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Inflation in Anmarsch? Aktuell viele Anzeichen für Deflation

Geldscheine verschiedener Währungen - Deflation statt Inflation?

Kommt die Inflation, und vorher noch kurz ein bisschen Deflation? Oder haben wir erstmal einige Zeit nur mit Deflation zu kämpfen? Auch wenn einige Kommentatoren wie Markus Krall seit geraumer Zeit davon sprechen, dass vor der großen Inflation erstmal eine kurze Phase der Deflation kommt, so sprechen doch er und viele andere kritische Beobachter der Gesamtlage davon, dass im großen Bild eine richtig heftige Hyper-Inflation ansteht. Die Argumentation ist klar verständlich und auch logisch nachvollziehbar. Die Notenbanken (egal ob Fed oder EZB) erhöhen im Zuge der Coronakrise die Geldmenge dramatisch. Alles wird mit Geld geflutet, weitere Papiere werden aufgekauft usw. Dadurch steigt die Geldmenge im System. Ein verknapptes Angebot (Produktionsausfälle und geschlossene Geschäfte) treffe nun auf deutlich mehr Geld im Finanzsystem. Diese Kombination erzeuge die Inflation. Wir hatten das Thema schon mehrfach in den letzten Wochen besprochen. Es ist hoch brisant. Denn die Argumente von Markus Krall, Dirk Müller und vielen anderen Kritikern sind bestechend. Aber wo wir diese Argumente bereits kritisch besprochen hatten, da wollen wir heute nochmal nachlegen.

Der Ölpreis-Schock wirkt Richtung Deflation

Ganz offensichtlich und klar verständlich ist natürlich der Ölpreis-Crash der letzten Wochen. Und heute hat sich dieser Crash nochmal dramatisch beschleunigt. Trotz Vereinbarungen zu deutlichen Kürzungen auf der Angebotsseite ertrinkt die Welt im Öl. Die Lagertanks werden knapp. So schnell werden wir wohl keine Ölpreis von zum Beispiel 60 Dollar im WTI-Öl sehen wie Anfang des Jahres. Jetzt sind wir weit unter 20 Dollar angekommen. Dass diese Situation erstmal auf einige Zeit hin günstigere Benzin- und Heizölpreise mit sich bringen sollte, ist verständlich. Dies wirkt eindeutig in Richtung Deflation statt Inflation.

Immobilien

Auch der Sektor Immobilien spielt eine wichtige Rolle. Die Mietpreise sind die letzten Jahre immer nur gestiegen, gestiegen, und gestiegen. Seit der Coronakrise hat sich alles geändert. Private Beobachtungen unserer Redakteure zeigen (nicht repräsentativ), dass zum Beispiel in Hamburg Vermieter von Wohnungen in guten Lagen bei Neuvermietungen sogar von sich aus anbieten, dass man über die Höhe der Miete reden könne! Noch im Februar wäre das undenkbar gewesen. Diese Änderung des Marktes ist auch nachvollziehbar. Viele Mieter haben derzeit Probleme ihre Mieten zahlen zu können. Sie haben entweder ihren 450 Euro-Job verloren, sind in ihrem Hauptjob auf Kurzarbeit, oder sogar beides. Oder sie werden bald arbeitslos, oder haben Angst davor. Und dazu noch das Herr der Freelancer, Künstler usw, die trotz ein paar Tausendern Cash-Zuschuss von Vater Staat vor dem Nichts stehen. Wie auch immer. Den Vermietern dürfte klar sein, dass es derzeit und auch in den nächsten Quartalen darauf ankommt überhaupt noch einen Mieter in seiner Wohnung zu haben, der verlässlich jeden Monat die Miete zahlen kann. In diesem Marktumfeld sind wohl kaum weiter steigende Mietpreise denkbar. Auch das spricht eher für Deflation als Inflation, oder wohl eher für Stagnation der Mietpreise.

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12 Kommentare

  1. Wenn der Staat beim Neuwagenkauf auf Mehrwertsteuer (…NOVA…) verzichtet, wäre das sehr wohl ein zumindest kurzfristiger Anreiz…dann müssten die Gebrauchten billiger werden…Inflation?

    1. Welcher selbstständig denkende Mensch kauft sich ein Auto für 30.000-40.000 Euro, welches schon ein Jahr auf Halde steht? Hinzu kommt noch der irrsinnige links-grüne Abgasspuk, wobei nicht klar ist ob man dann noch in die Innenstädte fahren darf!

  2. Es wird wieder einmal eine Assetinflation geben. Auch wenn das „System“ mit Geld geflutet wird, der Durchschnittsbürger/Konsument bekommt ja nicht plötzlich einen Haufen Geld vom Staat, ganz im Gegenteil, er bekommt das absolut Notwendigste für seine Ausfälle. Er hat also weniger Geld, als vorher und spart noch mehr. Wo soll da bitte eine Hyperinflation herkommen?
    Die Taxis, die Friseure, die Verkäuferinnen, sie werden alle wieder arbeiten wollen, bei weniger freien Stellen…dann eben um weniger Geld.

    1. Ich sehe das ähnlich. Inflation bei Verbrauchsgütern kann nur einsetzen, wenn eine physisch nicht mögliche Produktion auf wachsende Liquidität IN DER BREITE trifft. 1000 Milliardäre lösen keine Inflation bei Müsli aus. Höchstens bei Luxusjachten. Aber das wäre auch kein Problem.

    2. @Columbo
      So ist es. Deshalb funktioniert auch immer noch mehr Geld (für die Pleitstaaten) nicht.

  3. Ja, eine massive Deflation steht erst mal an. Die riesigen Wertverluste und Einkommensverluste werden von den Regierungen und Zentralbanken nur zu einem kleinen Teil kompensiert werden können. Da müssten die Zentralbanken schon Hunderte von Billionen an Dollars/Euros drucken und dieses dann als Helikoptergeld verteilen, um auch nur ansatzweise dagegenhalten zu können. Aber soweit scheinen sie noch nicht zu sein – würde ja auch fast einem Harakiri gleichkommen.

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  6. Jetzt frage ich mich noch, warum unsere geliebten und so gescheiten Crashgurus uns andauernd eine Hyperinflation einreden wollen? Cui bono? Will man eine neue Sau durchs Dorf treiben? Oder würde eine von allen erwartete und gefürchtete Hyperinflation ihren diversen Weltuntergangs-Rettungs-Fonds besonders guttun, die ja nicht besonders gelaufen sind?
    Mit Aussicht auf Totalverlust würden die Leute dann endlich diesen verdammten Whisky kaufen und trinken, der da in den Kellern mancher Ökonomen ungenutzt herumliegt😉.

  7. Bei genauerer Betrachtung stecken hinter den Crash- und Hyperinflationsgurus immer entweder der Goldhandel oder irgendwelche Fonds die ihre Produkte vermarkten wollen.

    Siehe auch Dirk Müller (Mr. DAx) der vom totalen Finanzcrash schreibt und damit seinen Fonds bewirbt. Ich würde ihn gerne mal fragen was denn mit der Bank passiert die seinen Fonds betreibt wenn alles zusammenbricht….

    Es ist so wie beschrieben, es droht Deflation und keine Inflation. Auch glaube ich nicht dass das „Vertrauen“ in den Euro irgendwann verschwindet, wie soll man sich in dieser arbeitsteiligen Welt denn bezahlen wenn nicht mit einer Währung? Und das die Währung der Länder, D, F, BeNeLux + Österreich in der Welt kein Vertrauen mehr geniesst kann ich mir nicht vorstellen.

    Wir werden in den nächsten Wochen Rabattschlachten im Textilhandel, im KFZ-Handel und im Elektro-/Haushaltsgerätebereich sehen und Inflationsraten 0,irgendwas für den Euroraum.

    Was ich noch nicht einschätzen kann sind die Preise für Flüge bzw. Tourismus wenn die hier im Sommer gelockert wird, vielleicht will dann auch jeder sofort nach Malle und die Preise explodieren in diesem Segment….

  8. Ich glaube eher an eine V-förmige Erholung mit schnell steigenden Inflationsraten. Ein Vorbote sind vielleicht die Lebensmittelpreise in Spanien: Es gab einen Anstieg von fast 5 Prozent im Jahresvergleich, da durch Grenzschließungen Arbeitskräfte fehlen und die Logistik teurer wird. Und trotz Hamsterkäufen sind die Margen des Marktführers Mercadona sogar gesunken! Kann natürlich sein, dass erstmal keiner sinnlos teure deutsche Autos kaufen will, bevor die Abwrackprämien kommen. Dürfte im Warenkorb aber eher eine untergeordnete Rolle spielen.

  9. Meine Kunden und Freunde sind gespaltener Meinung. Manche reden von Inflation, manche von Deflation. Ich persönlich tendiere zur Deflation, insbesondere weil die Leute ihre Investitionen in die Zukunft verschieben, Immobilieninvestoren trotzdem ihre Tilgung leisten müssen und alle Angst davor haben, keine Käufer mehr finden zu können. Das führt zu sinkenden Preisen, zu einer verschobenen Nachfrage und zur Kaufkraftsteigerung des Geldes. Gerade Unternehmern ist es wichtig liquide zu bleiben. Das kann nur durch Preissenkungen erzielt werden. Für mich also eine begründete Deflation.

    Dirk Müller ist für mich keine Quelle, da er seine Meinung immer mit seinem Fonds bewirbt. In diesem Fond sind einige Titel, die ich für absolut kritisch halte und mir die Frage stelle, was denn gerade daran systemrelevant sein soll. Von antizyklisch keine Spur.

    Sein aktueller Beitrag „der Crash eine Jahrhunderchance“ kommt zum schlimmstmöglichen Zeitpunkt. Die Leute haben Kurzarbeit, haben Geldsorgen und nun sollen sie ihr hart erarbeitetes Geld in Aktien investieren.

    Memo: Die Arbeitslosenquoten sind beängstigend, die Nachfrage katastrophal und die Produktion am Nullpunkt. Gleichzeitig sind die Aktienempfehlungen in den Zeitungen erschreckend euphorisch.

    Die Unternehmen werden momentan noch nach alten Kennzahlen bewertet, die nicht mehr ins aktuelle Bild passen. Es kann in den nächsten Monaten zu massiven Verlusten kommen.

    Aber gerade jetzt Geld zu investieren? Das halte ich für ein Bauernopfer.

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