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Ausblick für Aktien und Anleihen BlackRock warnt vor Zins-Enttäuschung und Volatilität in 2024

BlackRock - Warnung. Foto: Michael Nagle/Bloomberg
BlackRock - Warnung. Foto: Michael Nagle/Bloomberg

Die Märkte feiern derzeit eine riesige Zins-Party. Die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks vollziehen derzeit eine imposante Rally. Während unser heimischer Dax auf ein neues Allzeithoch erreicht hat, sind die Aktien im US-Leitindex S&P 500 im November um rund 9 % nach oben gesprungen, eine der besten Performances des letzten Jahrhunderts. Anleihen legten ebenfalls eine fulminante Rally hin, da die Renditen stark fielen, nachdem sie zuvor auf ein Dekadenhoch angestiegen waren. Auslöser der berauschenden Rally ist die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed die Zinserhöhungen endlich abgeschlossen hat und im März beginnt, die Zinsen wieder zu senken. Doch es mehren sich allmählich die Stimmen, dass die Zinseuphorie übertrieben sein könnte. Der größte Vermögensverwalter der Welt, BlackRock, warnt aktuell vor zu viel Optimismus.

Warnung von BlackRock

Wie Bloomberg berichtet, ist der Fondgigant BlackRock der Ansicht, dass der Optimismus des Marktes hinsichtlich des Ausmaßes von Zinssenkungen im nächsten Jahr möglicherweise zu weit geht und empfiehlt, sich von Anleihen mit längeren Laufzeiten fernzuhalten.

Während einige Händler darauf setzen, dass die US-Notenbank bereits im ersten Quartal mit der Senkung der Zinsen beginnen wird, erwarten die BlackRock-Strategen, dass die Lockerung der Fed erst Mitte des Jahres einsetzen dürfte.

“Wir sehen das Risiko, dass diese Hoffnungen enttäuscht werden”, schreiben die Strategen um Wei Li und Alex Brazier in ihrem Ausblick auf das kommende Jahr. “Höhere Zinsen und größere Volatilität werden das neue Regime an den Märkten bestimmen.”

Anleihen und Aktien – Risiken und Chancen

In diesem Umfeld bevorzugt der größte Fondsmanager der Welt Anleihen mit kurzen und mittleren Laufzeiten als Ertragsquelle, bleibt aber in seiner strategischen Allokation in langlaufenden Staatsanleihen untergewichtet, wie aus dem vom BlackRock Investment Institute veröffentlichten Global Outlook 2024 hervorgeht.

Da die Zinsen voraussichtlich über dem Niveau vor der Pandemie bleiben werden, hat BlackRock auch seine längerfristige strategische Einschätzung für Aktien aus den Industrieländern auf “neutral” herabgestuft und begründet dies mit den hohen Bewertungen und den schwachen Wirtschaftsaussichten. Nur bei Unternehmen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz bleibt die Position übergewichtet.

“Die Märkte schwanken zwischen der Hoffnung auf eine weiche Landung und Rezessionsängsten”, heißt es in der Analyse. “Das geht am Thema vorbei. Die Wirtschaft normalisiert sich von der Pandemie und wird von strukturellen Faktoren beeinflusst. Die daraus resultierende Diskrepanz zwischen dem zyklischen Narrativ und der strukturellen Realität heizt die Volatilität weiter an.”

Fed-Zinsen: Black warnt vor zu viel Optimismus - Risiken für Anleihen und Aktien
US-Anleihen haben zuletzt eine Rally vollzogen – aber könnte der Optimismus übertrieben sein?

Geopolitisch bedingte Versorgungsengpässe, schrumpfende Belegschaften aufgrund der alternden Bevölkerung und der Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft treiben Veränderungen voran, die zu geringerem Wachstum, einer über den offiziellen Zielen liegenden Inflation und erhöhter Unsicherheit führen werden, warnte BlackRock. Das schaffe ein volatiles Umfeld, in dem aktive Manager ihre Stärken ausspielen können, so die Strategen.

Übertriebene Zinserwartungen?

Jedoch scheinen die BlackRock-Empfehlungen nicht mit den jüngsten Marktbewegungen übereinzustimmen.

Aktien und Anleihen, ob mit kurzen oder langen Laufzeiten, haben zuletzt zugelegt. Die Volatilität ist gesunken, da die Händler die Meinung teilen, dass die Federal Reserve die Zinserhöhung abgeschlossen hat. Jetzt liegt der Fokus darauf, wann die Fed mit der Senkung der Zinsen beginnt, und um wie viel.

Angesichts der nachlassenden Inflation und der sich verlangsamenden Konjunktur haben die Händler in den letzten Wochen verstärkt auf Zinssenkungen gewettet. Die Geldmärkte gehen derzeit davon aus, dass die Fed im März, spätestens im Mai, mit der Lockerung beginnen wird. Marktpreise deuten darauf hin, dass Fed und EZB die Zinsen im nächsten Jahr um mindestens 125 Basispunkte senken werden.

Die steigende US-Schuldenlast sei ein weiterer Grund, langfristige Staatsanleihen zu meiden, so BlackRock.

Wenn die Zinsen in der Nähe von 5% bleiben, könnte die Regierung in ein paar Jahren mehr für Zinszahlungen als für Gesundheitsleistungen ausgeben, so die Strategen. Dies könnte zu einer verfestigten Inflation und einem stockenden Wachstum führen, da die Zentralbanken auf eine schwächelnde Wirtschaft nicht wie in der Vergangenheit mit aggressiven Zinssenkungen reagieren können.

“Dies erhöht das langfristige Risiko einer höheren Inflation, da die Zentralbanken weniger aggressiv auf die Inflation reagieren”, heißt es in dem Bericht. “Wir sehen auch einen Anstieg der Laufzeitprämie, d. h. der Entschädigung, die Anleger für das Halten langfristiger Anleihen verlangen.”

Weitere BlackRock-Erwartungen für 2024:

Bleibt auf strategischer Basis bei der Übergewichtung inflationsindexierter US-Anleihen, da mittelfristig ein höherer Preisdruck zu erwarten sei. Aus taktischer Sicht wird angesichts der abkühlenden Inflation eine neutrale Haltung und ein Fokus auf Wachstum empfohlen.

Strategisch untergewichtet in langlaufenden Anleihen, taktisch neutral.

Strategisch neutral bei Aktien aus Industrie- und Schwellenländern.

HINWEIS: BlackRocks strategische Positionierung hat einen Zeithorizont von mindestens 5 Jahren, die taktische liegt zwischen sechs und 12 Monaten.

Übergewichtung hypothekenbesicherter US-Wertpapiere.

Untergewichtung von Schwellenländer-Anleihen in Lokalwährung. Übergewichtung von Hartwährungsanleihen.

Bevorzugt japanische Aktien.

FMW/Bloomberg



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