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Industrie im Absturz – Dax abgekoppelt von der Realität

Die Industrie-Schwäche zeigt die Rezession, so zeigen es aktuelle Daten. Der Dax aber ignoriert dies, bereits seit letztem Herbst.

Um 9:30 Uhr wurden für Deutschland die Einkaufsmanagerindex-Daten veröffentlicht. Sie sind noch schlechter ausgefallen als ohnehin schon erwartet. Und der Dax? Der rutscht als Reaktion nicht brutal in den Keller, sondern steigt seit 9:30 Uhr bis jetzt noch gut 10 Punkte an.

Industrie rauscht in den Keller – Dax abgekoppelt

Der deutsche Einkaufsmanagerindex für die Industrie liegt bei 38,8 Punkten bei 41,0 Erwartung – das war der schlechteste Wert seit 38 Monaten! Alle Werte unterhalb von 50 deuten auf eine schrumpfende Wirtschaft. Und 38,8 Punkte, das ist schon wirklich verdammt mies! Dienstleistung liegt bei 52, bei 53,1 Erwartung. Schauen wir auf den folgenden TradingView Chart. Wir sehen seit Sommer 2019 den Dax-Verlauf als blaue Linie. Parallel dazu entwickelte sich der Einkaufsmanagerindex für die Industrie (orange). Aber seit Oktober 2022 driften beide immer weiter auseinander (roter Kasten). Der Dax stieg kräftig an, während der Einkaufsmanagerindex weiter fällt.

Was lernen wir daraus? Entweder die Börsianer liegen mit ihrem Optimismus richtig, und der Zukunftsblick der jetzigen Dax-Stärke zeigt, dass die Wirtschaft kaum einbricht, und im nächsten Jahr schon wieder anständig wachsen wird. Oder die Börsianer sind viel zu optimistisch, und ignorieren einen bereit laufenden massiven Absturz der deutschen Industrie, der in den nächsten Monaten noch viel stärker sichtbar werden wird. Falls das zweite Szenario zutrifft, könnte der Dax irgendwann in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten abstürzen, für einige Börsianer dann „völlig überraschend“.

Dax und Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Vergleich

Der Experte Diego R. Faßnacht schreibt dazu aktuell: Der Wert von 38,8 lässt keinen anderen Schluss zu: Die deutsche Industrie befindet sich in einer gewaltigen Krise. Bereits im Vormonat war der Wert von 40,6 der schlechteste aller Industrie-Nationen. Zusätzlich belastend wird in den kommenden Monaten das höhere Zinsniveau auf das verarbeitende Gewerbe in Europa wirken. Die Hoffnung, dass Deutschland nur eine kurze, sogenannte „technische Rezession“, haben würde, war schon von Beginn an Wunschdenken! Es wird nicht ohne Schmerzen ablaufen.

Die wichtigsten Volkswirtschaften der Eurozone senden Warnsignale für eine Rezession

Bloomberg schreibt aktuell: Deutschland und Frankreich begannen das dritte Quartal mit Schrumpfungen im privaten Sektor, wobei die anhaltende Schwäche im verarbeitenden Gewerbe zunehmend auf den Dienstleistungssektor übergriff. Der Flash-Einkaufsmanagerindex von S&P Global für Deutschland (Gesamtindex) fiel auf den niedrigsten Stand in diesem Jahr und lag im Juli mit einem Wert von 48,3 unter der Schwelle von 50, die ein Wachstum anzeigt. Frankreich schnitt noch schlechter ab und erreichte mit 46,6 ein 32-Monats-Tief. Die Zahlen für beide Länder waren schlechter als von allen von Bloomberg befragten Ökonomen vorhergesagt.

In Deutschland wurde der negative Wert durch das verarbeitende Gewerbe bestimmt, das seit mehr als einem Jahr unter 50 liegt und sich nun dem Niveau nähert, das zuletzt zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 erreicht wurde. Das Wachstum im Dienstleistungssektor verlangsamte sich einen zweiten Monat lang.

Einkaufsmanagerdaten für Deutschland und Frankreich

„Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte in einer Rezession befindet, ist gestiegen“, sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburger Handelsbank, über Deutschland. „In den letzten Monaten haben wir einen drastischen Rückgang sowohl bei den Auftragseingängen als auch bei den Auftragsbeständen erlebt, die nun mit den höchsten Raten seit der ersten Covid-Welle Anfang 2020 schrumpfen. Das verheißt nichts Gutes für den Rest des Jahres.“

In Frankreich sind sowohl das verarbeitende Gewerbe als auch der Dienstleistungssektor erneut geschrumpft, wenn auch der erstere von beiden in schlechterer Verfassung ist. „Die Daten signalisieren eine spürbare Abkühlung der Wirtschaft und zeigen den stärksten Rückgang der Geschäftstätigkeit seit November 2020, der einer Schrumpfung des BIP in Frankreich vorausging“, sagte Norman Liebke, Volkswirt bei der Hamburger Handelsbank.

Die düsteren PMI-Werte für die beiden größten Volkswirtschaften des Euroraums sind eine Warnung für die gesamte Region, für die die Zahlen, die später am Montag veröffentlicht werden, wahrscheinlich ebenfalls eine Schrumpfung des Privatsektors zeigen werden. Zuvor hatten die Daten einen Rückgang in Australien und ein stabiles Wachstum in Japan gezeigt, während für das Vereinigte Königreich und die USA ein solides Wachstum für Juli vorhergesagt wird.

FMW/Bloomberg



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6 Kommentare

  1. In der Ära von Bundeskanzler Gerhard Schröder und Industriepräsident Michael Rogowski gab es einen ovalen Tisch, an dem ein Wachstumspakt thematisiert wurde.

  2. Nachdem Merz nie… nie… niemals mit der AfD….
    Nun ein Hoffnungsschimmer.
    Nach vor etwa 4 Wochen “ nie… nie… nun doch auf kommunaler Ebene.
    Mal sehen was in etwa 96 Wochen sein wird.
    Kann es sein, dass die Börse schon eine frühere Koalition nach Neuwahlen einplant?
    Das könnte das tiefe Tal doch sehr abflachen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Zitat aktuell aus Spiegel-Online:
      „Nach massiver Kritik will er es nun doch nicht so gemeint haben: CDU-Parteichef Merz schließt jetzt eine Zusammenarbeit mit der AfD auch in Kommunen aus.
      Erst am Vortag hatte er eine ganz andere Linie vertreten. “

      Egal was, Merz widerruft es am nächsten Tag. Mit dem ist nichts zu gewinnen. Ohne jegliche Reste von Eiern…

      1. Hallo Matthias.
        Ja, so ist es.
        Nur, es ist das alte Spiel:
        Man stellt was in den Raum…..
        In weiteren über 96 Wochen unter rot/grün wird man Merz bitten.

        viele Grüße aus Andalusien Helmut

    2. Genau, die AfD zerstoert dann den Rest der deutschen Wirtshaft
      ach nee, Hoecke darf man ja nach einem Urteil als „Nazi“ bezeichnen. Also werden die Russen einmarschieren und Deutschland entnazifieren.

  3. Hallo Horst Schlemmer,
    wenn Deutschland einen rechtskräftig verurteilen Naziverbrecher als Bundeskanzler und Ehrenvorsitzenden haben konnte, dann sollte man nicht Menschen in Deutschland als Nazis titulieren, nur weil es jetzt die AfD gibt, und damit die Taten der Nazis verharmlosen.
    Wenn es eine Staatsanwaltschaft in Deutschland geben würde, die nicht politisch gesteuert würde, dann würden eine Menge Politiker für ihre Taten angeklagt.
    Das hat auch schon der EUGH erkannt, und deshalb dürfen von deutschen Staatsanwälten ausgestellte europäische Haftbefehle nicht in Europa vollstreckt werden.
    Früher nannten wir solche Länder Bananenrepubliken.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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