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Abbau der massiven Fed-Bilanz Fed: QT-Programm soll weiter laufen, trotz Zinssenkungen

Fed: QT-Programm soll weiter laufen, trotz Zinssenkungen

Gestern Abend hat die US-Notenbank Fed das Protokoll ihrer letzten Sitzung veröffentlicht. Das FOMC-Protokoll fiel hawkisher aus als es der Markt erwartet hatte, zumindest deutet die Reaktion an den Börsen darauf hin. Nach der Veröffentlichung gerieten die US-Indizes weiter unter Druck, während der US-Dollar und die Benchmark-Rendite ihren Aufwärtstrend fortsetzten – die 10-jährige Anleiherendite notiert aktuell über 4,31 %. Laut dem Protokoll sehen die meisten Fed-Mitglieder weiterhin „signifikante Aufwärtsrisiken“ für die Inflation, die eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich machen könnten. Überraschenderweise deuteten die Aussagen auch an, dass die Fed den Abbau der Bilanz, also die Straffung durch das QT-Programm fortsetzen könnte, obwohl sie die Zinsen senkt. Eine erste Zinssenkung ist im kommenden Jahr angedacht.

Fed: Quantitative Straffung (QT)

Wie Bloomberg berichtet, erörtern die Notenbanker der Federal Reserve ernsthafter die Möglichkeit, dass sie den Abbau ihrer massiven Bilanz nicht stoppen müssen, wenn sie mit der Senkung der Zinsen beginnen. Dies geht aus dem FOMC-Protokoll ihrer jüngsten Sitzung hervor.

„Eine Reihe von Fed-Mitgliedern merkte an, dass der Bilanzabbau nicht enden muss, wenn der Ausschuss schließlich damit beginnt, das Zielband für den Leitzins zu senken“, heißt es im Protokoll der Sitzung der US-Notenbank vom 25. und 26. Juli, das am Mittwoch in Washington veröffentlicht wurde.

Dieser Ansatz – den einige Ratsmitglieder, darunter der Vorsitzende Jerome Powell, erwähnt haben – könnte für die Fed ein Kommunikationsproblem darstellen. Denn der Abbau von Anleihebeständen – ein Prozess, der als quantitative Straffung oder QT bekannt ist – wird üblicherweise als Strategie zur Straffung der Geldpolitik interpretiert. Zinssenkungen wirken jedoch in die entgegengesetzte Richtung und lockern die Geldpolitik, indem sie die Kreditkosten senken.

Senkung der Zinsen im nächsten Jahr

Aus den jüngsten Wirtschaftsprognosen, die die Fed im Juni veröffentlicht hat, geht hervor, dass die politischen Entscheidungsträger irgendwann im nächsten Jahr mit einer Zinssenkung beginnen werden. Laut dem FedWatch-Tool erwartet der Markt eine erste Senkung der Zinsen im Mai, zuvor ging man noch davon aus, dass dies schon im März der Fall sein könnte.

Während Zinssenkungen häufig darauf abzielen, die Wirtschaft abzufedern oder anzukurbeln – wie zu Beginn der Pandemie -, versuchen die Fed-Mitglieder diesmal, die Zinssätze nicht zu restriktiv werden zu lassen, wenn die Inflation sinkt, mit dem Ziel, einen Wirtschaftsabschwung zu vermeiden. Aus diesem Grund haben einige Währungshüter gesagt, dass solche Zinssenkungen nicht unbedingt die Bemühungen der Fed untergraben, ihre Bilanz weiter zu verkleinern.

„Wenn wir die Zinssätze senken, um wieder eine neutrale Position zu erreichen, wäre das kein Grund, den Abbau der Bilanz zu stoppen“, sagte die Präsidentin der Dallas Fed, Lorie Logan, die früher die Verwaltung des Anleiheportfolios der Fed beaufsichtigte, letzten Monat. „Ich gehe davon aus, dass wir die Bilanz noch eine ganze Weile weiter schrumpfen lassen können.

Fed-Zinsen: Straffung (QT) trotz Zinssenkung - Abbau der Bilanz
QT-Programm: Abbau der massiven Fed-Bilanz

Bilanz-Reduzierung

Die US-Notenbank ist bestrebt, ihre Bilanz weiter zu reduzieren, die während der Pandemie durch den Aufkauf von Staatsanleihen und hypothekarisch gesicherten Wertpapieren (MBS) zur Stabilisierung der Märkte und zur Stützung der Wirtschaft aufgebläht wurde. Seit Juni letzten Jahres hat die US-Notenbank einen Teil dieser Vermögenswerte bei Fälligkeit aus der Bilanz genommen. Und zwar in einem Tempo von etwa 1 Billion Dollar pro Jahr.

Die Bilanz der Fed beläuft sich jetzt auf etwa 8,2 Billionen Dollar, gegenüber fast 9 Billionen Dollar im vergangenen Jahr. Diese Bemühungen, den Abbau in Gang zu halten, könnten jedoch aus Gründen unterbrochen werden, die nichts mit Zinssenkungen zu tun haben. Das letzte Mal, als die Fed die Bilanz abbaute, war sie gezwungen, den Abfluss zu stoppen – und auf den Geldmärkten zu intervenieren. Dies geschah während der Bankenkrise, als die Reserven im Bankensystem zu niedrig wurden und die Zinssätze für Übernacht-Pensionsgeschäfte in die Höhe schnellten.

In letzter Zeit ist ein größerer Teil des Liquiditätsabflusses auf ein Fed-Instrument namens Reverse-Repo-Fazilität zurückzuführen, bei dem Geldmarktfonds über Nacht Bargeld bei der Zentralbank parken können. Doch nun, da der Rückgang der Nutzung der Reverse-Repo-Fazilität zum Stillstand gekommen ist, befürchten einige Analysten, dass mehr Liquidität aus anderen Segmenten des Finanzsystems abfließen könnte, z. B. aus den Bankreserven, was die Fed veranlassen könnte, das QT zu verlangsamen oder zu stoppen, wenn diese ein als knapp angesehenes Niveau erreichen.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Ja die Bilanz ist total aufgebläht- immer noch. Frühere FED- Präsidenten haben wohlweislich vermieden, die Bilanz aufzublähen.

    Aber nicht Ben Bernanke. Vor allem das zweite QE, aus 2012, war vollkommen unnötig und hat mehr dem pushen der Indizes gedient, als der Wirtschaft.

    Das letzte QE aus Corona brachte dann die Inflation endgültig in’s Laufen. Man wusste nie, wann die Teuerung kommt, ob schon nach dem ersten QE oder erst später, aber das sie kommt, war jedem gewiss.

    Zuerst erfasste die Inflation nur die Aktienmärkte, dann die Immobilienmärkte und zum Schluss die Realwirtschaft.
    Aber erst ganz zum Schluss reagierte die FED.

    Heute haben wir völlig aufgeblähte Immobilien- und Aktienmärkte. Die Hauspreise haben sich seit dem Jahr 2000 – trotz zweier Crahs ( 00 – 03 und 07 – 09 )- verdreifacht.

    Gleiches gilt für die Aktienmärkte,wenn man die Spitzen auslässt und nur die gleitenden Durchschnitte berücksichtigt.

    Das heißt, eine junge Familie muss jetzt den dreifachen Kaufpreis für ein kleines Einfamilienhaus hinlegen, als in 2000.
    Das Gleiche gilt für den Vermögensaufbau in Aktien.

    Ohne eine Schlumpetersche Zerstörung, also einen Crash sind normale Verhältnisse nicht mehr möglich.

  2. Darum hat wohl der Drucker Ben den Nobelpreis erhalten.Wenn KI etwas wert ist wird es die ganzen Machenschaften der letzten Jahre als falsch erklären und Kredite und Schulden werden abgeschafft. Man muss wieder zum ehrlichen Tauschhandel zurückkehren.
    Nur Gold kann als Zahlmittel akzeptiert werden.Helmut ist der Zeit damit um Welten voraus.

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