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Dividenden: 2020 nochmals eine Stütze für Dax?

Warum massive Dividendenausschüttungen und die finanzielle Repression den Dax auch in 2020 beflügeln könnten..

Wenn es im spät im Jahr 2020 tatsächlich zu einer Rezession kommen sollte, so dürfte es vorher aber noch einmal zu einer gewaltigen Gewinnausschüttung, sprich Dividenden, für die Aktionäre des Dax kommen, wie eine Auswertung des Handelsblatts aufgrund der Neun-Monats-Bilanzen der Unternehmen zusammen mit den Aussagen der Vorstände ergeben hat. Das offizielle Statement hierzu ist erst zu Beginn des neuen Jahres zu erwarten –  aber für eine Revision der Aussichten bräuchte man wohl schon einen Kollaps der Wirtschaftsaussichten über die Jahreswende.

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Dividenden und Gewinne

Es ist ein Paradoxon an den Aktienmärkten: Obwohl nach den Ergebnissen der Berichtssaison davon auszugehen ist, dass die 30 Konzerne im Dax 2019 um 15 Prozent weniger verdienen werden als im Vorjahr – und daher die Bewertung auf ein Niveau steigt, wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr der Fall war – klettern die Kurse weiter auf schwindelnde Höhen.

Aber: Die Zinspolitik der Notenbank hat die Anlage am Geldmarkt immer unattraktiver gemacht. Und die Dax-Unternehmen wollen ihre Ausschüttungsquote bei Dividenden gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich auf 42 Prozent erhöhen. Mit den erwarteten 37 Miliarden Euro erwartet die Aktienbesitzer ein wahrer Geldregen mit Dividenden, die durchschnittlich bei fast drei Prozent liegen dürfte.

Dabei wollen aus jetziger Sicht 18 Konzerne aus dem Dax im nächsten Frühjahr ihre Dividenden sogar erhöhen, darunter auch konjunktursensitive Unternehmen wie BASF, Heidelberg Cement und Volkswagen. Senkungen werden von fünf Unternehmen erwartet, dabei sein dürften die gebeutelten Autobauer BMW und Daimler, Continental, Lufthansa und die Telekom. Nicht zu vergessen die Deutsche Bank, die wahrlich keine finanziellen Polster hat, um diese an die Aktionäre zu verteilen.

Betrachtet man die einzelnen Dividenden, so fallen natürlich die Konzerne auf, deren Rendite bis zu fünf Prozent erreichen wird: Covestro, Eon, BASF, Allianz und die Lufthansa. Der König der Dividenden wird dabei die Allianz sein, die mit 4,1 Milliarden Euro eine unglaubliche Summe ausschütten wird – allerdings wird davon sehr viel ins Ausland fließen, die deutsche Aktionärsquote lässt grüßen.

Unglaublich auch, wie diese Ausschüttung zustande kommt: Der deutsche Versicherungsriese folgt bereits amerikanischen Spuren im „Financial Engineering“, denn man hat zwischen Februar 2017 und Juli 2019 in etwa 40 Millionen eigene Aktien im Wert von 7,5 Milliarden Euro zurückgekauft. Um so den gestiegenen Gewinn pro Aktie in Form von Dividenden zu verteilen.

Der zuverlässigste Konzern ist wieder einmal die Münchener Rück, die in 50 Jahren nicht ein einziges einmal die Dividende gesenkt hat. Genauso bemerkenswert Fresenius, die 2020 das 27. Jahr in Folge die Dividende anheben will.

Die Politik bei den Dividenden der Dax-Unternehmen beinhaltet aber eine große Gefahr: Der Kursanstieg der Aktien macht sie immer anfälliger für Gewinnmitnahmen. Auf lange Sicht sind es nämlich die Gewinne der Unternehmen, die für die Kursanstiege sorgen – und nicht die Dividendenausschüttungen. Bei einem Wirtschaftseinbruch ist es vorbei mit der üppigen Ausschüttung. Die Dividendenausschüttungen der Dax-Unternehmen sind von 2010 mit 20,5 Milliarden Euro bis auf 38,3 Milliarden im Rekordjahr 2019 gestiegen. Vor der Rezession 2009 hatten sie noch bei 28,3 Milliarden Euro gelegen. Der Dax selbst war in der Krise von 8106 Punkten (7.Juli 2007) auf 3666 Punkte (9.März 2009) eingebrochen.

 

Das Vermögen der Deutschen

Obwohl ich mich persönlich auch schon auf heftige Korrekturen an den Märkten einstelle, muss ich auf eine mögliche Entwicklung hinweisen, die für manchen absurd erscheinen mag, aber nicht ausgeschlossen ist: Diese ergibt sich, wenn man sich das Geldvermögen der Deutschen betrachtet – und welche Konsequenzen sich aus der fortgesetzten Nullzinspolitik und der finanziellen Repression ergeben könnte.

Wie aus dem Allianz Global Wealth Report 2019 hervorgeht, haben die Deutschen das fünftgrößte Finanzvermögen der Welt, mit 6,20 Billionen Euro. Nach den USA mit unglaublichen 74,37 Billionen, China 20,94 Billionen, Japan 15,05 Billionen und Großbritannien mit 7,59 Billionen. Allerdings liegen davon unproportional viel davon, nämlich 2,4 Billionen Euro, auf unverzinslichen Konten wie Tages-, oder Festgeld sowie auf Sparbüchern.

Was passiert mit diesem Geld – zumindest mit einem Teil davon – wenn die Eigentümer demnächst realisieren, dass dies nicht nur real, nach Abzug der Inflation, sondern auch nominal, bei Einführung von Strafzinsen, weniger wird? Und wenn, wie es wie es das Börsenurgestein Gottfried Heller prognostiziert hat, Kapitalsammelstellen, wie Versicherungen, Pensionsfonds oder Stiftungen ihre Satzungen ändern „müssen“, um den Aktienanteil zu erhöhen, weil man dort Zuflüsse über die Dividendenausschüttungen erhält? Während man vielleicht auf Jahre hinweg keine Rendite mehr am Rentenmarkt erzielen kann? So wie es der norwegische Staatsfonds 2018/19 getan hat, als er die Quote von 60 auf 70 Prozent erhöht hat.

Für viele eine unvorstellbare Vorstellung, aber ausschließen sollte man ein solches Szenario nicht. Nach neuesten Umfragen haben sich viele Deutsche schon darüber geäußert, eine Anlage in Aktien ins Auge zu fassen. Was geschieht, sollte der Dax tatsächlich wieder sein Rekordniveau von 13590 Punkten erreichen? Der Kleinanleger wird bei den dann fälligen Schlagzeilen angelockt – das haben wir doch schon öfters erlebt. Im Übrigen: Der Dax weist als Ganzes „nur“ eine Marktkapitalisierung von gut 1,1 Billionen Euro auf. Das kosten mittlerweile schon fast Apple oder Microsoft – allein.

Wie gesagt, ich will hier keine Bären erschrecken, sondern nur Eventualitäten aufzeigen, die man als Anleger nie verdrängen sollte.

 

Fazit

Die Schere zwischen den Aktienbewertungen und der Gewinnsituation der Unternehmen hat sich schon weit geöffnet – so weit, wie in diesem Zyklus seit Ende der Finanzkrise nicht mehr. Was die Rally befeuert ist einerseits  die Hoffnung auf eine Erholung der  Wirtschaft im Jahr 2020 (der Dax blickt erfahrungsgemäß sechs bis neun Monate in die Zukunft), Und andererseits natürlich das billige Geld der Notenbanken.

Das führt nun zu einer absurden Situation; Ein hochbewerteter Aktienmarkt bietet eine Dividendenrendite, die weit über dem liegt, was man an den Geldmärkten bekommen kann. Die Nullzinspolitik setzt derzeit so viele Dinge der Vergangenheit außer Kraft – deshalb kann man wahrscheinlich auch die schönen Charts mit der Überbewertung der Märkte nicht so richtig anwenden . TINA hat weiterhin Gültigkeit.

Bis es zu einer Rezession kommt: dann nämlich bringen auch Dividenden und Aktienrückkäufe nichts mehr und die Schwerkraft wird sich durchsetzen sowie die schmerzhafte Bereinigung der Exzesse. Vorher werden Notenbanken und Fiskalpolitik alles versuchen, diese hinauszuschieben, so lange es geht. Ein auf lange Sicht betrachtet sehr schädliches Verhalten, denn wer Disruption und Volatilität an den Märkten verhindert, wird sie erst recht bekommen und zwar gewaltig. Fragt sich nur wann? Es ist ungemein schwer, eine Rezession einigermaßen verlässlich vorherzusehen. Den Ökonomen in den großen Wirtschaftsinstituten ist dies in vielen Jahrzehnten bisher noch nie gelungen..

Im Jahr 2020 werden immense Summen an Dividenden ausgeschüttet



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3 Kommentare

  1. Dividenden 2020, hier unter Dividenden und Gewinne (27.11.)

    Sehr geehrter Herr Müller
    ….um 15% weniger verdienen werden als im Vorjahr – und daher die Bewertung auf eine Niveau steigt(?), wie seit einem Jahrzehnt…., müßte es sicherlich „fällt“ heißen, oder?

    ein Unternehmer aus Leipzig

    1. @Heise. Sorry, vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich meinte mit Bewertung das KGV der Unternehmen, welches bei gestiegenen Kursen und um 15 Prozent gesunkenen Gewinnen gestiegen ist, über den langjährigen Durchschnitt.
      Viele Grüße

  2. Wie immer Herr W.M. sehr gut zu lesen ! Allerdings will ich ein kleines Detail ,aber ein entscheidenes, erwähnen. Die Schere ist genau das Problem.Das liegt aber nicht an der Notenbankpolitik,die können garnicht anders,sondern an der „Primary Dealer Mechanik“ (ich erinnere
    nochmals an den Werbespot mit der Schildkröte).Deren Eigentumsvortrag ist „Primary“ und der des Sparers ist nachrangig.

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