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Dax: Die wachsende Abhängigkeit von China durch die Coronakrise

Durch die Coronakrise ist die deutsche Wirtschaftund damit auch der Dax noch abhängiger von China geworden

Ein Grund für den Aufschwung des Dax ist nicht nur die bessere Bewältigung der Pandemie, es ist auch die Abhängigkeit von China, die nicht kleiner, sondern größer geworden ist.

Seit fast vier Monaten läuft der Dax in einer Seitwärtsrange quer, unabhängig von der Entwicklung um ihn herum. Früher sprach man immer davon, dass der deutsche Leitindex mit seiner Exportlastigkeit so etwas wie einen Call auf die Weltwirtschaft sei. Das könnte weiterhin stimmen, scharfer Einbruch, rasante Erholung bis zu einem bestimmten Punkt und dann eine Querbewegung, Covid-19 geschuldet.

Dax: Der große jahrelange Sägezahnmarkt

Betrachtet man sich die Entwicklung des Dax über einen längeren Zeitraum, so kann man nur davon sprechen, dass sich der Leitindex seit geraumer Zeit in einer ganz großen Zickzack-Phase befindet. Bereits am 8. Juni hatte der Leitindex sein Frühjahrshoch erreicht: 12.913 Punkte – und das, obwohl man am 23. März intraday ein Tief von extremen 8255 Punkten ausgetestet hatte.

Ein Grund dafür war im überragenden Maße die Entwicklung in China, der Volkswirtschaft, die bereits im zweiten Quartal wieder ein Wachstum von 3,2 Prozent erreichen konnte. Man hatte dort den großen Lockdown bereits im Januar/Februar des Jahres und konnte die Beschränkungen im März zurückfahren – zu einer Zeit, in der im Westen der große Shutdown erst begann. Seither pendelt der deutsche Aktienmarkt in einer großen Range mit den Limits 11.600 und 13.400 Punkten, aber immer wieder zur Kernzone zwischen 12.000 und 13.000 Punkten zurückkehrend. Aber was man immer ausblendet, wenn man von der großen Hausse an den Märkten spricht, ohne die Berücksichtigung volkswirtschaftlicher Daten: Der Dax hatte schon im April 2015 den Stand von 12.390 Punkten erreicht, vor fünfeinhalb Jahren, dann kam der Dieselskandal und in späterer Folge die Schrumpfung der Autozulassungen in China, die über zwei Jahre angehalten hatte.

Deutschlands Abhängigkeit von China

Deutschland Wirtschaft und damit auch der Dax werden immer abhängiger von China. Die wachsenden politischen Spannungen halten deutsche Firmen daher nicht davon ab, mehr in China zu investieren. Der Automobilkonzern Volkswagen kündigte an, bis 2024 rund 15 Milliarden Euro für die Entwicklung und Produktion neuer Elektroautos in China aufzubringen. Nicht weniger als 15 Modelle sollen dort in den kommenden Jahren auf den Markt kommen, gefertigt in chinesischen Werken. Man wolle Chinas Absicht bis 2060 klimaneutral zu werden unterstützen, so Konzernchef Herbert Diess.

Allgemein ist festzustellen: Während die Auto-Absatzzahlen in Europa und Nordamerika in diesem Jahr wahrscheinlich um ein Viertel gegenüber dem Vorjahr sinken werden, schrumpfen sie in China vermutlich nur um 15 Prozent. China ist wieder der Rettungsanker für die Unternehmen im Dax: Im zweiten Quartal 2020 verkaufte Volkswagen 53 Prozent seiner Pkw in China, Daimler 45 Prozent und BMW 44 Prozent (Daten von CAR Research). Aber auch die Zulieferindustrie setzt auf China. Continental, das in Deutschland 12.000 Stellen abbaut, möchte in China wachsen. Und der Motorenhersteller Deutz baut zusammen mit seinem chinesischen Partner Sany ein Werk in dem von 2022 an bis zu 200.000 Motoren hergestellt werden sollen.Auch der Verband deutscher Maschinenbauer VDMA rechnet mit weiterem Wachstum in China. 800 Firmen aus dieser Branche haben Tochterfirmen in China, mit 65.000 Beschäftigten. Zwei Drittel dieser Unternehmen melden bereits Umsätze wie vor Corona, man rechnet 2021 mit weiterem Zuwächsen.

Diese Liste ließe sich noch deutlich fortsetzen. Der Elektroindustrie-Verband ZVEI spricht davon, dass etwa 17 Prozent der Direktinvestitionen aus dieser Branche nach China fließen, mehr als in die USA oder nach Großbritannien.

Trotz aller Menschenrechtsprobleme überwiegen für die großen Konzerne die Chancen, „Itˋ s the Economy Stupid“, hatte einmal ein amerikanischer Präsident formuliert.

Aber auch industrieferne Branchen wollen die vorsichtige Öffnung Chinas nutzen. Der deutsche Versicherungsriese Allianz hat als erster ausländischer Konzern Ende 2019 die Lizenz zur Gründung einer ausländischen Versicherungsgesellschaft in China erhalten, was man in der Zentrale in München sehr begrüßt. Aber auch die Deutsche Bank expandiert in Asien, aber das kennt man ja von unserem geschrumpften Bankenkrösus. Man will überall mitspielen, „whatever it takes“.

Fazit

Auch wenn deutsche Politiker, allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel, von einem Boykott Chinas Wirtschaft aufgrund der Menschenrechtslage sprechen, die Vorhaben der deutschen Firmen im Reich der Mitte sprechen eine andere Sprache. Einzig bei Huawei ist man aufgrund des Drucks der USA restriktiv geworden, nicht nur im Bereich der Automobilindustrie ist eher das Gegenteil der Fall. Gilt wieder einmal der Spruch: Achtet nicht darauf was sie sagen, sondern auf das, was sie tun? Damit hat sich die Abhängigkeit der deutschen Exportwirtschaft von China sogar noch vergrößert, dem Land, welches an die Spitze der Weltwirtschaft gelangen möchte.

Und da sind die Probleme der Zukunft erkennbar, wenn nach den Wahlen der Kampf der USA gegen den Emporkömmling wieder an Fahrt gewinnen wird. Der Dax ist in seiner Zusammensetzung weiter ein Hebelinstrument auf die Weltwirtschaft – und wenn dort Sand ins Getriebe gelangt? Ja, dann wird er seine Range auch nicht nach oben verlassen können.

Gerade durch die Coronakrise wird der Dax immer abhängiger von China

 



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1 Kommentar

  1. Das wichtigste ist immer die Bilanz eines Landes und nicht wo der Gewinn ankommt – siehe auch USA. Dann wird mit Unverständnis reagiert, dass grosse Teile der Bevölkerung bei dieser guten (Bilanz-)Lage unzufrieden sind. Dabei hat doch die EZB mit Nullzins dieser Bilanz auf die Beine geholfen und nur einige Crashpessimisten reden von Umverteilung von unten nach oben. Eine Bilenz wo der Gewinn hinfliesst gibt es eben bei Wumms-Politikern nicht.

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