Gold/Silber

Goldpreis fällt – dank Fed zurück in der „gesunden“ Negativkorrelation

Barren aus Gold

Der Goldpreis fällt seit gestern Abend um 20 Uhr von 1.824 Dollar auf aktuell 1.794 Dollar. Begründet ist dieser Rückgang in dem gestern Abend veröffentlichten Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Federal Reserve (hier dazu unsere Anmerkungen von gestern Abend). Wichtig dabei ist: Die Fed will offenbar die Zinsen zügig anheben, womöglich bereits im März. Die Zinswende kommt wohl noch schneller als gedacht. Wenn andere Anlageklassen mehr Rendite bringen, wird die zinslose Anlageklasse Gold weniger attraktiv, und der Goldpreis fällt.

Goldpreis fällt, Anleiherenditen steigen – die Negativkorrelation ist wieder im Lot

Am Montag und Dienstag berichteten wir darüber. Zunächst gab es eine einwandfreie Negativkorrelation zwischen Gold und Renditen für Anleihen. Dann am Dienstag und am gestrigen Mittwoch schien diese gegenläufige Bewegung nicht mehr zu funktionieren. Aber durch die Fed-Veröffentlichung ist diese Bewegung jetzt wieder in „einwandfreiem Zustand“, um es mal so zu formulieren. Der Chart, der bis letzte Woche Freitag zurückreicht, zeigt es. Der Goldpreis (blaue Linie) fällt, während die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen ansteigt. Letzten Freitag noch bei 1,50 Prozent, so liegt sie jetzt bei 1,73 Prozent. Am Anleihemarkt ist das eine große Bewegung!

Aktuelle Expertenaussagen

Naeem Aslam, Chief Market Analyst bei Avatrade, erwähnt im Zusammenhang mit dem fallenden Goldpreis, dass der Dollar-Index aufgrund des geldpolitischen Kurses der Fed weiter an Stärke gewinnt. Dennoch handele das Edelmetall weiterhin oberhalb der 1.800er-Marke, die eine kritische Unterstützungsmarke darstelle. In Anbetracht der Tatsache, dass die Händler wegen der restriktiven Geldpolitik der Fed nervös sind, ist es laut Naeem Aslam möglich, dass die derzeitige Risikominderung die Händler dazu zwingt, ihr Risiko durch Goldkäufe abzusichern. Gold gelte als Absicherung gegen steigende Volatilität und helfe Anlegern ihr Vermögen in Zeiten von Marktturbulenzen zu schützen. Der Anstieg der Renditen zehnjähriger Staatsanleihen, die sich derzeit um 1,733 Prozent bewegen, habe jedoch die Attraktivität von Gold für die Anleger geschmälert.

Von Jeffrey Halley, leitender Marktanalyst Asien-Pazifik beim Broker OANDA, sagt zum Thema Gold heute, dass die US-Renditen und der US-Dollar ihre Gewinne hielten, aber seitwärts handelten. Daher gab der Goldpreis über Nacht nach. In Anbetracht der Preisentwicklung im Laufe des Vormittags scheine es so zu sein, dass Gold nach wie vor anfällig für höhere US-Renditen und einen stärkeren US-Dollar sei. Etwaigen Erholungen sollte mit großer Vorsicht und Skepsis begegnet werden. Die Spanne im Goldpreis für diese Woche sieht Jeffrey Halley weiterhin bei 1790 bis 1820 Dollar. Gold habe einen Widerstand bei 1.830 und 1840 Dollar pro Unze, obwohl es eine große Überraschung wäre, wenn man diese Werte sehen würde. Die Unterstützung liegt seiner Meinung nach bei 1798 Dollar, gefolgt von 1790 und 1780 Dollar je Unze.

Daniel Briesemann von der Commerzbank sagt in seinem aktuellen Marktkommentar zu Gold, dass sich der US-Arbeitsmarkt zum Ende des letzten Jahres in äußerst guter Verfassung gezeigt habe. Gemäß Daten des privaten Anbieters ADP wurden im Dezember 807.000 neue Stellen geschaffen, fast doppelt so viele wie erwartet. Gold habe auf die Daten hin nicht negativ reagiert, sondern ist zeitweise sogar auf 1.830 Dollar je Feinunze gestiegen, da der US-Dollar dennoch abgewertet hat. Die ADP-Daten waren in der laut Daniel Briesemann Vergangenheit nicht immer ein verlässlicher Indikator für die offiziellen US-Arbeitsmarktdaten, so dass man diese nicht 1:1 für die Veröffentlichung morgen übertragen sollte. Das Fed-Sitzungsprotokoll habe gestern Abend dann für Ernüchterung am Goldmarkt gesorgt, und der Goldpreis ist wieder auf 1.800 Dollar zurückgefallen. Das Protokoll wurde als falkenhaft interpretiert. Es signalisierte laut Daniel Briesemann unter anderem die Möglichkeit von früheren und schnelleren Zinserhöhungen wegen der guten Entwicklung der US-Wirtschaft und der hohen Inflation. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen ist daraufhin auf ein 9-Monatshoch von 1,73 Prozent gestiegen, was den Goldpreis nach unten gezogen hat.

Chart vergleicht Goldpreis mit US-Anleiherendite seit dem 31. Dezember 2021 TradingView Chart zeigt Negativkorrelation zwischen Goldpreis (blaue Linie) und Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen (orange Linie) – Kursverlauf seit dem 31. Dezember 2021.



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6 Kommentare

  1. Das ist doch nur auf Tagesbasis so. Im längeren Bild ist die Korrelation zuletzt positiv gewesen. Ich denke, das ist sehr signifikant. Steigende Zinsen werden den Goldpreis nicht aufhalten, solange der Realzins negativ bleibt. Im Moment überdeckt der kurzfristige Effekt steigender Renditen das etwas. Aber es ist bemerkenswert, dass der Goldpreis in den letzten Wochen nicht stärker gefallen ist. Wenn man den Golpreis im März 21 mit den Renditen vergleicht, dann sieht man, dass Gold höher notiert, obwohl die Renditen auf gleicher Höhe sind und sogar obwohl die Erwartung steigender Zinsen sehr zugenommen hat. Aus meiner Sicht sammelt Gold gerade Kraft für einen gewaltigen Ausbruch nach oben. Die Tagesbetrachtung verdeckt diese Entwicklung.

    1. Sehr gut beobachtet, liebe Taube!

  2. Herr Kummerfeld das was sie da beschreiben ist aber nur eine Seite der Medaille.
    Die andere Seite ist die steigende Inflationsproblematik und die ist voll Intakt bzw. verschlimmert sich weiter.

    Wenn die FED die Zinsen anhebt könnte es noch schlimmere Verwerfungen bzw. Wirtschaftskrisen zu folge haben die auch wiederum bullish für Gold wären langfristig gesehen.
    Nur mal als bekanntes Beispiel was passiert denn mit der Türkei wenn die weiterhin die Zinsen senkt und die Amis die Zinsen anheben ? Das könnte bis zum Staatsbankrott der Türkei führen, dies könnte wiederum Banken zu fall bringen und zu Verwerfungen im FIAT Geld system/Wirtschaft führen.

    Ich will damit nur sagen das es mehr Perspektiven gibt die einen zu einem Kauf in Gold bewegen als die US Staatsanleihe.

  3. Hauptsächlich sind Analystenmeinungen nachträglich.
    Heute so, morgen das Gegenteil, übermorgen das Gegenteil vom Gegenteil.
    Heutige Berichte erzeugen eine jetzige Marktreaktion.
    Morgen? Wahrscheinlichkeiten auf Gestern, oder auf Übermorgen?
    Der beste ANALYST FUGMANN……………oder?

    1. @Hetmy, nur zu Info: die Analyse ist nicht von mir! Aber was haben Sie an dem Artikel auszusetzen?

    2. @ Hetmy

      Ihre Kritik ist völlig berechtigt, wenn man sie auf das anlegt, was z.B. von den Vertretern der Zunft auf ARD oder ZDF erzählt wird, aber durchaus auch auf die Mehrheit der hauptberuflich mit „Börsen-Talk“ beschäftigten Menschen. Das meiste kann man völlig links liegen lassen. Das ist so wie Verkaufsprospekt lesen.

      Aber auf die Artikel von Finanzmarktwelt paßt sie nun gar nicht.

      Diese Artikel sind immer kurz gehalten, schauen sich gezielt einen Aspekt an, und müßten schon im Zusammenhang gesehen werden.

      Vielleicht schauen Sie sich mal die täglichen Videos an, dann wird mM sehr schnell deutlich, dass hier sehr kritisch und neutral berichtet wird.

      Natürlich findet der apokalyptische Teil im Tagesgeschäft nur eine geringe Bedeutung, falls es das ist, was ihnen fehlt. Das wird aber auch behandelt. In den Boom und Bust – Videos.

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