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Forderung von EZB-Direktor Mindestreservesatz für Banken massiv erhöhen? Institute warnen vor den Folgen

Soll die EZB den Mindestreservesatz für Banken massiv erhöhen? Deutsche Institute warnen aktuell vor negativen Folgen bei der Kreditvergabe.

EZB-Direktor Robert Holzmann
EZB-Direktor Robert Holzmann.

Die europäische Wirtschaft rutscht derzeit offenbar in eine Rezession, und vor allem der Immobiliensektor leidet. Ist es wichtiger die Banken solider aufzustellen, oder ist es wichtiger möglichst viele Kredite an Unternehmen und Verbraucher auszureichen, um die Wirtschaft nicht zu stark abzuwürgen? In dieser Gemengelage kommt ein Vorschlag aus den Reihen der EZB auf den Tisch. Die Zentralbank sollte den Mindestreservesatz für die Geschäftsbanken auf bis zu 10 % erhöhen. Dies empfahl laut Bloomberg gestern Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann im Gespräch mit der WirtschaftsWoche.

EZB-Direktor: Mindestreservesatz von 1 % auf 5 oder 10 % anheben

Derzeit liegt die unverzinste Mindesteinlage der Geschäftsbanken bei der EZB bei nur 1 % der Kundeneinlagen. Die Banken hätten von der unkonventionellen Geldpolitik der Zentralbank in der Krise erheblich profitiert. „Sollten wir in Zukunft erneut zu vergleichbaren Maßnahmen gezwungen sein, brauchen wir dazu Reserven in unserer Bilanz“, führte der als Falke bekannte EZB-Rat aus. „Ich schlage vor, dass die Banken mehr Geld unverzinst bei uns als Mindestreserve einlegen, wie das früher auch der Fall war“, sagte Holzmann. „Ich denke an 5 % bis 10 %“. In der Branche werde der Vorschlag freilich zu einem Aufschrei führen.

Banken warnen vor dramatischen Folgen

Und ja, Robert Holzman liegt damit richtig. Heute meldet sich der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) zu Wort mit einer Warnung vor drastischen Folgen für die Kreditvergabe der Banken, sollte der Mindestreservesatz angehoben werden – und dazu auch noch so deutlich! Der vdp stellt sich „entschieden“ gegen die Anhebung beim Mindestreservesatz für Banken in der Eurozone durch die EZB. „Dass die EZB darüber nachdenkt, Kreditinstituten einen höheren Mindestreservesatz vorzuschreiben, ist in der aktuellen Situation nicht nachvollziehbar. Die Kreditvergabemöglichkeiten der Banken würden dadurch weiter spürbar eingeschränkt werden“, so der vdp. Und das in einer Zeit, in der mit der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft und des Gebäudebestands sowie mit der Schaffung bezahlbaren Wohnraums enorme Investitionen anstünden, die größtenteils von Kreditinstituten zu leisten sein würden.

„Eine solche Maßnahme wäre nicht nur für die Kreditwirtschaft, sondern auch für die Real- und Immobilienwirtschaft absolut schädlich.“
Gero Bergmann

Der vdp weist auch darauf hin, dass die EZB hatte bereits im Juli dieses Jahres bekanntgegeben hatte, dass die Mindestreserven fortan nicht mehr verzinst werden, wodurch allein deutschen Banken Zinserträge in Milliardenhöhe wegbrechen sollen. Der vdp verweist heute auch auf den Wohnungsgipfel, der Anfang dieser Woche im Bundeskanzleramt stattgefunden hat und bei dem ein 14-Punkte-Papier zur Ankurbelung des Wohnungsbaus verabschiedet worden ist. „Wenn wir es wirklich ernst meinen mit der Schaffung neuen Wohnraums, dann müssen wir das Finanzierungsumfeld von Anfang an mitdenken. Ohne entsprechende Fremdfinanzierungsmittel findet kein Wohnungsbau statt. Kreditinstitute stellen gerne die erforderlichen Mittel bereit, sie müssen dazu aber auch in der Lage sein. Maßnahmen wie der geltende Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienfinanzierungen oder die diskutierte Anhebung beim Mindestreservesatz, die die Kreditvergabe der Institute ohne Not beschränken, wirken in die falsche Richtung“, so der vdp aktuell in seinem Statement.

FMW/Bloomberg/vdp



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2 Kommentare

  1. Schon klar das die Lobbyvereinigung der Banken gleich wieder ihre alte „dann müssen wir die Kreditvergabe drosseln“ Platte auspackt. Ein weiteres Argument war ja, das „man den Kunden keine Verzinsung zahlen könne.“ Die Banken bieten doch sowieso keine marktgerechten Zinsen an, also ist das Argument an Lächerlichkeit nicht zu überbieten.

  2. Was weiß ich schon....

    Na,da bereitet die EZB wohl den nächsten Zinserhöhungen das Feld und versucht die Bankbilanzen vor weiteren Kursverlusten der Staatsanleihen durch eine erhöhte Mindestreserve zu schützen.
    Netter Versuch … .

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