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Hohe Zinsen nicht vollständig verdaut Bundesbank: Keine Entwarnung für das deutsche Finanzsystem

Bundesbank: Keine Entwarnung für das deutsche Finanzsystem
Bundesbank - Finanzsystem. Foto: vitalii_petrushenko - Freepik.com

Die rasanten Zinserhöhungen der EZB zeigen bereits erste Wirkungen, so straucheln der Immobilienmarkt und die Wirtschaft in der Eurozone. Während sich die Konjunktur im Euroraum seit geraumer Zeit an der Schwelle zur Rezession befindet, steckt Deutschland mittendrin. Durch die stark gestiegenen Zinsen haben sich auch die Finanzierungskosten der Banken erhöht, die deren Zinserträge auffressen. Wie Bloomberg berichtet, warnt die Bundesbank nun davor, dass sich der Straffungskurs der EZB erst im kommenden Jahr vollständig auf das Finanzsystem und die Wirtschaft auswirkt. Nach Ansicht der Bundesbak sei zu früh, Entwarnung für das Finanzsystem zu geben.

In dieser Woche hatte schon die EZB in ihrem Finanzstabilitätsbericht vor den Folgen ihrer eigenen Geldpolitik gewarnt. Das schleppende Wirtschaftswachstum in der Eurozone droht die Risiken für die Finanzstabilität durch höhere Zinssätze zu verstärken, so die Warnung der Europäische Zentralbank. Vor allem in Deutschland, der größten Volkswirtschaft der Eurozone, steht man vor großen Herausforderungen. Hier ist die Wirtschaftsflaute nämlich besonders stark ausgeprägt. Der heute veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für das Gewerbe und den Dienstleistungssektor zeigt, dass die Wirtschaft in Deutschland weiter schrumpft, aber zumindest hat sich das Tempo des Niedergangs verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal ist gegenüber dem Vorquartal ebenfalls um 0,1% gesunken.

Finanzsystem: Bundesbank warnt

Das deutsche Finanzsystem muss die höheren Zinssätze noch vollständig verdauen. Daher ist es noch zu früh, um zu erklären, dass die Straffung der Europäischen Zentralbank gut verkraftet wurde, warnte die Bundesbank.

„Es wäre verfrüht, Entwarnung zu geben“, sagte Claudia Buch, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, am Donnerstag in Frankfurt. „Schließlich sind die Auswirkungen der höheren Zinsen noch nicht vollständig eingetreten.“

Die zunehmenden Risiken für die gesamtwirtschaftlichen Aussichten hätten sich auf den Finanzmärkten kaum niedergeschlagen, so Buch weiter, was bedeute, dass „das Risiko von Marktpreiskorrekturen und entsprechenden Verlusten größer ist“. Sie wies auch auf die steigenden Finanzierungskosten der Banken hin, die deren Zinserträge gefährden.

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos schlug am Mittwoch ähnliche Töne an und warnte die Anleger in einem Bloomberg-TV-Interview vor „Wunschdenken“ über die Wirtschaft. Die Europäische Zentralbank wies auch auf die Gefahren für das Finanzsystem der Eurozone hin, die sich aus einer sich verlangsamenden Wirtschaft ergeben.

Kreditrisiko bei Gewerbeimmobilien und Unternehmen

Die Bundesbank erklärte, das Kreditrisiko sei bei Gewerbeimmobilien erhöht, wo steigende Zinsen zu fallenden Preisen geführt haben, nachdem sie schnell an die Kreditnehmer weitergegeben wurden. Wohnimmobilien stellen angesichts stabiler Arbeitsmärkte ein geringeres Risiko dar, so die Bundesbank.

Die langfristigen Herausforderungen in Deutschland stellen eine zusätzliche Belastung für das Finanzsystem des Landes dar. Angesichts der gedämpften Wachstumsaussichten für die kommenden Jahre „ist mittelfristig mit einem Kreditrisiko zu rechnen, insbesondere für hoch verschuldete Unternehmen, die sich erheblich an die neuen Rahmenbedingungen anpassen müssen“, so die Bundesbank.

Bei der Vorstellung des Berichts zum letzten Mal, bevor sie im nächsten Jahr die oberste Bankenaufsicht der EZB übernimmt, sagte Buch, sie sehe keinen Grund, Kapitalpuffer in Höhe von 24 Milliarden Euro freizugeben, die die Banken aufbauen mussten, um einen Wirtschaftsabschwung zu überstehen.

„Die Freigabe der Puffer wäre nur dann gerechtfertigt, wenn die Gefahr einer Kreditklemme aufgrund hoher Verluste bestünde“, sagte sie. „Eine Verschlechterung der Wirtschaftsaussichten allein ist kein ausreichender Grund, um die Puffer freizugeben“.

FMW/Bloomberg

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