Allgemein

Energiewende gefährdet? China: Rohstoff-Beschränkungen zielen auf Green Deal der EU

China Rohstoff-Beschränkungen EU Green Deal

Gefährdet China die Energiewende in Deutschland und damit auch den Green Deal der EU? Gestern hatte China den Export der wichtigen Rohstoffe Gallium und Germanium eingeschränkt – ein Schritt, der sich auch gegen die USA richtet, aber vor allem den Green Deal der EU erschwert.

China zielt auf Green Deal der EU

China hat entschieden, den Export wichtiger Mineralien zu beschränken – und das trifft Sektoren, die für die Dekarbonisierung der Europäischen Union (Green Deal) von entscheidender Bedeutung sind. Sie zeigt die Grenzen westlicher Bemühungen auf, Lieferketten dem Einfluss der Machthaber in Peking zu entziehen, wie Bloomberg berichtet.

China ist der weltgrößte Produzent der Mineralien Gallium und Germanium, die für die Halbleiter-, Telekommunikations- und Elektrofahrzeugindustrie von entscheidender Bedeutung sind. Die EU bezieht 71% ihres Galliums und 45% ihres Germaniums aus China. Ab dem kommenden Monat beschränkt Peking die Ausfuhr.

Hintergrund ist eine neue EU-Strategie für wirtschaftliche Sicherheit, die eine Überwachung kritischer Technologieexporte vorsieht und Auslandsinvestitionen im Namen der nationalen Sicherheit einschränken könnte. Der Vorschlag ist Teil eines wachsenden Bestrebens innerhalb der EU, die Sicherheitsinstrumente zu stärken, da Länder wie China und Russland den Handel und die Kontrolle kritischer Versorgungsketten zunehmend nutzen, um politische und sogar militärische Ziele zu erreichen.

“Chinas Vorgehen macht deutlich, wer in diesem Spiel die Oberhand hat”, sagte Simone Tagliapietra, Wissenschaftlerin beim Think-Tank Bruegel in Brüssel, in einem Interview. “Die harte Realität ist, dass der Westen mindestens ein Jahrzehnt brauchen wird, um sich von Chinas Rohstofflieferketten zu lösen, es handelt sich also wirklich um eine asymmetrische Abhängigkeit.“

EU Green Deal China

Europas Ressourcenmanagementproblem – China ist der größte Lieferant der EU für eine Reihe wichtiger Rohstoffe

Die EU musste eine bittere Lektion lernen, als Russland letztes Jahr in die Ukraine einmarschierte. Dies führte zu weiter steigender Inflation und zu Befürchtungen, dass ganze Industriezweige zusammenbrechen könnten, während die EU versuchte, neue Öl- und Gaslieferanten zu finden. Die Mitgliedstaaten der EU waren gespalten, wie sie auf das Vorgehen Russlands reagieren sollten, da einige Länder zu sehr von billigem russischem Rohöl und Gas abhängig waren.

Die gleiche Dynamik zeigt sich auch in der EU-Politik gegenüber China. Einige Länder sind nicht bereit, ihre Handelsbeziehungen mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufs Spiel zu setzen.

Der chinesische Verbrauchermarkt mit einem Volumen von 6,8 Billionen Dollar ist ein wichtiges Ziel für europäische Exporte von Autos, Pharmazeutika und Maschinen. Die deutschen Automobilhersteller Volkswagen AG, Mercedes-Benz AG Und Bayerische Motoren Werke AG haben Dutzende von Fabriken in China gebaut und alle drei Hersteller verkaufen heute mehr Fahrzeuge in China als auf jedem anderen Markt.

Die USA haben darauf gedrängt, dass Europa eine harte Linie gegenüber Peking einschlägt. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat gefordert, dass die EU ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von China reduzieren müsse, ohne sich dabei vollständig abzukoppeln.

Die EU hat im März ihr Gesetz über kritische Rohstoffe auf den Weg gebracht, um die Finanzierung und Genehmigung neuer Bergbau- und Raffinerieprojekte zu erleichtern und Handelsallianzen zu schließen, um die Abhängigkeit von chinesischen Lieferanten zu verringern. Die USA und Europa wollen außerdem einen “Käuferclub“ gründen, um Lieferverträge und Investitionspartnerschaften mit Förderländern abzuschließen.

EU Handelsbilanz negativ

Die Handelsbilanz der EU wird immer negativer

“Wir beobachten seit geraumer Zeit eine sehr bewusste Verhärtung von Chinas strategischer Gesamthaltung, die nun mit einer Verschärfung von zunehmend selbstbewussten Aktionen einhergeht”, sagte von der Leyen in einer Rede zu Beginn dieses Jahres. “Genauso wie China seine militärische Haltung verstärkt hat, hat es auch seine Politik der Desinformation und der wirtschaftlichen und handelspolitischen Nötigung verstärkt.”

Und die Mitgliedsstaaten haben sogar noch schärfere Maßnahmen ergriffen. Die niederländische Regierung kündigte letzte Woche Maßnahmen an, die ASML Holding NV — ein Unternehmen mit einem Beinahe-Monopol auf die Maschinen, die für die Herstellung der modernsten Halbleiter benötigt werden — daran hindern werden, einige seiner Anlagen nach China zu verkaufen.

WTO-Beschwerde

Die EU-Kommission könnte Chinas neuen Exportbeschränkungen im Rahmen eines Streitbeilegungsverfahrens bei der Welthandelsorganisation in Genf anfechten.

Ein solcher Streit könnte jedoch Jahre dauern. Außerdem könnte China mit dem Argument, die Maßnahmen seien für die nationale Sicherheit notwendig, ein Schlupfloch in den WTO-Regeln nutzen, das es Regierungen erlaubt, “alle Maßnahmen zu ergreifen, die sie für die Wahrung ihrer wesentlichen Sicherheitsinteressen für notwendig erachten.”

China Export Green Deal EU

Der Export wichtiger Rohstoffe wird immer schwieriger

Eine Eskalation der Spannungen könnte die Fähigkeit der EU gefährden, die Wirtschaft der Mitgliedstaaten auf einen klimafreundlicheren Kurs zu bringen.

Der Schritt Chinas erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die EU eine beispiellose Neuausrichtung einleitet, um die CO2-Emissionen in ihrer gesamten Wirtschaft zu eliminieren, von der Energieerzeugung über die Landwirtschaft bis hin zum Verkehr. Der Green Deal, dessen Ziel es ist, die Region bis 2050 klimaneutral zu machen, erfordert den Zugang zu großen Mengen wichtiger Materialien, die in allen Bereichen von Solarzellen bis zu Elektrofahrzeugen verwendet werden.

“Europa ist heute bei einer Reihe von sauberen Technologien und kritischen Komponenten weitgehend von China abhängig, so dass eine Eskalation dieser Spannungen Europas grünen Übergang mit Sicherheit holpriger machen könnte”, sagte Tagliapietra.

FMW/Bloomberg

Lesen Sie auch



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

6 Kommentare

  1. Europa will sich nicht von China abhängig machen, und die USA sanktionieren China.
    Aber warum soll China sich von Europa abhängig machen, und die USA nicht sanktionieren.
    Wer Wind sät wird Sturm ernten.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Über Jahrzehnte hinweg hat man den China-Markt aufgebaut. Ich denke dabei noch an Helmut Schmidt, der sogar ein Buch darüberschrieb.
    Und wollen viele, diese Beziehung quasi Knall auf Fall aufgeben. Was hat sich eigentlich in der Zwischenzeit gesellschaftliche China zu deren Nachteil verändert?

    1. Hallo Peter, bei China hat sich nicht besonders viel verändert, aber bei den USA.
      Man kann nicht mehr mal eben Sanktionen gegen Länder verhängen, die dazu führen, dass in dem Land 500.000 Kinder unter 5 Jahren verhungern.
      Und das dann noch als angemessen bezeichnen.
      Man kann nicht mehr Kriege anfangen, für die die amerikanischen Präsidenten hätten gehängt werden müssen, wenn es das Nürnberger Tribunal noch geben würde.
      Imperien sterben langsam, und das neue Imperium besteht immer aus den Bösen, gegen das dann früher Krieg geführt wurde.
      Nur blöd, das wird dann der letzte Krieg sein.
      Also kann nur versucht werden China auf den Weg zur Weltmacht zu behindern.
      Ja, und das sehen wir nun an vielen Stellen.
      Kann man ja machen, nur man muss auch das Echo ertragen können.
      Natürlich kann man China kritisieren, aber wenn China auch so viele verbrecherische Angriffskriege
      (ausgenommen der 1. Irakkrieg) in den nächsten 60 Jahren durchführen will, wie die Amis, dann haben sie aber viel zu tun.

      Viele Grüße aus Andalusien
      Helmut

  3. China bzw. die BRICS Staaten kontrollieren einen Großteil der erschlossenen Vorkommen an seltenen Erden.

    Europa wird diese auch weiterhin bekommen, allerdings nicht mehr so günstig wie bisher und die KP wird die Daumenschrauben beim Export anziehen.

    Das wird uns aber bei all unserem Hochmut und unserer überlegenen Menschlichkeit und Moral nicht besonders treffen.

    Dadurch das China das Angebot an den Dringend benötigten Rohstoffen verringern kann, können sie sowohl Verfügbarkeit als auch die Preislevel kontrollieren.

    Damit können sie vor allem die Rüstungsindustrie des „Westen“ empfindlich treffen (die diese Rohstoffe dringend benötigen) und auch die Energiewende muss vielleicht mit in China veredelten Produkten (zu entsprechenden Preisen) und nicht mehr mit günstigen Rohstoffen stattfinden.

    Höhere Lohnabschlüsse, weniger Angebot an dringend benötigten Rohstoffen für die Energiewende und auch der Rüstungsindustrie in Europa und den USA, demografischer Wandel in den Industriestaaten, Missernten aufgrund des Klimawandels, Globale Konflikte mit Auswirkungen auf die Versorgungssituation, nicht mehr Verfügbare fossile Energiequellen (Investitionen in diese Energiequellen wurden und werden durch die EZB ja verhindert)… etc. pp

    Mal schauen ob die Inflation in den G7 Staaten sich wirklich schnell wieder Nachhaltig verzieht oder ob die Inflation nur vorübergehend und vor allem Aufgrund von Basiseffekten und einer Rezession eine Pause einlegt.

    Vielleicht werden wir vor allem bei Vermögenswerten (Immobilien, Aktien etc.) eine deflationäre Phase erleben, da der Wohlstand breiter Bevölkerungsschichten (vor allem im Mittelstand) schmilzt wie das Eis an den Polkappen.
    Gleichzeitig werden aber die Verbraucherpreise und Energie aufgrund der oben genannten Gründe hoch bleiben und die Notenbanken müssen weiter die Zinskeule schwingen, bis diese zu viele Unternehmen umhaut und eine Wirtschaftskrise auslöst, wie lange nicht mehr gesehen.

    Wobei man den Notenbanken durchaus auch zutrauen sollte, dass sie nochmal Geld in das System zu schütten, um alles noch viel schlimmer zu machen. Dann werden wir in ein paar Jahren über 10 Prozent Inflation nur noch lachen.

    Zieht euch warm an Leute. Auch wenn das Wetter sehr Heiß werden soll 😉

  4. Passt dazu: Zentralbank warnt vor grossem Wirtschaftsschock. Jetzt kommt die Retourkutsche der Sanktionen, Globalisierung mit Salto retour. Brics ist schick.
    Bericht auf – Investing.com de-

  5. Pingback: Aktuelles vom 5. Juli 2023 | das-bewegt-die-welt.de

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage