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Coinbase und Robinhood – der große Absturz

Coinbase-Aktie aus Smartphone App

Was kennt man auch vom deutschen Börsianer? Short versteht man net, kennt man net, will man net. Man setzt auf steigende Kurse. Geht alles nach oben, ist man mit dabei. Bei fallenden Kursen ist man investiert, und bleibt so lange drin, bis der Kurs wieder den eigenen Einstieg erreicht hat – wohl einer der größten Gedankenfehler an der Börse. Gut, die Amerikaner werden deutlich offener sein für Spekulationen auf fallende Kurse als Deutsche. Aber allgemein gesprochen handeln Privatanleger nun mal auf steigende Kurse. Das wird aktuell wohl zum Problem für die Anbieter Coinbase und Robinhood. Ihre Kurse fielen nicht nur am Freitag deutlich mit -13,3 Prozent und -5,2 Prozent. Sie rauschen schon sei Tagen und Wochen runter.

Coinbase-Aktie fällt auf Allzeittief

Die in den USA beliebteste Krypto-Börse Coinbase (Börsenkürzel COIN) lebt zu guten Teilen davon, dass seine Kunden die Kryptowährungen Ether und Bitcoin handeln. In den letzten sieben Tagen sah man in diesen beiden Kryptos Verluste von satten 26,9 Prozent und 18,1 Prozent. Schaut man sich all die nachfolgenden großen Kryptowährungen an, sieht die Lage derzeit kaum besser aus. Sie rauschen kräftig in den Keller unter dem Eindruck der gerade startenden Zinswende in den USA, zu der es wohl diese Woche durch die Federal Reserve noch konkretere Aussagen geben dürfte. Entzug von Liquidität sorgt an den Märkten dafür, dass riskante Assetklassen wie wacklige Tech-Aktien und Kryptowährungen leiden (lesen Sie hier „Tech-Aktien: „Aus Phantasie-Bewertungen werden normale Bewertungen“).

Dazu wird gerade bei Kryptowährungen eine Art Lawineneffekt einsetzen, viel schneller als bei Aktien. Denn hinter den Kryptos stehen keine fundamentalen Kennzahlen wie ein KGV oder Sonstiges. Fällt der Kurs plötzlich, springen viele andere Krypto-Anleger auf und verkaufen ebenfalls, wodurch die Kurse noch stärker fallen. Der Bitcoin fiel die letzten drei Tage um gut 9.000 Dollar – die Umsätze waren im Abverkauf sogar höher als in den Tagen davor. Warum dies dennoch die Coinbase-Aktie belastet? Es wird viel auf dem Papier vorhandenes Vermögen vernichtet. Man könnte annehmen, dass die Umsätze in Kryptowährungen in den nächsten Wochen und Monaten geringer ausfallen, wenn viele Krypto-Trader ihr Geld verbrannt haben, und erstmal weniger bis gar nicht mehr zocken.

Genau dieses Szenario schlägt auf das Gemüt der Coinbase-Aktie. Demnächst vermutlich weniger Umsätze in Kryptowährungen bedeuten weniger Gebührenerlöse für das Unternehmen! Man sieht im Chart den Coinbase-Aktienkurs als blaue Linie seit dem Börsengang im April 2021. Mit dem aktuellen Absturz auf 191,97 Dollar sehen wir einen Einbruch auf ein neues Allzeittief.  Seit November hat sich der Aktienkurs fast halbiert. Seit diesem Zeitpunkt wurden die Gerüchte und Mutmaßungen immer lauter, dass die Fed bald die Zinsen deutlich anheben wird.

Robinhood leidet unter Absturz bei Zocker-Aktien

Die Aktie des Brokers Robinhood (HOOD) leidet ebenfalls massiv. Auch sie fällt auf ein Allzeittief seit Börsengang (orange Linie im Chart). Seit Monaten geht es nur bergab für die Aktie. Das Problem für den Anbieter: Die Klientel besteht vor allem aus den „neuen“ Anlegern, also den Privatanlegern, kurz vor und während der Coronakrise neu dazu kamen. Sie zocken gerne in Tech- und Highflyer-Aktien wie Gamestop und AMC, Aktien aus dem Bereich Cannabis und Wasserstoff und unzählige mehr. Man sucht den schnellen Dollar. Es geht um „coole“ und angesagte Themen, die vor allem auf Reddit oder Stocktwits besprochen werden, jenseits jeglicher fundamentaler Daten. Es geht nur noch um die Zockerei selbst. Und gerade in den USA wird von Privatanlegern gerne auf Kredit gehandelt, über die sogenannte Hebelung. Gewinne wie auch Verluste sind dadurch deutlich kräftiger ausgeprägt.

Wenn nun tage- und wochenlang kräftige Verluste eintreten, weil man überwiegend auf steigende Kurse setzt, leeren sich die Brokerkonten der Kunden ziemlich schnell. Deswegen dürften die Gebührenerlöse in nächster Zeit womöglich leiden. Dieses Szenario könnte derzeit vor allem auf die Kunden von Robinhood zutreffen. Im nächsten und übernächsten Quartalsbericht von Robinhood könnte sich dies in miesen Zahlen niederschlagen. Jedenfalls sieht man seit Tagen und Wochen, wie dieses Szenario im Aktienkurs des Brokers vorab eingepreist wird. Auch hier steht die Zinswende der Fed dahinter. Alles was dank der Liquiditätsschwemme der Fed hochgespült wurde, wird nun wieder abverkauft.

Chart zeigt die Aktien von Robinhood und Coinbase seit ihrem jeweiligen Börsengang TradingView Chart zeigt die Aktien von Robinhood und Coinbase seit ihrem jeweiligen Börsengang.



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2 Kommentare

  1. Ich würde den Bitcoin bzw. die meisten Krypto weder Short noch Long traden weil zu volatil.
    Bitcoin kann jetzt auf 15 000 fallen genauso wie auf 150 000 steigen in den nächsten Monaten das ist für mich untradebar egal in welche Richtung.

    Robinhood hat damals bei Gamestop dinge gemacht die ein totales No-Go waren, meintwegen kann die Firma verschwinden, den Namen hat die Firma so oder so nicht verdient da sie eher dafür sorgt das das Geld der Armen zu den Reichen wandert.

  2. Gemäss einer Zeitungsmeldung ist einer der Gründe für das Schmelzen der Schneeballsysteme nicht der Klimawandel, sondern weil auch Indien das Spielgeld schärfer regulieren will. Den 5% Grossbesitzern der Kryptos werden dann wieder einige Millionen Naive fehlen die ihr Gewinnspiel finanzieren.Da gibt es einige die mächtig auf die Pauke hauten und bei Fussballgrossclubs sogar grosse Lebensmittelfirmen als Sponsoren verdrängten.Das SCHNEEBALLSYSTEM könnte sich zu einer Lawine bilden und auch einige Firmen und Clubs überrollen.Leider war auch dieser Hype eine Fehlallokation, ausgelöst durch die Notenbankpolitik.
    Ein Virfachhoch auf die Vierfach ALLESBLASE, AKTIEN/ ANLEIHEN/ IMMOBILIEN/ KRYPTOS. Als Nebenwirkung kommt jetzt die einzige wertbeständige Anlageklasse Energie/ Rohstoffe zum Zuge die alles verschlimmert.Seltsamerweise reagieren die Ölpreise nicht mehr wie früher auf fallende Aktien.Das Rennen um immer höher – weiter ist gerade in der „SAFETY CAR PHASE“.
    Ich bin gespannt wie die Staaten / Notenbanken und gehebelten Anleger diese selbsgekochte Suppe auslöffeln werden.Im Vergleich war doch die Haüschenkrise in den USA in 2008 mit bekannten Folgen nur ein Fliegenschiss.

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