Europa

Mini-Schrumpfung Eurozone ist jetzt offiziell in einer Rezession

Die Eurozone ist jetzt offiziell in einer Rezession angekommen nach revidierten Daten von Eurostat. Hier die Details mit einer Einordnung.

Es ist keine offizielle staatliche Norm, aber nach allgemeiner ökonomischer Sichtweise ist eine Volkswirtschaft dann in einer Rezession, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwei Quartale in Folge schrumpft. Und dies ist jetzt der Fall für die Eurozone. Das BIP schrumpfte bereits im vierten Quartal 2022 um 0,1 %, und laut heutigen revidierten Daten von Eurostat für das erste Quartal 2023 ist es erneut eine Schrumpfung um 0,1 %. Wir erleben also derzeit die kleinst mögliche Rezession, was man auch gut in der folgenden Grafik sehen kann. Ein Balken stellt die prozentuale BIP-Veränderung zum Vorquartal dar.


source: tradingeconomics.com

Hier die BIP-Daten im Quartalsvergleich je nach Mitgliedsland in der EU:

Quartalsvergleich des BIP je nach Mitgliedsland in der EU

Geringst mögliche Rezession in der Eurozone – Bloomberg-Kommentar

Das Ergebnis ist laut Bloomberg ein herber Rückschlag, nachdem Politiker und Vertreter der Europäischen Zentralbank wiederholt erklärt hatten, dass ein Abschwung abgewendet werden könne, obwohl die Inflation auf den höchsten Stand seit Einführung des Euro gestiegen war. Weiter schreibt man aktuell: Die politischen Entscheidungsträger werden sich jedoch damit trösten, dass ihre milliardenschweren Hilfen für die Haushalte im gesamten Euroraum dazu geführt haben, dass sich die Befürchtungen eines weitaus schwerwiegenderen wirtschaftlichen Schadens im Gefolge der russischen Invasion in der Ukraine nicht bewahrheitet haben.

Da das Wachstum in diesem Quartal wahrscheinlich wieder anzieht, werden die Regierungen die fiskalische Unterstützung wohl weiter zurückfahren. Auch die EZB dürfte ihren Kurs nicht ändern, da sie sich dem Ende ihrer historischen Zinserhöhungskampagne nähert und die Bekämpfung der Inflation als Voraussetzung für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum betrachtet. Diese Rezession im Euroraum im ersten Quartal war laut Eurostat auf einen Rückgang der Ausgaben des Staates und der privaten Haushalte zurückzuführen. Die Vorräte leisteten einen negativen Beitrag, während der Handel die Produktion stützte.

Übersicht der Rezession in der Eurozone nach Mitgliedsland

Die Daten von Eurostat folgen auf die deutschen Zahlen, die zeigen, dass Europas größte Volkswirtschaft ebenso wie Griechenland und Irland eine Winterrezession erlitten hat, während Estland seit Ende 2021 nicht mehr gewachsen ist. Drei weitere Länder des Euroraums – Litauen, Malta und die Niederlande – schrumpften im ersten Quartal ebenfalls. Inzwischen haben sich aber die Aussichten verbessert: Die Europäische Kommission hat ihre Prognosen für die Eurozone im letzten Monat angehoben und geht nun davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 1,1 % und im Jahr 2024 um 1,6 % steigen wird.

FMW/Bloomberg



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4 Kommentare

  1. Schau, schau wie die Südländer wachsen…

    1. Dürfen nur die Nordländer wachsen?

  2. Der Energiefaktor

    Es gibt einen kleine Haken bei der Sache:
    Wir messen das Wirtschaftswachstum nicht in Säcken Getreide oder Tonnen Stahl, sondern in Euro!
    Der Euro unterliegt aber einer heftige Inflation!

    z.B.:
    Eurostat HVPI jährliche Inflationsrate Deutschland: April 2023: 7,6 %
    Eurostat HVPI jährliche Inflationsrate Deutschland: Dezember 2022: 9,6 %

    Um ein reales Wirtschaftswachstum von 0 % zu haben (also eben KEIN Wachstum und auch keine Schrumpfung, sondern eine Stagnation!), müsste daher die Wirtschaft absolut gemessen in Euro ganz erheblich gewachsen sein, z.B. um grob 2,5 % nur im Quartal Q4/22 und etwas weniger in Q1/23.

    Glaubt irgendwer ernsthaft, dass das der Fall war, während die Wirtschaft sich wegen hoher Energiepreise und Überregulation sang- und klanglos aus Deutschland verabschiedet, die Kreditklemme längst Realität ist, die Insolvenzen zunehmen, die hohen Zinsen Investionen verhindern, der Heizungshammer den Privatkonsum zum Erliegen bringt, die Immobilienpreise einbrechen und die einbrechenden Rohstoffpreise zeigen, dass die Wirtschaft eine Rezession längst fest einkalkuliert?!?

    Vermutlich werden die Wachstumsdaten der EU inflationär korrigiert. Aber um was korrigiert man denn diese Wachstumsdaten korrekterweise? Um die Verbraucherpreisinflation, also den Warenkorb für Privatpersonen, obwohl wir ja von der Wirtschaft reden? Oder lieber um die Kerninflation? Oder müsste man bei der Wirtschaft nicht eigentlich um die Produzentenpreisinflation korrigieren??
    Und spiegeln die offiziellen Inflationszahlen überhaupt die Realität wieder, oder sind sie politisch massiv aufgehübscht (ähnlich den Arbeitslosenzahlen)?
    Und werden die Wachtstumsraten für Q1 nicht in Kürze ohnehin revidiert werden müssen – vermutlich nach unten?
    Keine einfachen Frage!

    Kennen wir im hochinflationären Umfeld also überhaupt die reale Schrumpfung der Wirtschaft?
    Wie tief stecken wir inflationsbereinigt wirklich in der Rezession?

    Die Rezession könnten jetzt also schon ganz erheblich tiefer sein, als uns offiziell erzählt wird! Und wir stehen erst am Anfang der Rezession!

    MfG
    Der Energiefaktor

    1. Deswegen kommen die Prognosen auch von der EU-Komission. Sollte man dem Institut der Ursula Glauben schenken ? So wie in Sachen Covid oder Ukraine ?
      Das Wirtschaftsmagazin Bloomberg sieht das anders :

      „Europas Wirtschaftsmotor bricht zusammen“
      gemeint ist Deutschland. vom 26. Mai
      https://www.bloomberg.com/news/newsletters/2023-05-26/europe-s-economic-engine-is-breaking-down

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