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Konjunktur an der Belastungsgrenze EZB-Mitglied Villeroy warnt vor den Gefahren höherer Zinsen

EZB-Mitglied Villeroy warnt vor den Gefahren höherer Zinsen
Fotograf: Nathan Laine/Bloomberg

Vor eineinhalb Wochen hat die Europäische Zentralbank die Zinsen zum zehnten Mal in Folge angehoben. Der Leitzins der EZB stieg auf 4,5 %, während der Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, von 3,75 auf 4,00 % gestiegen ist. Doch trotz der immer noch hohen Inflation dürfte das der vorerst letzte Zinsschritt gewesen sein. Zu groß sind die Sorgen, dass der rasante Straffungskurs, die bereits schwächelnde Wirtschaft in der Eurozone weiter belastet. Wie Bloomberg berichtet, warnt EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau nun davor, die Zinsen weiter anzuheben. Seiner Meinung nach ist die Belastungsgrenze der Wirtschaft erreicht. Die Aussagen des französischen Notenbankchefs sind ein weiteres Indiz dafür, dass die EZB ihren Zinspeak erreicht haben könnte.

Zinsen: Risiken für die Wirtschaft

Die Europäische Zentralbank darf die Konjunktur mit ihrer Straffung der Geldpolitik nicht an ihre Belastungsgrenze bringen. Dies betonte der französische Notenbankrat Francois Villeroy de Galhau. Die Währungshüter sollten sich stattdessen darauf konzentrieren, das angehobene Zinsniveau beizubehalten.

Nach der Erhöhung des Einlagensatzes auf 4% in diesem Monat müsse die Gefahr, nicht genug zu tun, gegen das Risiko abgewogen werden, zu viel zu tun, sagte der Chef der französischen Notenbank am Montag in Paris in einer Rede mit dem Titel „Geldpolitik im Euroraum: War es zu spät? Oder könnte es jetzt zu viel sein?”

Die Nachteile unzureichender Maßnahmen seien “überschaubar”. Falls die Teuerung weiterhin über dem Zielwert von 2% liege, könne die EZB ohne Weiteres weitere Zinserhöhungen vornehmen, so Villeroy. Eine scharfe Kehrtwende könnte jedoch erforderlich werden, wenn die Straffung zu weit geht, die Wirtschaft in eine Rezession stürzt und die Inflation drastisch zurückgeht.

“Testen, bis es bricht ist kein vernünftiger Weg, um die Geldpolitik zu kalibrieren”, sagte Villeroy. “Wir sollten uns jetzt auf die Beständigkeit der Geldpolitik konzentrieren und nicht auf das ständige Anheben der Zinsen – auf die Dauer und nicht das Niveau.”

EZB: Zinsgipfel erreicht?

Bundesbank-Chef Joachim Nagel indessen hatte letzte Woche erklärt, es sei zu früh, um zu sagen, ob die Zinsen ein Plateau erreicht hätten.

Der lettische Notenbankchef Martins Kazaks sagte am Montag im Interview mit Market News, die „sehr angemessene“ Straffung um einen Viertelpunkt im September könnte eine Straffungspause im Oktober ermöglichen.

Villeroy sagte, die EZB sei zunehmend zuversichtlich, dass sie die Inflation bis 2025 wieder in Richtung 2% bringen könne. Damit sei es als sekundäres Ziel möglich, der Wirtschaft einen sanften Pfad zu bahnen. “Wenn wir das Ziel mit einer sanften Landung statt einer harten Landung erreichen können, ist das ein viel besserer Weg”, so Villeroy in seiner Rede.

Ob die Zinsen weiter steigen oder nicht hängt vor allem von der Entwicklung der Inflation ab. Frische Inflationsdaten in dieser Woche dürften indessen neue Hinweise liefern, ob die Inflationsrate weiter zurückgeht. Am Donnerstag stehen zunächst die nationalen Verbraucherpreise im Fokus, ehe am Freitag die VPI-Daten aus der Eurozone folgen.

FMW/Bloomberg



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