Gold/Silber

Goldpreis robust trotz steigender Zinsen – Szenario bereits eingepreist?

Mehrere Barren Gold

Letzte Woche und auch gestern hatte ich die Frage in den Raum geworfen, ob der Goldpreis zu hoch notiert. Denn die Renditen für US-Staatsanleihen stiegen immer weiter. Normalerweise hätte Gold darunter leiden müssen, wenn Anleihen als Anlageklasse für Anleger immer attraktiver werden. Der Chart zeigt seit Jahresanfang der Verlauf im Goldpreis als blaue Linie. Mit aktuell 1.806 Dollar kann sich das Edelmetall halten. Die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen (orange Linie) stieg seit Tagen kräftig, kam aber gestern etwas zurück von 1,80 auf 1,75 Prozent. Der Goldpreis wurde durch die höheren Renditen der letzte Tage erstaunlicherweise nicht belastet.

Goldpreis robust – das sagen Experten

Laut den Experten der Saxo Bank wie Ole Hansen beeindruckt Gold weiterhin und wird nach einem kleinen Rückschlag bei den Realrenditen infolge der Äußerungen von Jerome Powell höher gehandelt. Das gelbe Metall habe sich während des Anstiegs der US-Realrenditen in der vergangenen Woche gut behaupten können. Dies sei ein krasser Gegensatz zu seinem Verhalten im vergangenen Jahr, als es bei steigenden Renditen häufig einen fallenden Goldpreis gegeben habe, und sich Gold bei einer Korrektur nach unten stabil halten konnte.

Angesichts von fast vier Zinserhöhungen durch die Fed, von denen die erste für März erwartet wird, und eines für Dezember erwarteten Anstiegs der US-Inflation auf über 7 Prozent, würden sich die Händler fragen, wie viel schlechter die Daten und Erwartungen aus Sicht des Goldpreises kurzfristig noch werden könnten. Die wichtigste Unterstützung liegt laut Saxo bei 1783 Dollar und der Widerstand bei 1830 Dollar.

Die Analysten der Commerzbank (CoBa) sagen aktuell, dass der Goldpreis derzeit vom etwas schwächeren US-Dollar und leicht gefallenen US-Anleiherenditen profitiert. Gemessen an den Fed Fund Futures sei seit der Veröffentlichung des falkenhaften Fed-Sitzungsprotokolls letzte Woche eine Zinserhöhung im März mittlerweile vollständig eingepreist worden. Die bevorstehende erste Zinserhöhung der Fed seit über sechs Jahren sollte laut den CoBa-Experten also kein größerer Belastungsfaktor mehr für Gold sein. Insgesamt erwarte der Markt gemäß Fed Fund Futures jetzt drei bis vier Zinsschritte der US-Notenbank in diesem Jahr.

Die Fed reagiere damit auf die hohe Inflation in den USA – diese dürfte im Dezember erstmals seit fast 40 Jahren über 7 Prozent gelegen haben. Laut CoBa trauen ETF-Investoren dem Braten allerdings noch nicht so richtig. Denn Gold-ETFs hätten gestern den dritten Tag in Folge Abflüsse verzeichnet, wenn auch moderate. Und auch die spekulativen Finanzinvestoren hätten sich rund um den Jahreswechsel etwas zurückhaltender gezeigt. Sie haben in der letzten CFTC-Berichtswoche ihre Netto-Long-Positionen bei Gold leicht reduziert.

Wichtige Termine für Gold

Wer sich für den Handel mit Gold interessiert, der beachte in dieser Woche vor allem die beiden folgenden Termine, die den Goldpreis wie auch Aktienmärkte und Devisenkurse deutlich in Bewegung bringen könnten. Heute um 16 Uhr deutscher Zeit redet Fed-Chef Jerome Powell. Und morgen um 14.30 Uhr deutscher Zeit werden die US-Inflationsdaten für den Monat Dezember veröffentlicht. Über beide Events werden wir dann umgehend berichten.

Chart zeigt Kursverlauf im Goldpreis seit dem 3. Januar TradingView Chart zeigt Verlauf im Goldpreis seit Jahresanfang.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

4 Kommentare

  1. Wenn man von eingepreist spricht, dann könnte es sein, dass der Goldmarkt langsam anfängt, über die Zinserhöhungen hinauszuschauen. Denn, wie Herr Fugmann immer wieder unterstreicht: Einen dauerhaften Zinsanstiegt verkraftet das System nicht. Spannend wird es, wenn die steigenden Renditen die Märkte auf die Probe stellen. Dann wird die Resilienz des Finanzsystems zum ersten Mal seit langem in einer Phase getestet, in der man nicht einfach mit der nächsten Geldflut um die Ecke kommen kann. Das dürften zumindest einige langfristige Goldanleger einpreisen.

  2. Welches Szenario? Wurden die Zinsen schon angehoben? Bis jetzt redet man nur.
    Die wissen selbst, dass sie die Zinsen nicht anheben können. Vor allem nicht langfristig.
    Man hat es von 2016-19 schon mal probiert. Zum Glück kam dann die Pandemie, dann hatte man wieder einen Grund für Zinssenkungen und Bilanzausweitung. Vielleicht sind Gold-Anleger überdurchschnittlich intelligent, lassen sich nicht so einfach hinters Licht führen und denken langfristiger.

  3. Ich denke, der Goldpreis hat 2019/20/21 singnalisiert, was auf uns zukommt, als er in dieser Zeit
    (in Euro) um etwa 39% gestiegen ist. Und ich denke, der Kurs ist nicht gestiegen, weil sich bei den Zinsen etwas hätte tun können, sondern weil die Anleger vermutet haben, dass, wenn überhaupt, die Zinsen nur sehr moderat steigen werden, aber die Inflation sich verstärken wird.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  4. Hallo Simon,
    ich möchte mich in Börsendingen als blutiger Laie bezeichnen. Und das ich mein physisches Gold nun schon sehr lange halte, liegt eben daran, dass es für meine Altersvorsorge ist, und weil man auch schlecht mit physischem Gold spekulieren kann.
    Ich habe seit über 20 Jahren die Berg- und Talfahrten einfach mitgemacht.
    Aber es kann passieren was will, es kann auch in eine neue Währung umgetauscht werden.
    Und wenn ich vor meiner lieben Frau von dieser Welt gehen muss, dann hat sie unsere komplette Altersabsicherung für sich alleine.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage