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Anti-Apple-Stimmung macht sich breit Apple: Vor dem iPhone 15 Launch spitzt sich die Krise in China zu

Kurz vor der Vorstellung des neuen iPhone 15 spitzt sich die Lage für Apple in China zu. Nachdem Peking ein iPhone-Verbot für staatliche Unternehmen und Organisationen beschlossen hat, muss Apple mit Unruhen im Reich der Mitte kämpfen. Zudem hat Huawei ein Handy veröffentlicht, dass dem iPhone auf dem chinesischen Markt Konkurrenz macht.

Wie Bloomberg berichtet, versucht Apple, eine Krise in China abzuwenden, nur wenige Tage vor der Vorstellung seines nächsten iPhones, einem Ereignis, bei dem bereits viel auf dem Spiel steht. Zuletzt gingen die weltweiten Handy-Verkäufe zurück. Daher steckt eine große Erwartungshaltung in dem Launch des neuen iPhone. Alle Welt schaut gespannt auf die Veröffentlichung und darauf, ob neue Funktionen die Smartphone-Industrie aus der Flaute holen können.

Doch die Produktvorstellung, die am Dienstag vom Hauptsitz des Unternehmens weltweit ausgestrahlt werden soll, läuft Gefahr, von mehreren Kontroversen in China – dem größten internationalen Markt von Apple – überschattet zu werden. Der Tech-Titan hat mit einem zunehmenden Verbot der iPhone-Nutzung durch Regierungsangestellte zu kämpfen. Zudem sorgt ein umstrittenes neues Telefon von Huawei für Konkurrenz auf dem chinesischen Markt.

Chinesischer Nationalismus als Bedrohung?

Doch die größte potenzielle Bedrohung für Apple könnte etwas ganz anderes sein: ein wieder auflebender chinesischer Nationalismus, der normale Verbraucher dazu bringt, das iPhone und andere Geräte ausländischer Marken zu meiden.

Damit war das Unternehmen schon einmal konfrontiert. Vor fast fünf Jahren verfehlte Apple die Prognosen für das Weihnachtsgeschäft für sein gerade veröffentlichtes iPhone XS und XR aufgrund schwacher Verkäufe in China. In der Öffentlichkeit machte Apple den Handelskrieg zwischen den USA und China sowie die lokale Wirtschaft dafür verantwortlich. In einer internen E-Mail an den Vorstand des Unternehmens führte CEO Tim Cook jedoch auch den chinesischen Nationalismus und den wachsenden Wettbewerb durch lokale Konkurrenten an.

China: iPhone-Verkäufen vor Abschwung? - Konkurrenz durch Huawei
China: Apples letzter Abschwung begann in 2019

Damals hatte die Trump-Administration Huawei auf die schwarze Liste gesetzt. Die schwelenden Spannungen zwischen den USA und China erschwerten Unternehmen, die stark von dem asiatischen Land abhängig sind, schließlich das Leben. Der Umsatz von Apple in China ging im Geschäftsjahr 2019 und 2020 zurück, bevor er 2021 wieder anstieg. Das Unternehmen erwirtschaftet etwa ein Fünftel seines Umsatzes in China, das auch das Herzstück von Apples Lieferkette ist.

Die Frage ist nun, ob Apple eine Wiederholung von 2019 bevorsteht. Die zunehmenden staatlichen Verbote sind ein unheilvolles Zeichen. Angestellte von Agenturen und staatlichen Unternehmen dürfen zunehmend keine iPhones mehr im Büro benutzen. Die Nachricht über das iPhone-Verbot hat die Apple-Aktie in den letzten zwei Tagen auf Talfahrt geschickt – in der Spitze verlor die Aktie 8%. Die Bewertung des Unternehmens verringerte sich indessen um 190 Milliarden Dollar. Ein Sprecher von Apple aus Cupertino, Kalifornien, lehnte eine Stellungnahme ab.

Anti-Apple-Stimmung macht sich breit

Auch die US-Gesetzgeber nehmen die Zulieferer von Huawei erneut unter die Lupe, wobei einige einen Stopp aller US-Exporte an das umstrittene chinesische Technologieunternehmen fordern. Der jüngste Aufschrei richtet sich gegen Chinas führenden Chiphersteller Semiconductor Manufacturing International Corp., der durch die Lieferung fortschrittlicher Komponenten für das neue Huawei-Telefon gegen amerikanische Sanktionen verstoßen zu haben scheint, so die US-Gesetzgeber. Die Gesetzgeber haben auch ein Verbot von TikTok vorgeschlagen, das dem chinesischen Unternehmen ByteDance gehört.

Vor diesem Hintergrund hat sich in den chinesischen sozialen Medien eine Anti-Apple-Stimmung breit gemacht. Es gab sogar Spekulationen, dass der chinesische Mobilfunkanbieter China Mobile das iPhone 15 nicht in sein Sortiment aufnehmen würde – was das staatliche Unternehmen jedoch dementierte.

Ein am Mittwoch im Internet veröffentlichtes Video zeigt, dass ein Apple Store in Guangzhou gut besucht ist, doch die Kommentare in dem Posting füllten sich schnell mit Anti-Apple-Rhetorik. „Solange die Arbeitssuchenden ein Apple-Telefon benutzen, stelle ich sie nicht ein“, schrieb einer. Andere Nutzer schrieben, dass sie „niemals ein Apple-Telefon kaufen werden“ und „stolz darauf sind, ein Huawei zu kaufen“. Ein anderer fügte hinzu: „Warum können wir den Verkauf von Apple nicht verbieten, während die Amerikaner Huawei verboten haben?“

China setzt auf einheimische Technologien

China möchte sich zunehmend von den USA entkoppeln. Letztes Jahr hat das Land seine Regierungsbehörden und staatlichen Unternehmen angewiesen, ausländische Computer bis 2024 durch einheimische Alternativen zu ersetzen. Bislang hat dieser Schritt Apple nicht sonderlich geschadet, da das Mac-Geschäft im zweiten Quartal laut Daten von Canalys in China um 17 % gewachsen ist. Die Verbote könnten jedoch Teil eines langjährigen Trends sein.

„Parteifunktionäre haben es wahrscheinlich schon lange vor dem offiziellen Verbot vermieden, amerikanische Produkte am Arbeitsplatz zu verwenden“, so Evercore ISI-Analyst Amit Daryanani in einem Bericht vom Donnerstag.

Wenn die Verbraucher in China Apple den Rücken kehren wollen, könnte das neue Huawei-Handy eine Alternative sein. Es verfügt über ein größeres Display und einen größeren Akku als das kommende Spitzenmodell iPhone 15 Pro. Das Gerät verfügt außerdem über Kameras mit höherer Auflösung und einen Preis, der unter dem des US-Rivalen liegt.

Apple hat weiterhin eine gute Marktposition in China

Dennoch gibt es noch keine Anzeichen für eine breite Abkehr von Apple auf dem Handymarkt. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens IDC war das Unternehmen sogar einer der wenigen Smartphone-Anbieter, dessen Verkäufe im zweiten Quartal stiegen. Der einzige andere große Hersteller, der einen Anstieg verzeichnen konnte, war Huawei, dass den Berichtszeitraum jedoch mit einem geringeren Marktanteil als Apple abschloss.

Im Moment ist der chinesische Markt ein Lichtblick für Apple in einer schwierigen Phase. Der Gesamtumsatz des Unternehmens ist seit drei Quartalen in Folge gesunken, und auch für den aktuellen Berichtszeitraum wird ein weiterer Rückgang erwartet – der längste Rückgang seit zwei Jahrzehnten. Das iPhone 15 mit seinen Feinheiten wie dem Titanrahmen und der verbesserten Kamera soll dem Unternehmen helfen, aus dieser Misere herauszukommen.

Letztendlich hat China kein Interesse daran, ein iPhone-Verbot zu weit zu treiben. Apple beschäftigt Millionen von Arbeitnehmern in dem Land, und es wäre für die Regierung schwierig, das Unternehmen zu bestrafen, ohne die eigene Bevölkerung zu schädigen.

FMW/Bloomberg

Apple: Vor dem iPhone 15 Launch spitzt sich die Krise in China zu
Apple-Store in Shanghai, China. Fotograf: Raul Ariano/Bloomberg


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