Aktien

Deutsche Bank hat nichts gelernt: Abwendung von Realwirtschaft – Investmentbank total?

Die Deutsche Bank dargestellt durch ihren Sanierungschef John Cryan betont zwar in den letzten Jahren immer wieder (sinngemäß gesprochen), dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe. Man wollte das echte reale Bankgeschäft...

Von Claudio Kummerfeld

Die Deutsche Bank dargestellt durch ihren Sanierungschef John Cryan betont zwar in den letzten Jahren immer wieder (sinngemäß gesprochen), dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe. Man wollte das echte reale Bankgeschäft stärken usw. Dass dies eher Worthülsen sind, erkennt man schon am massiven Abbau des Filialnetzes im letzten Jahr. Verkauft wurde dieser Schritt mit den Kunden, die ja angeblich all die Filialen nicht mehr in diesem Umfang benötigen würden.

Die Deutsche Bank und ihre glorreichen Investmentbanker

Dass die Deutsche Bank ohne die Milliarden-Boni für ihre Investmentbanker statt einem Milliarden-Minus letztes Jahr sogar einen Gewinn für die Aktionäre produziert hätte, hatten wir vor Kurzem schon angesprochen. Das zeigt, dass die Investmentbanker das Problem der Bank sind. Ohne sie hätte das normale langweilige Kerngeschäft der Bank fast gar keine Risiken mehr, dafür aber kleine stabile Erträge (vereinfacht ausgedrückt).

Aber den Gedanken bekommt man offenbar nicht mehr aus den Köpfen der „Star-Banker“ heraus, selbst zehn Jahre nach der Finanzkrise nicht. Investmentbanking ist sexy, das braucht man, das bringt die (angeblich) dicken Profite. Eigentlich sollte John Cryan aufräumen. Aber er macht offenbar das Gegenteil, und rechtfertigte die neuen angehobenen Boni damit, dass man ja die Elite, die Talente halten müsse. Aber warum? Die Investmentbanker halten zu müssen, wird zu einer Art Fetisch. Erklären kann man das „normalen“ Menschen nicht mehr.

Die Hinwendung zum Investmentbanking

Doch woran wollen wir nun erkannt haben, dass sich die Deutsche Bank jetzt mehr denn je entschieden hat sich von der realen Wirtschaft abzuwenden, und sich noch mehr dem Investmentbanking zuzuwenden? Dabei hilft ein Blick auf den Aufsichtsrat der Bank. Die Deutsche Bank galt jahrzehntelang als der Finanzier der deutschen Großindustrie, als der Ansprechpartner für die Konzernbosse aus der Realwirtschaft. Und der Aufsichtsrat der Bank war genau dieser Schnittpunkt zwischen Bank und Großindustrie.

Letztes Jahr hatte bereits der ehemalige Siemens-Chef Peter Löscher den Aufsichtsrat der Bank verlassen. Jetzt in diesem Jahr folgen neben anderen Mitgliedern die gestandenen deutschen Industriemanager Henning Kagermann und Johannes Teyssen, die ausscheiden. Die Deutsche Bank veranstaltet am 24. Mai ihre Hauptversammlung, und hat als Ersatz „Investmentbanking pur“ aufgefahren. Mehr Börse, Wallstreet und Investmentbanking geht nicht, möchte man fast sagen.

Aufsichtsratschef Achleitner hat sich einiges einfallen lassen. Da wäre als neuer Aufsichtsrat allen voran John Thain. Er war nicht nur Chef der zwangsverkauften altehrwürdigen Investmentbank Merrill Lynch in New York, sondern danach auch Chef der New York Stock Exchange. Dann wäre da noch Mayree Clark. Sie ist Managing Partner des Vermögensverwalters Eachwin Capital. Sie fungiert bisher auch als Direktorin von Ally Financial, Regulatory Data Corp. und von Taubman Centers. Clark hatte innerhalb von 24 Jahren verschiedene Positionen bei der New Yorker Investmentbank Morgan Stanley inne. Und dann gesellt sich noch Michele Trogni in den Aufsichtsrat. Sie war zuletzt Executive Vice President bei IHS Markit, und arbeitete davor 25 Jahre bei der UBS.

Aufsichtsratschef Achleitner wird in der offiziellen Deutsche Bank-Mitteilung so zitiert:

„Wir freuen uns, dass wir so kompetente neue Mitglieder mit langer Erfahrung in der Finanzbranche gewinnen konnten“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner. „Sie ergänzen die vielfältige Expertise in unserem Aufsichtsrat hervorragend.“

Wir meinen: Und wo bleibt die Verbindung zur Realwirtschaft, zur Industrie? Denn die Deutsche Bank ist nicht irgendeine normale Bank, sondern die Systemrelevanz Nummer 1 in Europa. An ihr hängt das ganze europäische Finanzsystem. Will die Bundesregierung mit ihrer Finanzaufsicht BaFin zusehen, wie die Deutsche Bank mehr denn je auf Investmentbanking, Kapitalmarkt, gehebelte Geschäfte etc setzt? Auch wenn es sich hierbei „nur“ um den Aufsichtsrat der Bank handelt – er beeinflusst das große Ganze der Bank, er gibt die große Richtung vor, die Grundausrichtung. Da ist nicht mehr viel mit „die Bank für die deutsche Industrie“. Aber das ist natürlich nur unsere subjektive Meinung…

Deutsche Bank Zentrale in Frankfurt
Die Deutsche Bank-Zentrale in Frankfurt. Foto: Deutsche Bank AG



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

7 Kommentare

  1. Am besten Zerschlagen um das Systemrisiko zu minimieren, wie aufgezeigt von Nassim Taleb in Antifragile.

    1. Ganz genau. Zerschlagungen sollte es ohnehin im hochkonzentrierten Finanzsektor viel häufiger geben. Wie sollte man sonst der Systemrelevanz entgegentreten. Aber eine Aussicht auf Zerschlagung lässt waschechte Kapitalisten vor der Marktwirtschaft erzittern und um Faschismus betteln. Deshalb stirbt idR die Demokratie noch bevor wir „too big to fail“ loswerden können.

  2. Im klassischen Kreditgeschäft mit den Privatkunden oder dem Mittelstand ist nichts mehr zu holen weil dort alle hin wollen, unter anderem auch die Landesbanken. Die Deutsche Bank muss sich nun entscheiden: Entweder wird man eine kleine Regionalbank mit Kerngeschäft Deutschland, oder man geht „all-in“ und gibt jetzt im Investmentbanking richtig Gas ! Aber so wie bisher wird es nicht mehr funktionieren.

    Was die Regulierung betrifft so ist das nicht speziell ein Deutsche Bank Problem, sondern ein Thema für die gesamte Finanzbranche. Mit ein bisschen höheren Eigenkapitalquoten wird es nicht getan sein, so realistisch muss man bleiben.

  3. Liebe Freunde,
    der Konzern, die Bank, das Institut sind wichtige Begriffe, die man nicht genug differenziert, um zu verstehen, dass die Bank tatsächlich Gewinn gemacht hat.Dafür soll man den Finanzbericht lesen, weil der Geschäftsbericht nicht iüber die Ausschüttung grundlegende Informationen liefern kann.

  4. Zumindest eines muss man fairerweise der Deutschen Bank lassen, was Zinsen und Kontogebühren im „realen Dispo-Bankgeschäft“ angeht: Hier sind sie im Filialbereich (ohne reine Onlinebanken) kaum schlagbar und liegen bis zu 3% unter dem Durchschnitt.
    Wobei 10% zwar noch immer ein stolzer Zinssatz ist, aber immer noch besser als 13,5% bei volksnahen Banken, oder o.g. Betteln um Faschismus und faschistisches Zerschlagen ohne Lösungsvorschläge für die entstehende Lücke.

    1. Ich stimme Ihnen zu, die Leute in der Filiale sind 1A Mitarbeiter, die Beratung ist hervorragend und was die Finanzberichte betreffen auch sehr ausführlich. Ab 2015 ist aber bei der Berichterstattung ein Umdenken passiert, was dazu geführt hat, dass das Zahlenwerk falsch interpretiert würde, weil seit 2015 existiert KEIN FINANZBERICHT mehr. Können Sie sich selbst überzeugen. Wer mir den Finanzbericht der Jahre 2015, 2016, 2017 zeigen kann, der bekommt 100 EUR pro Stück.Deshalb wùrde übersehen, dass die Deutsche Bank Gewinne in den Jahren 15, 16, 17 erwirtschaftet hat. Deshalb würden auch Dividenden ausgeschüttet.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage