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Erst einmal positive Stimmung „Doppel-Wumms“ für den Euro – EZB-Schnabel und US-Inflation

Zwei gewichtige Argumente sprechen aktuell und in den nächsten Tagen für Euro-Stärke. Schauen wir auf die US-Inflation und EZB-Aussagen.

Euro-Münze und EU-Flagge

Ich gebe es zu, den „Doppel-Wumms“ habe ich mir doch glatt bei Olaf Scholz abgeschaut. Aber es passte so gut. Zwei Argumente sprechen aktuell für eine Aufwertung des Euro. Und aktuell steigt er auch spürbar gegenüber dem US-Dollar. Schauen wir auf die aktuellen Ereignisse und Aussagen, wobei es um die US-Inflation und Aussagen von EZB-Direktoren geht.

Euro seit 14:30 Uhr mit kräftigem Aufwärtssprung

Seit 14:30 Uhr springt der Euro gegen den US-Dollar kräftig nach oben von 0,9958 auf 1,0160 – also mal eben ein Move von 202 Pips! Im TradingView Chart sehen wir seit Jahresanfang den fallenden Euro (blaue Linie), und die steigenden Leitzinsen für die USA und für den Euroraum. Sehen wir jetzt die Wende für die Gemeinschaftswährung?

Verlauf von Euro gegen US-Dollar mit Leitzinsen aus USA und Eurozone

US-Inflation etwas niedriger als erwartet – große Erleichterung für Märkte – Dollar fällt

Glasklar ist: Seit 14:30 Uhr liegt der Euro-Anstieg vor allem an der Dollar-Schwäche, die zurückzuführen ist auf die US-Inflationsdaten. Für Oktober wurden die Verbraucherpreise mit +0,4% zum Vormonat niedriger gemeldet als erwartet (Prognose war +0,6%; Vormonat war +0,4%). Zum Vorjahresmonat stiegen die Preise um +7,7% und damit deutlich weniger als erwartet (Prognose war +8,0%; Vormonat war +8,2%). Das bedeutet: Weniger Inflationsdruck als gedacht, die Fed könnte die Zinsen daher womöglich weniger stark anheben. Aktienmärkte und Gold haben bereits Freudensprünge gemacht. US-Staatsanleiherenditen und US-Dollar fallen deutlich. Und der Euro als Gegenstück zum US-Dollar kann folglich von dieser Entwicklung profitieren.

EZB-Schnabel mit klaren Worten für höhere Zinsen

Abgesehen von diesen wichtigen US-Inflationsdaten wirkt auf den Euro auf Sicht der nächsten Tage und Wochen aber auch aufwertend, was EZB-Direktorin Isabel Schnabel heute Nachmittag gesagt hat. Der US-Leitzins liegt bei 4,00 Prozent, der für die Eurozone bei 2,00 Prozent. Kann es jetzt sein, dass die EZB zur Fed aufholt. Verkürzt man den Abstand von 200 Basispunkten beim Leitzins, was den Euro stärkt? Gut möglich. Denn die wichtige EZB-Direktorin Isabel Schnabel sagt aktuell, dass die EZB „restriktive“ Zinsen zur Inflationsbekämpfung benötigt, so berichtet es Bloomberg. Die EZB müsse die Zinssätze möglicherweise auf ein Niveau anheben, das die Wirtschaft bremst, um die Preise in den Griff zu bekommen, so die Meinung von drei der höchsten Direktoren der EZB.

Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sagte heute in Ljubljana, dass eine Anhebung der Zinssätze auf ein „neutrales“ Niveau nicht ausreichen wird um die Rekordinflation zu zähmen, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im Euroraum zunehme. Der slowenische Zentralbankchef Bostjan Vasle und sein slowakischer Amtskollege Peter Kazimir schlossen sich dieser Meinung an. „Es ist keine Zeit für eine geldpolitische Pause“, sagte Isabel Schnabel auf der Veranstaltung. „Wir werden die Zinsen weiter anheben müssen, wahrscheinlich bis in den restriktiven Bereich, um die Inflation rechtzeitig wieder auf unser mittelfristiges Inflationsziel zu bringen.“

Die Äußerungen der den Falken zugeneigten Mitglieder des EZB-Rats signalisieren die Entschlossenheit die Kreditkosten bis weit über das Jahresende hinaus zu erhöhen. Ein Niveau, das die Wirtschaft weder einschränkt noch anregt, wird in der Nähe von 2 % gesehen, während der Einlagensatz der EZB derzeit bei 1,5 % liegt.

Die EZB hat den Zinssatz in drei Sitzungen bereits um 200 Basispunkte angehoben, was die aggressivste Straffung in ihrer Geschichte darstellt. Die politischen Entscheidungsträger werden entscheiden müssen, ob sie im Dezember eine dritte Anhebung um 75 Basispunkte in Folge vornehmen wollen, oder ob sie sich eine Verlangsamung leisten können.

„Meiner Meinung nach sind weitere Zinserhöhungen erforderlich, und dabei werden wir wahrscheinlich über das Niveau hinausgehen müssen, das derzeit als neutraler Zinssatz gilt“, sagte Vasle. Kazimir stimmte dem zu und sagte, die Zeit der akkommodierenden Geldpolitik sei vorbei. „Wir werden weiter gehen müssen, mehr in den restriktiven Bereich“, sagte er.

Es wird zunehmend erwartet, dass der Euroraum in eine Rezession gerät, da Verbraucher und Unternehmen unter den steigenden Energiekosten leiden. Offizielle Vertreter, darunter auch Präsidentin Christine Lagarde, haben jedoch erklärt, dass die Kontraktion wahrscheinlich nicht stark genug sein wird, um die Preise unter Kontrolle zu bringen. Die Inflation hat sich im vergangenen Monat auf einen neuen Höchststand von 10,7 % beschleunigt.

„Es ist klar, dass das Risiko einer Rezession angesichts der Daten, die wir gesehen haben, gestiegen ist“, sagte Schnabel. „Man hat den Eindruck, dass, wenn es eine Rezession gibt, diese Rezession wahrscheinlich nicht sehr tief und nicht sehr lang anhaltend sein wird.“Das bedeutet, dass sie möglicherweise „nicht ausreicht, um die Inflation so stark zu senken, wie es nötig wäre, um mittelfristig zu unserem Inflationsziel zurückzukehren“, sagte sie.

Aussicht

FMW-Anmerkung: Der Euro könnte in nächster Zeit weiter aufwerten dank eigenständiger Dollar-Schwäche (siehe heutige Vorgänge), und dank des möglichen Aufholens der EZB beim Zinsabstand zur Fed. Aber dahinter, da steht realwirtschaftlich die wahrscheinlich schon eingesetzte Rezession in der Eurozone, und die dank hoher Energiekosten sich sehr schnell verschlechterten Außenhandelsdaten für Europa, weshalb die Geldströme netto jetzt aus Europa herausfließen. Dies sind Faktoren, die eher für Euro-Schwäche sprechen. Aber erst einmal könnten die positiven Faktoren überwiegen.

FMW/Bloomberg



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