Die Folgen der strengen Null-Covid-Politik und der anhaltenden Immobilienkrise lasten immer noch auf Chinas Wirtschaft. Doch die chinesische Regierung hat in den letzten Monaten viel getan, um das Finanzsystem zu stützen und die Konjunktur wieder in Gang zu bringen. Die Maßnahmen scheinen langsam Früchte zu tragen. Denn die Konjunkturdaten des letzten Monats deuten darauf hin, dass sich die Wirtschaft erholt, da sich die Kreditvergabe kräftig erhöhte und die Exporte die Prognosen deutlich übertrafen. Wie Bloomberg aktuell berichtet, stellt die chinesische Zentralbank, die People’s Bank of China (PBOC), dem Finanzsystem weiterhin Liquidität zur Verfügung und lässt gleichzeitig den Leitzins unverändert, um Finanzierungsengpässe aufgrund der wieder anziehenden Kreditnachfrage zu vermeiden.
Doch die Liquiditätsbereitstellung fiel zuletzt deutlich geringer aus, da die jüngsten Konjunkturdaten auf eine Wirtschaftserholung hindeuten. Allerdings warnte das führende Finanzmedium in China, Caixin, in einem Editorial in der letzten Woche davor, dass China trotz der Erwartungen an moderates Wachstum der Wirtschaft in diesem Jahr „Schwierigkeiten haben könnte, das Wachstumsmomentum aufrechtzuerhalten.
People’s Bank of China stellt Liquidität zur Verfügung
Die People’s Bank of China hat den Banken über die mittelfristige Kreditfazilität (MLF) 170 Mrd. Yuan (25 Mrd. USD) zur Verfügung gestellt. Dies führte im April zu einer Nettozuführung von 20 Milliarden Yuan, der geringsten seit November. Außerdem ließ sie den Zinssatz unverändert bei 2,75 %. Der Leitzins bleibt damit den achten Monat in Folge unverändert, wie von der Mehrheit der Ökonomen und Analysten in einer Bloomberg-Umfrage erwartet.
Die geringere Liquiditätsbereitstellung deutet darauf hin, dass die PBOC die Auswirkungen ihrer Lockerungsmaßnahmen vom März bewertet hat, als sie sowohl den Mindestreservesatz für Banken gesenkt als auch mehr Bargeld zur Unterstützung des Wachstums bereitgestellt hatte. Die Konjunkturdaten des letzten Monats lassen erkennen, dass sich die Wirtschaft erholt, da die Kreditvergabe stark anstieg und die Exporte die Schätzungen deutlich übertrafen.
China: Anzeichen eines Aufschwungs
„Das Ergebnis entspricht der Erwartung eines leichten Aufschwungs. Obwohl wir seit langem eine mögliche kleine Zinssenkung in diesem Jahr einkalkuliert haben, scheint eine Senkung nicht unmittelbar bevorzustehen“, sagte Frances Cheung, Zinsstratege bei der Oversea-Chinese Banking in Singapur.
Die chinesische Wirtschaft erholt sich, und das Wachstumsziel von etwa 5 % in diesem Jahr könnte erreicht werden, da sich der Immobilienmarkt erholt, sagte der Gouverneur der PBOC, Yi Gang, während eines Treffens der Gruppe der 20 letzte Woche.
Die Zentralbank in China setzt schon seit einigen Monaten auf die Nettozuführung von Liquidität via MLF. Die PBOC senkte im März auch den Mindestreservesatz für Kreditgeber, was dem Finanzsystem etwa 500 Mrd. Yuan an langfristigen Mitteln zugeführt haben dürfte. Die Bemühungen Chinas, für ausreichend Liquidität auf den Märkten zu sorgen, könnten dazu beitragen, die Kreditkosten zu stabilisieren, die unter Druck stehen, weil die sich erholende Wirtschaft die Nachfrage nach Geldmitteln ankurbelt.
Die Rendite 10-jähriger chinesischer Staatsanleihen stieg am Montag um 1 Basispunkt auf 2,84 % und verringerte damit den Rückgang der letzten Woche, der durch Spekulationen über eine Zinssenkung angeheizt worden war. Der Offshore-Yuan sank um 0,1 % auf 6,8796 pro Dollar.
Banken senken die Zinsen
Auch wenn die People’s Bank of China den Leitzins konstant hält, haben einige kleinere chinesische Kreditinstitute im April ihre Einlagenzinsen gesenkt, was ihre Rentabilität verbessern und sie zu einer verstärkten Kreditaufnahme ermutigen könnte. Chinas Zins-Selbstdisziplinierungs-Mechanismus, eine von der PBOC beaufsichtigte Regulierungsbehörde, hat die Bewertungsmethode für Banken in diesem Jahr angepasst, um die Kreditgeber zu einer Senkung der Einlagenzinsen zu bewegen, berichtete der 21st Century Business Herald.
In einer am Freitag veröffentlichten Erklärung zu ihrer geldpolitischen Sitzung im ersten Quartal erklärte die Zentralbank, dass sich die Wirtschaft erhole, und verzichtete auf die Wiederholung des Satzes von der letzten Konferenz, dass es „drei Belastungsfaktoren“ gebe, nämlich eine schrumpfende Nachfrage, Angebotsschocks und nachlassende Erwartungen.
Außerdem strich man die Formulierung „antizyklische Anpassung“ gestrichen, was einige Analysten wie Zhou Guannan von Huachuang Securities als Signal für eine Verringerung der Chancen auf eine weitere Lockerung werteten. Eine sofortige Verschärfung ist unwahrscheinlich, da die PBOC sagte, die Grundlage der wirtschaftlichen Erholung sei „noch nicht solide“ und fügte hinzu, dass das Kreditwachstum „vernünftig“ gehalten werden soll.
FMW/Bloomberg
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
