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Das Dilemma der Notenbanken EZB-Protokoll: Sind bereit, Zinsen weiter anzuheben – Märkte glauben kein Wort

EZB Zinsen Märkte glauben kein Wort

Wie auch die US-Notenbank Fed hat auch die EZB derzeit ein Problem: die Märkte glauben nicht, dass die Zinsen weiter steigen, sie rechnen vielmehr mit baldigen Zinssenkungen. Daher steigen die Aktienmärkte und fallen die Renditen für Staatsanleihen – was dazu führt, dass die Finanzkonditionen lockerer werden (Kredite werden günstiger etc.). Dadurch steigt die Nachfrage, was dann wiederum die Gefahr eines Wiederauflebens der Inflation erhöht.

Also versuchen EZB und Fed, diese Dynamik zu stoppen, indem sie immer wieder beschwören, dass sie jederzeit die Zinsen anheben könnten. Das Problem dabei ist: die Märkte halten das für einen Bluff – und wetten munter weiter auf Zinssenkungen. Nun hat die EZB heute ihr Protokoll veröffentlicht  und versucht dabei wohl vergeblich das Signal an die Märkte zu senden, dass sie ja jederzeit die Zinsen anheben könnten.

EZB-Protokoll: Können Zinsen anheben, wenn nötig

Die Notenbanker der EZB waren sich einig, dass sie die Zinsen bei Bedarf wieder anheben sollten, obwohl sie sich im Oktober gegen einen solchen Schritt entschieden hatten, wie aus dem Protokoll über ihre letzte Sitzung hervorgeht.

„Selbst wenn die Zinsen auf der aktuellen Sitzung unverändert blieben, wurde die Ansicht vertreten, dass der EZB-Rat auf der Grundlage einer laufenden Bewertung zu weiteren Zinserhöhungen bereit sein sollte, falls dies erforderlich ist, auch wenn dies nicht Teil des aktuellen Basisszenarios ist“, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht über die Sitzung vom 25. und 26. Oktober.

Die EZB hat die Zinsen im vergangenen Monat zum ersten Mal seit Beginn eines aggressiven Zinserhöhungszyklus, der Mitte 2022 begann, nicht angehoben. Die Wirtschaft tritt nun auf der Stelle, eine Rezession ist möglich bis wahrscheinlich, nachdem die Industrieproduktion in der Eurozone im dritten Quartal um -0,1% geschrumpft ist. Der heute veröffentlichte Einkaufsmanagerindex aus der Eurozone zeigten, dass die Wirtschaft weiter schrumpft. Deutschlands Wirtschaft wiederum schrumpft ebenfalls, hatte jedoch ihre Talfahrt zumindest verlangsamt.

Im Folgenden die wichtigsten Punkte des EZB-Protokolls:

Zinsen

– „Es wurde betont, dass der EZB-Rat sowohl beharrlich als auch wachsam sein müsse. Beharrlichkeit wurde als wesentlich angesehen, um die Inflation mittelfristig wieder auf 2 % zu bringen.

– „Wachsamkeit bedeutete, dass der EZB-Rat zwar die Wirksamkeit seiner Maßnahmen bekräftigen und die erzielten Fortschritte anerkennen musste, dass aber angesichts möglicher neuer Herausforderungen, die vor der Rückführung der Inflation auf das Zielniveau liegen könnten, übermäßige Zuversicht und Selbstzufriedenheit vermieden werden mussten.

– „Die Mitglieder waren sich einig, dass der Schwerpunkt der aktuellen Sitzung eher auf der Kommunikation als auf Maßnahmen lag.

Inflation und Wirtschaft

– „Insgesamt schien der Prozess der Inflationsbekämpfung weitgehend erwartungsgemäß zu verlaufen, was nicht nur die nachlassenden Auswirkungen exogener Faktoren, die die Inflation nach oben getrieben hatten, sondern auch die Wirkung der Geldpolitik widerspiegelt.

– „Die Gesamtinflation hatte sich wie projiziert entwickelt, obwohl das Wachstum schwächer als erwartet ausfiel, was teilweise auf das Auftreten von Abwärtsrisiken zurückzuführen war.

– „Gleichzeitig wurde die Tatsache als beruhigend empfunden, dass die Fehler bei den Inflationsprognosen nahe bei Null lagen und der Disinflationsprozess, wenn überhaupt, etwas schneller verlief als erwartet.

Politikübertragung und Märkte

– „Was die Bewertung der geldpolitischen Transmission betrifft, so waren sich die Mitglieder im Allgemeinen einig, dass die Transmission stärker voranschreitet, als im September erwartet worden war.

– „Darüber hinaus war ein erheblicher Teil der Zinsüberwälzung noch nicht abgeschlossen und dürfte die Wirtschaftstätigkeit und die Inflation über den Projektionszeitraum hinweg dämpfen.

– „Seit Mitte Juli war der Euro gegenüber dem US-Dollar um fast 6 % gefallen. Dies stellte einen Gegenwind für die Bemühungen des Eurosystems dar, die Inflation rechtzeitig zu senken“.

Bilanz

– „Es bestand weitgehendes Einvernehmen darüber, dass die Kontinuität der PEPP-Reinvestitionen mit einem Beschluss über unveränderte Zinssätze auf der Oktober-Sitzung vereinbar wäre, während eine Diskussion über eine vorzeitige Beendigung der PEPP-Reinvestitionen auf der aktuellen Sitzung als verfrüht angesehen wurde.



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