auf steigende Kurse, Renditen fallen) — eine kühne Wette, die für die schweren Verluste des Jahres 2022 entschädigen sollte. Die Strategie droht jedoch schon wieder nicht aufzugehen. Die Erträge sind bisher unterdurchschnittlich und kosten die Anleger Geld und Nerven.

Besonders schmerzhaft war die vergangene Woche. Der annualisierte Ertrag eines Korbes von US-Staatsanleihen fiel laut Bloomberg in negatives Terrain. Das Renditeniveau von US-Staatspapieren flirtet mit einem 15-Jahres-Hoch angesichts der Einschätzung, dass das Zinsniveau noch jahrelang erhöht bleiben könnte, die Wirtschaft dies aber verkraftet.

Akteure wie die Allianz Global Investors, Abrdn Investments und Columbia Threadneedle Investments sind indessen der Ansicht, dass die Leitzinserhöhungen der Federal Reserve gerade erst beginnen, auf die Wirtschaft durchzuschlagen. Dafür spricht auch die stark inverse Renditekurve, die als untrüglicher Vorbote einer Rezession gilt. “Wir glauben nicht, dass wir uns irren werden”, sagt Mike Riddell, Portfoliomanager bei der Allianz, der seit Mitte 2022 auf Duration setzt und dies auch weiterhin tut. “Wir glauben nicht, dass die ganze Straffung der Geldpolitik keinen Einfluss auf das Wachstum haben wird.”

Steigende Long-Positionen bei US-Staatsanleihen als Wette auf eine Rezession

Auch der als Anleihe-Bulle bekannte Bob Michele lässt sich nicht entmutigen. Der CIO für festverzinsliche Wertpapiere bei J.P. Morgan Asset Management ist nach eigenen Angaben dabei, jede Kursdelle bei Anleihen für Schnäppchenkäufe zu nutzen. Der Global Bond Opportunities Fund des Hauses hat auf Monatssicht allerdings 1,5 % nachgegeben und in diesem Jahr bisher nur 35 % der Wettbewerber überflügelt. In den vergangenen fünf Jahren waren es 83 %, wie Bloomberg-Daten zeigen.

Laut Michele könnte es bis zur Rezession in den USA zwar noch eine Weile dauern. Man beobachte jedoch “weiterhin eine wachsende Liste von Indikatoren, die sich nur dann auf diesen Niveaus befinden, wenn sich die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession befindet oder kurz davor ist, in eine Rezession zu geraten.”

Dennoch: Erst einmal hat sich das amerikanische Wirtschaftswachstum beschleunigt, und es werden neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Verbraucher zeigen sich widerstandsfähig. Selbst der Stab der US-Zentralbank rechnet nicht mehr mit einer Rezession. Die jüngste Umfrage der Bank of America ergab, dass immer mehr Anleger in den nächsten 18 Monaten keine Rezession mehr erwarten.

Die Erfahrungen der Vergangenheit deuten dennoch darauf hin, dass Zinserhöhungen häufiger zu einem Konjunktureinbruch führen als nicht. Der ehemalige stellvertretende Fed-Chef Alan Blinder untersuchte 11 geldpolitische Straffungen zwischen 1965 und 2022 und stellte fest, dass vier davon in einer weichen Landung mit stabiler oder niedrigerer Inflation endeten. Bei den übrigen gab es eine harte Landung.

FMW/Bloomberg



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